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Rezension zu
Zeitflut

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Unkontrollierbare Zeitreisen

Von: Edith N.
09.07.2021

Die Geschichte beginnt an der Universität von Colorado, Boulder. Harv Leonel, Mitte 40, Professor der Elektrotechnik, hat eine Art Zeitmaschine gebaut. Der Apparat beeinflusst die Gehirnaktivitäten. Das heißt, der Professor reist nicht physisch in die Vergangenheit. Er setzt eine Haube auf, drückt aufs Knöpfchen – und (er)lebt das Leben seiner Vorfahren. Nur leider hat er über diesen Vorgang keine Kontrolle. Was mit einer Momentaufnahme aus dem Arbeitsleben eines Urahns in Schottland anfängt, führt ihn schnurstracks ans Ende der Eiszeit. Es dauert eine Weile, bis Harv sich einen Reim darauf machen kann, wo er ist und in welcher Zeit er sich befindet. Und er wundert sich darüber, dass sein eigenes Bewusstsein aktiv ist, auch wenn er die Welt gerade mit den Augen des Seemanns Manuah sieht. Jetzt wird’s allerdings ein bisschen zäh. Auf rund 150 Seiten wird erst einmal das Leben dieser neolithischen Zivilisation beschrieben, ohne dass man weiß, warum eigentlich und wohin das führen soll. Besonders spannend ist das nicht. Erst gegen Ende des Kapitels gibt’s ordentlich Action. Und nachdem ich den Anhang ausgiebig studiert hatte, ergab die Sache auch so langsam Sinn. (So sollte das aber nicht laufen!) Der Professor landet nach einem Krampfanfall im Krankenhaus und unternimmt fortan unfreiwillig weitere Zeitreisen, ohne an die Maschine angeschlossen zu sein. Während das Krankenhauspersonal und seine Freunde aufgeregt um ihn herumwuseln und sich die Verantwortlichen fragen, wofür er eigentlich die Forschungsgelder verpulvert hat, reist er weiter zurück in die Vergangenheit und fragt sich aus gegebenem Anlass: Sind die Neandertaler der Basis für die Geschichten über Trolle? Und wie lernten die Menschen eigentlich das Sprechen? Schließlich landet Harv in vorsprachlicher Zeit. Der Zeitreisende tut sich schwer, sich in diese Menschen hineinzuversetzen. Hier muss er sehr viel raten und ninterpretieren. Was motiviert einen Kerl von damals, ein Floß zu bauen und übers Meer zu paddeln, zu einem Land, das er bislang nur aus der Ferne gesehen hat? Neugier? Forscherdrang? Abenteuerlust? Wie macht sich überhaupt jemand abstrakte Gedanken, der noch keine Sprache kennt? Geht das jetzt ewig so weiter mit den unkontrollierten Zeitreisen? Oder hört es irgendwann auf und der Professor erholt sich wieder? Bekommt er nun Probleme, weil er die Ressourcen der Universität für etwas verschleudert hat, das wissenschaftlich gesehen gar nichts bringt? Denn wie soll er das, was er auf seinen Zeitreisen erlebt haben will, beweisen? Das kann er nicht. Es könnten auch Halluzinationen gewesen sein. Zugegeben: Es schon ist interessant zu sehen, wie sich Menschen, Sprache und Zivilisation entwickelt haben (könnten). Aber ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl, ich lese eine Abfolge von Artikeln aus einem populärwissenschaftlichen Magazin, die jemand auf Romanlänge aufgeblasen und mit einer Rahmenhandlung versehen hat. Ich denke, für diese Geschichte ist ein Roman nicht die optimale Form. Jedenfalls nicht so. Mir wären Kurzgeschichten zu dem Thema oder Sachtexte, gern auch spekulativer Natur, lieber gewesen.

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