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Rezension zu
Das Silmarillion

mit Gandalf in die Vergangenheit

Von: Michael Seiler
27.05.2015

Wie klingt Mittelerde eigentlich? Wie sich J.R.R. Tolkiens fantastische Welt anfühlt und wie sie aussieht war mir spätestens seit den Büchern und Filmen klar. Ein Hörbuch nach Originalvorlage muss sich allerdings schon mächtig Mühe geben, um wenigstens einen Teil dieser einmaligen Atmosphäre einzufangen. Den Produzenten des Silmarillion-Hörbuchs war das vermutlich ebenfalls bewusst und so wurde mit Achim Höppner die deutsche Synchronstimme von Gandalf aus der "Herr der Ringe"-Filmtrilogie angeheuert. Ein echtes Kaliber. Beim Einlegen der ersten von insgesamt zwei mp3-CDs verkündet zunächst ein anderer Sprecher den Titel des Werks. Der wird aus irgendeinem Grund mit englischer Intonation ausgesprochen. Die deutsche Aussprache wäre in diesem Fall durchaus angemessen, denn "der Professor", wie eingefleischte Fans ihn gerne nennen, hat sich wiederholt für eine genaue Übertragung seines Werkes ins Deutsche eingesetzt, da dessen Wortschatz für seine Zwecke noch umfangreicher ist als der des Englischen. So wurden unter anderem aus den "elves" im Englischen die nur in deutschen Übersetzungen vorkommenden "Elben" und nicht die süßen Flügelwesen mit den Glitzerkleidchen. Aber das nur am Rande. Wenige Sekunden später legt Meister Höppner los. Das Vorurteil, ein Hörbuch sei ja nur gelesener Text und keine große Kunst, wird von ihm eindrucksvoll widerlegt. Die Würde und Erhabenheit, die das Silmarillion als mythische Chronik der Frühzeit von Mittelerde in sich trägt, schimmert in jedem Kapitel durch. Jeder einzelne Satz wird zu einem bewusst vorgetragenen Erlebnis, das den Hörer in die Tiefen der Dunkelheit und in die lichten Tage der Valar und Elben mitnimmt. Besonders schön: Die Aussprache sämtlicher elbischer Begriffe (und jener in anderen fiktiven Sprachen) wird korrekt umgesetzt. Keine Selbstverständlichkeit. Gemäß der Länge der Vorlage (ca. 600 Seiten) erstreckt sich die Laufzeit des Hörbuchs auf stolze fünfzehneinhalb Stunden. Im Gegensatz zu manch anderen Produktionen wurde nichts gekürzt, diese Fassung ist vollständig und entspricht dem Text der Buchausgaben. Die Qualität bleibt die ganze Zeit über konstant. Höppner klingt nie auch nur routiniert, sondern gönnt jedem Satz die Aufmerksamkeit, die er verdient. Im Prinzip kann man auch getrost denken, Gandalf erzähle die Geschichte, und kaum jemand anderes als der Jahrtausende alte Zauberer könnte dafür geeigneter sein. Dazu ein Kaminfeuer, ein Pfeifchen, ein Tee und die Hobbitfüße auf das Sofa legen. Herrlich! Die Verwendung von mp3-CDs spart ordentlich Platz und Material. Außerdem muss man so nicht alle paar Kapitel aufstehen und die Scheibe wechseln. Sehr erfreulich. Damit ist dieses Hörbuch aber nicht für jeden CD-Player geeignet, viele Standard-Autoradios fallen damit also schonmal raus. Am heimischen PC oder einer modernen Streoanlage (evtl. auch auf dem DVD-/BluRay-Player) sollte es aber keine Probleme geben, außerdem gibt's vom selben Verlag auch noch eine Ausgabe mit "normalen" Audio-CDs. Darüber hinaus ist diese Ausgabe mit einem schönen Booklet ausgestattet, das die wichtigsten Begriffe Mittelerdes, einige Illustrationen von Tolkien-Künstler John Howe und auch mehrere Stammbäume enthält. Außerdem gibt's noch eine Einleitung von Marcel Aubron-Bülles, seines Zeichens Gründungsmitglied der Deutschen Tolkiengesellschaft und der jährlich in Bonn stattfindenden Fantasy-Messe Ring*Con. Sowohl im Bücher- als auch im CD-Regal ist das Hörbuch also bestens aufgehoben. Schade, dass Herr Höppner bereits vor sechs Jahren verstorben ist. Seine Stimme wurde zwar in der Hobbit-Trilogie würdig ersetzt, doch es gibt nur ein Original. Ein Glück, dass sie hier konserviert wurde. CDs: 2 Laufzeit: 926 min, 15 h 26 min Verlag: der hörverlag

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