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Rezension zu
Gehen, ohne je den Gipfel zu besteigen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine feine, unaufdringliche Sprache für die dringlichen Fragen an des Menschen Verhältnis zur Natur

Von: Dagmar
26.01.2021

Paolo Cognetti, bekanntgeworden mit seinem prämierten Buch „Acht Berge“, das von den sich widerstreitenden Ansprüchen ans Leben erzählt, dort, im Bergdorf am Monte Rosa Massiv, hat eine feine, unaufdringliche Sprache gefunden für die dringlichen Fragen an des Menschen Verhältnis zur Natur. Auf dieser neuen Reise, auf die er uns mitnimmt, ist es ein anderes Buch von einem anderen Autor, das ihn begleitet und vielleicht sogar zu gerade dieser Reise angeregt hat. Peter Matthiessens „Auf der Spur des Schneeleoparden“ ist dem autobiographisch erzählenden Bergsteiger Inspiration und Begleitung auf seiner Wanderung im Dolpo, der entlegensten Region Nepals an der tibetischen Grenze ist. Zwei seiner besten Freunde sind mit in der Reisegruppe, später gesellt sich unterwegs ein Hund als Gefährte dazu. Über Höhen und Täler, bis auf über 5500 Meter, durch fremde Dörfer und Landschaften führt die Tour, ohne je einen Gipfel zum Zielpunkt zu haben. Als Reisetagebuch, in dem sich die Anstrengungen und Eindrücke als inneres Erleben spiegeln, wird die Geschichte zu einer zauberhaften Beschreibung der Sensibilisierung der Wahrnehmung und des Geistes. Was Bergsteiger beschreiben als Einssein mit der Natur in der Konzentration auf das Gehen wird im Vergehen der Tage gesteigert um einen spirituellen Zugang zur Natur, der nur gelingen kann abseits der Netze der Welt. „Die Reinheit, zu der wir Zugang erlangen oder vermeintlich Zugang erlangen, wenn wir von den Elementen umtoste Höhen erreichen, ist schnell besudelt, sobald wir wieder unter Menschen sind, und dann trübt sich auch die Klarheit im Denken ein.“ S.83 Zu seinem 40. Geburtstag unternimmt Cognetti diese Reise mit dem Buch in der Tasche, das im Jahr seiner Geburt veröffentlicht wurde. Und er wird belohnt: tatsächlich findet auch er eine Spur eines Schneeleoparden. Das Unsichtbare im Sichtbaren, das Geheimnis der Berge und einige rätselhafte Koans der Zenbuddhisten, die unlösbare Paradoxien formulieren, bringen die gewohnten Denkweisen ins Schwanken. „Das ist im Grunde der einzige Mut, den man von uns verlangt: mutig zu sein zu dem Seltsamsten, Wunderlichsten und Unaufklärbarsten, das uns begegnen kann.“ Rilke-Zitat aus dem Schneeleoparden, bei Cognetti auf S.88 Entfernungen werden anders bemessen in diesen Gegenden, drei Tagesreisen und vier Bustage dazu sind ganz normal, um von A nach B zu kommen. Höhe gewinnen und verlieren, eine ökonomische Betrachtungsweise der westlichen Welt beim Bergsteigen (nach S.109). Seltsam. Andere Worte, anderes Denken drängt sich auf . Koan: Wer hat den Berg Kailash vom unberührten Gipfel des Kristallbergs aus gesehen. Sein Freund Remigio sagt am Ende der Reise: >>Weisst du, was der größte Unterschied zwischen meinen Bergen und denen hier ist?<< >>Welcher denn?<< >>Dass die Leute hier lächeln. Ich weiß noch, wie meine Mutter und meine Tante waren, als die ersten Touristen vorbeikamen. Ich weiß noch, wie verschlossen sie gewesen sind, sie haben niemanden gegrüßt. Aber hier lächeln sie immer.<< >>Meinst du, sie sind gastfreundlicher?<< >>Oder glücklicher.<< S.114 Der Tee des Mönchs, ein anderer Ablauf der Zeit, ein Koan und ein Buch. Bedeutungen verändern sich. Das logische Denken ist nur eine von mehreren Anschauungsweisen.

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