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Rezension zu
Knochen lügen nie

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Grandiose Ermittlungseinblicke, packende Story und fulminanter Showdown. Kleinere Schwächen!

Von: Floh
20.05.2015

Kathy Reichs. Ich habe schon viel von dieser „Queen of Crime“ gehört und in den Medien gelesen, aber eines ihrer Werke habe ich bisher noch nicht in meiner Thrillersammlung finden können. Mit „Knochen lügen nie“, der 17. Fall und die Anknüpfung an „Totenmontag“ der beeindruckenden Ermittlerin und Anthropologin Temperance Brannan und der erfolgreichen TV Serie „Bones- Die Knochenjägerin“ sollte sich das nun ändern. Denn hier hat mich der vielversprechende Klapptext nun endlich zu eines ihrer Bücher gezogen und ich muss gestehen, dass ich nun unbedingt weitere der bisherigen und hoffentlich zukünftigen Fälle dieser Gerichtsmedizinerin lesen möchte. Erschienen im Blessing Verlag (http://www.randomhouse.de/blessing/) "Wenn ein Kind ermordet wird, stirbt auch etwas in uns" (Seite 94) Zum Inhalt: "Tempe Brennan kann mit ihrer Arbeit für die Gerichtsmedizin Tote nicht wieder lebendig machen. Doch zumindest kann sie Mordopfern Gerechtigkeit widerfahren lassen, indem sie den Tätern mit forensischer Wissenschaft und weiblicher Intuition auf die Spur kommt. Nur in einem einzigen Fall entkam ihr ein Killer: Anique Pomerleau, eine junge Frau, die selbst traumatische Misshandlungen hatte durchleben müssen. Und die sich an der Welt rächte, indem sie Mädchen entführte, quälte, tötete. Jetzt, zehn Jahre später, tauchen in Montreal die Leichen mehrerer vermisster Teenager auf. Tempe erkennt das Mordmuster, die grauenerregende Handschrift: Anique ist zurück. Sie will ein letztes Mal Rache nehmen. Und sie kommt Tempe immer näher …" Handlung: In "Knochen lügen nie" setzt sich eine Thrillerreihe um die sympathische Gerichtsmedizinerin Tempe Brennan fort, dieser 17. Fall knüpft galant an einen vorherigen Band „Totenmontag“ an, denn die kranke Serienkillerin Anique Pomerleau scheint zurück. Kinderleichen werden aufgefunden. Inszeniert, drapiert und mit der Handschrift Pomerleaus versehen. Bei Tempe schrillen alle Alarmglocken, zu sehr ist sie persönlich involviert. Sie sucht ihren alten Partner Ryan auf, den sie aus Costa Rica in sein altes Leben zurückholt. Die Autorin platziert in ihrem neuen Fall zwei dominierende Handlungsstränge, die jeweils zwischen den tragischen Ereignissen und Ermittlungen der damaligen Kindermorde und Schauplätze des Grauen aus der Vergangenheit und nun mit Mordfällen selbiger Handschrift in der Gegenwart erzählen. In einzelnen Handlungssträngen und in den einzelnen Erzählperspektiven erfahren wir Leser zudem Wichtiges und Interessantes aus der Vergangenheit der einzelnen Charaktere, den Ermittlungen, den Ermittlern, dem Team und zu bisherigen Ereignissen und zurückliegenden Fällen und allerlei Privates. Dies ermöglicht auch Neulesern einen angenehmen Einstieg und langweilt bereits infizierte Leser der Reihe nicht. Schritt für Schritt nehmen wir aus den einzelnen Handlungssträngen Informationen auf und können uns unser eigenes Bild von den Fällen und vor allen von Temperance Brennan schaffen. Das ist wirklich gut und gekonnt durchdacht und umgesetzt. Der Fall selbst erscheint zunächst als Racheakt, als Hohn gegenüber Tempe und ihrem Team. Doch ist es wirklich Anique, die hier wieder ihre Blutspur zieht? Oder hat sich Tempe diesmal in etwas verrannt? Ein Bild des Grauens. Doch als die Ermittler und Tempe am Tatort erscheinen und die Suche nach Spuren und den Indizien beginnt, stoßen sie auf einen merkwürdigen Behälter, der Schädelschwarten und Gewebe von der berüchtigten Anique birgt. Pathologin Tempe Brennan kombiniert auf einem Blick, dass hier etwas ganz und gar nicht ins Bild passt… Eine Zerreißprobe für das Team. Ein Wettlauf gegen die Zeit, denn das Zeitschema deutet einen neuen Mord an. Schreibstil: Wer zu diesen schriftstellerischen Werkzeugen greift, wie es unsere Autorin Kathy Reichs in "Knochen lügen nie" zeigt, der