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Rezension zu
Abschied von Hermine

Ein herrliches Lesevergnügen!

Von: Nico aus dem Buchwinkel
26.04.2021

CN: Tod, Sterbeprozess, Verwesung, Insekten (insbesondere Schmeißfliegen, Schnecken, Käfer) "Der Tod ist ein Thema, bei dem man nicht einfach sagen kann: Puh, nee, das ist ja was für Mitläufer:innen, das machen ja alle. Ich aber bin Individualist:in, deshalb ist das eher nix für mich, trotzdem danke für das Angebot!" - Abschied von Hermine, S. 11 In „Abschied von Hermine“ mischt Jasmin Schreiber sachliche Fakten mit autobiografischen Anleihen. Es geht zum einen um den Tod im Allgemeinen, zum anderen um den ganz speziellen Tod ihres Hamsters Hermine. Ein autobiografisches Sachbuch, wenn mensch so will. Eingeteilt ist das Buch (wie das Leben) in Leben, Altern, Sterben, Tod und Trauer. Zwischendurch eingestreut ist faszinierendes Nischenwissen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass manche Wasserbärenarten über 5000 mal mehr Strahlung überleben als wir Menschen? Was Wasserbären überhaupt sind, lässt sich natürlich ebenfalls nachlesen, genauso wie das, was bei der Schwangerschaft einer Nacktmullkönigin passiert. So liest sich das Buch trotz des schweren Themas herrlich unterhaltsam und kurzweilig, auch wenn einzelne Kapitel traurig und andere wiederum nichts für schwache Mägen sind. Ich fand es gar nicht mal so angenehm zu erfahren, was Schmeißfliegen alles auf einer verwesenden Leiche im Wald treiben und woher Schnecken den Kalk für ihre Gehäuse bekommen. Aber Sterben ist nunmal nichts Appetitliches, was will mensch machen? Umso appetitlicher sind dafür die Zeichnungen der Autorin, die die Kapitel illustrieren und zum Beispiel den Lebenszyklus einer Qualle zeigen oder Weinbergschnecken beim Sex. Die Bilder passen in ihrer Schlichtheit sehr gut zum Buch und sorgen auch für den ein oder anderen Schmunzler, zum Beispiel wenn dargestellt wird, wie ein Stufenmodell des Trauerns in der Realität abläuft. Literatur ist politisch Im Zitat fällt es vielleicht schon auf: In „Abschied von Hermine“ wird gegendert. Aber nicht nur das. Jasmin Schreiber stellt (als es um Statistiken zu Lebenserwartung geht) explizit klar, dass für sie trans Frauen Frauen sind und trans Männer Männer. Schade, dass das nicht selbstverständlich und keiner Erwähnung wert ist. Schön, dass die Autorin sich entsprechend positioniert. Hätte es nun noch zusätzlich dazu eine Triggerwarnung zu Beginn des Buches gegeben, ich wäre wünschlos glücklich gewesen. Aber auch so finde ich das ziemlich gut. Dementsprechend lautet mein Fazit: Toll aufbereiteter und illustrierter Inhalt, heiteres Herangehen an ein schwieriges Thema, das in den wichtigen Momenten aber nie den gebotenen Ernst vermissen lässt, wichtige Botschaften, 1A Lektüre, 5 von 5 Sterne von mir. Ich freue mich schon mächtig auf Schreibers zweiten Roman „Der Mauersegler„, der Ende August erscheint. Diese Rezension ist ebenfalls auf meinem Blog buchwinkel.de erschienen

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