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Rezension zu
Das Lachen und der Tod

Ein unglaubliches Buch - berührend, dramatisch, schonungslos ehrlich und witzig

Von: Svenjas BookChallenge - Svenja
04.06.2015

Ich war sehr gespannt auf Webelings Roman, denn die Thematik kannte ich schon aus diversen Filmen (Das Leben ist schön und Zug des Lebens), welche ich eher befremdlich und wenig gelungen fand. Zum Glück stellte sich während des Lesens heraus, dass Das Lachen und der Tod ganz anders ist, denn das Buch versucht nicht, das dunkelste Kapitel der Menschheit mir Humor zu nehmen, sondern vielmehr zeigt es einen Weg, wie man mithilfe von Humor den Holocaust irgendwie überleben und (soweit das möglich ist) verdauen kann. Webelings Held ist ein niederländischer Komiker mit deutschen und jüdischen Wurzeln, der aus der Ich-Perspektive erzählt. Die Handlung setzt genau ein Jahr nach der Befreiung von Auschwitz, also am 27. Januar 1946 ein, denn an diesem Tag hat Hofman seinen ersten Auftritt seit seiner Deportation - dieser bildet den Rahmen für die folgende Handlung, die 1944 und 1945 spielt und rückblickend erzählt wird. Schonungslos und ehrlich schildert Hofman die Zugfahrt nach Auschwitz, seine Eindrücke vom Lager und die unvorstellbaren Geschehnisse. Dabei muss man als Leser mehrmals schlucken, denn durch die Nähe zum Protagonisten ist es stellenweise, als würde man das Geschilderte mit eigenen Augen sehen und am eigenen Leib erfahren - es ist grausam, unverständlich, bedrückend und erschreckend bildlich - Webeling gelingt es, den Holocaust in seiner ganzen Grausamkeit einzufangen. Allerdings gibt sein Protagonist nicht nur den anderen Inhaftierten im Lager Hoffnung, sondern auch dem Leser. Hin und wieder bringt einen der ein oder andere Witz zum Schmunzeln oder sogar zum Lachen. Das wirkt jedoch keinesfalls unangemessen, denn es ist Hofmans Art, das Lager zu überstehen und Tag für Tag weiterzuleben. Hofman ist also ein überaus authentischer Charakter. Das spürt man vor allem in seiner eigenen Entwicklung: Ist er zu Beginn noch so naiv wie alle deportierten Juden (wir sind Arbeitskräfte, die Deutschen brauchen uns doch), realisiert er bald die gesamte Tragweite des Holocaust, stumpft ab, kämpft nur noch ums nackte Überleben und schreckt auch selbst vor Gewalt nicht mehr zurück. Infolgedessen verachtet Hofman sich nach und nach selbst, sein Lebensmut sinkt und er weiß nicht, wie er jemals mit den Taten seiner deutschen Peiniger und seinen eigenen Taten leben soll. Schließlich ist es Hofmans Humor, der ihm im Lager Respekt verschafft und ihn zwar beinahe das Leben kostet, es ihm am Ende jedoch auch rettet. Dahinter versteckt sich meiner Meinung nach eine wunderbare Botschaft: Wenn es einem gelingt, sich selbst treu zu bleiben, sich sein eigenes Ich zu bewahren - dann kann man auch ein schlimmes Martyrium überstehen. Hoffnung spendet außerdem die unaufdringliche, in die Handlung eingeflochtene Liebesgeschichte zwischen Ernst Hofman und Helena. Besonders gelungen finde ich dabei, dass der Autor nicht auf Biegen und Brechen versucht, etwas zu konstruieren - als Leser spürt man die Liebe, sie ist auf eine besondere Art und Weise allgegenwärtig, aber sie dominiert den Roman nicht, was mir angesichts des Themas wirklich gut gefällt.

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