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Rezension zu
Ensel und Krete

Eine erfrischende Adaption des grimmschen Märchens

Von: eschenbuch
27.02.2021

Inhalt: Ensel und Krete, zwei Fhernhachen-Geschwister, machen mit ihren Eltern im von Buntbären geleiteten Ferienpark "Bauming" Urlaub. Einziges Problem: Der Urlaub ist langweilig. Ensel hat einfach keine Lust mehr, ständig Himbeeren sammeln zu müssen. So überredet er kurzerhand seine Schwester Krete, die ausgeschilderten Pfade zu verlassen und sich tiefer in den Großen Wald zu begeben - was strengstens verboten ist. Die beiden verlaufen sich und merken schnell, dass sie nicht die einzigen Wesen im Wald sind. Persönliche Meinung: "Ensel und Krete" ist der zweite Band des Zamonien-Zyklus von Walter Moers. Wie der kurze Inhaltsteaser und die sprechenden Namen der beiden Hauptfiguren schon andeuten, handelt es sich um eine Neuadaption des grimmschen Märchens "Hänsel und Gretel". Das Handlungsgerüst von "Ensel und Krete" orientiert sich auch an diesem Märchen: Zwei Geschwister verirren sich in einem Wald und treffen dort auf eine Hexe (bei "Ensel und Krete" ist dies aber eine Hexe der besonderen Art). Was "Ensel und Krete" allerdings von "Hänsel und Gretel" unterscheidet, ist, dass die moerschen Figuren auf eine Vielzahl unterschiedlicher zamonischer Wesen (aus Flora und Fauna) treffen. So begegnen sie einem Stollentroll, den Blaubären, einem Laubwolf (ein Hybridwesen aus Wolf und Pflanze) und einer Grasmuräne, die im Grassee lebt. Auch ist die Handlung komplexer als im grimmschen Märchen. In der moerschen Adaption gibt es mehr (potentielle) Gegenspieler und unerwartete Wendungen. Eine Besonderheit von "Ensel und Krete" ist, dass es mit der Autorschaft des Werkes spielt. Moers selbst gibt sich nur als Übersetzer des Märchens, das eigentlich der zamonische Dichterfürst Hildegunst von Mythenmetz geschrieben hat. Am Ende des Werkes findet sich sogar eine kurze (diesmal namentlich von Moers verfasste) Biografie Hildegunsts, sodass hier eine spannende Herausgeberfiktion entsteht. "Ensel und Krete" steht daher weniger in der Tradition der Volksmärchen (wie "Hänsel und Gretel"), sondern eher in der der Kunstmärchen, deren Urheberschaft - im Unterschied zu den Volksmärchen - einem speziellen Autor zugeschrieben werden kann. Hildegunst geht im Künstmärchen aber noch weiter; er begnüngt sich nicht allein damit, als Autor zu fungieren: In Form des von "ihm" entwickelten Stilmittels der "Mythenmetzschen Abschweifungen" greift er direkt in den Text ein: So unterbricht er mehrmals die Handlung von "Ensel und Krete" und diskutiert in seinen Abschweifungen auf einer Metaebene den Bereich "Literatur" (das Schriftstellerleben, der Umgang mit Kritikern, das Spiel mit den Leser*innenerwartungen). Hildegunst ist dabei auch gar nicht bescheiden, sondern teilt ordentlich aus und sieht sich als besten Schriftsteller, den es jemals gegeben hat, wodurch er auch karikatureske Züge annimmt. Besonders aufgrund dieser Abschweifungen und der Herausgeberfiktion um Hildegunst ist "Ensel und Krete" eine interessante und innovative Lektüre.

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