beweist eindeutig Mut und ist sich seiner Recherche und seinem Können absolut sicher. Offensichtlich gehen der Bestsellerautorin Kathy Reichs auch nach bisher 16 veröffentlichten Bänden die Ideen für einen verblüffenden Plot zu Band 17 noch immer nicht aus. Die Quelle der Inspiration scheint noch lange nicht versiegt. Zunächst hat mich die mir bisher unbekannte Autorin durch ihre Sprachgewandtheit und ihren medizinischen und wissenschaftlichen Touch sehr beeindruckt, wenn nicht sogar begeistert. Hier gibt es Anspruch und Hintergrundwissen. Sie gibt Einblicke in die Arbeit der Mordermittlung, der Rechtsmedizin, der Pathologie und in das Leben im Kompetenzgerangel der Behörden. Meiner Meinung nach hat Autorin K. Reichs einige Parallelen zu Autor Simon Beckett. Zumindest, wenn es um die detaillierte Ausformung der einzelnen Stufen der Verwesung, der medizinischen und fachlichen Gerichtsmedizin und Anatomie geht... Die Autorin weiß es die Leser gleich zu Beginn an die Seiten zu fesseln. Unfreiwillig gerät man hier durch ihren Schreibstil direkt in das Geschehen und kann sich nicht mehr von den Seiten lösen. Gleichzeitig erzeugt sie bei Neulesern dieser Reihe eine unerträgliche Neugierde auf die erfolgreichen vorherigen Teile dieser Reihe, und sie schürt die Spannung und Vorfreude auf eine weitere Fortsetzung. Ihr Wiedererkennungswert ist hier zweifellos der gnadenlose und direkte Ton, die detaillierte Recherche und Kenntnis, und der Blick in die perfiden Denkstrukturen eines waschechten Psychopathen. Kathy Reichs hat hier wieder einmal eine verstörende und grausame Story erschaffen, die sie mit gekonnten und höchst intelligentem Wortschatz, bildhaften Darstellungen, tiefen Emotionen aus Gefühl, Angst und Entsetzen, authentischen Charakteren, facettenreichen Wendungen und einem Wechselspiel der Perspektiven an den durchaus perplexen Leser wiedergibt. Ihr Schreibstil bringt die Handlungen, die Gedanken und die Protagonisten sehr nahe an den Leser und fesselt ihn u.a. dadurch an die Seiten. Detailverliebt und nahezu drehbuchartig durfte ich als Leserin mitten im Geschehen sein und mit den Charakteren das Massaker erleben und erneut durchleben. Charaktere: Dieses Buch besteht eigentlich aus mehreren Hauptprotagonisten. Aber der Fokus liegt bei unseren unglaublichen Ermittlerteam um Tempe Brennan, Ryan Andrew, Slidell, Tinker und weiteren Beamten. Wir erhalten auch als Neuleser Einblicke in das Leben der nahezu perfekten Pathologin und Ermittlerin Tempe Brennan. Im Beruf gilt Tempe als Koryphäe in ihrem Bereich. Auch der Leser erhält ihr Können und ihr Wissen serviert. Tempe hat eine weitreichende Vergangenheit, beruflich wie auch privat. Schicksalsschläge, Liebschaften und eine wahnhafte Mutter, die mit dem Krebs kämpft. Für Stammleser dieser Reihe werden die Charaktere schon sehr ausführlich zum Leben erweckt worden sein und inzwischen eine regelrechte Treue entstanden sein. Aber auch Neuleser bekommen sofort stimmige Eindrücke aus den Vergangenheiten von Brennan, dem Team und Ryan. Sei es privater oder beruflicher Natur, denn beides sind keine unbeschriebenen Blätter… Die Autorin verblüfft in ihrem Thriller mit einer weiteren angenehm überschaubaren Anzahl an Charakteren, die nach und nach dem Leser nahe gebracht werden. Einige der Akteure sind aus den vorherigen Fällen bekannt, teilweise hätte ich mir hier an gewissen Stellen jedoch mehr Hintergrund gewünscht, um den Charakteren mehr Tiefe zu verleihen. Jedoch blieb mir so genügend Raum für eigene Spekulationen, die sich bewahrheiten konnten, oder auch nicht. Auch das Team um die Ermittlungen ist sympathisch und stimmig gewählt. Es entsteht ein komplettes Bild aus Gut und Böse. Zunächst verwirrend waren für mich die vielen Namen, Spitznamen und Hintergründe der jungen Opfer. Hier war es für mich schwierig Zusammenhänge und Klarheit zu schaffen. „Die Psychotante denkt also, sie war von Liebe wie von Hass getrieben.“ (Seite 424) Meinung: Meine Erwartungen an diesem Buch waren sehr hoch gesteckt, die Reihe feiert größte Erfolge und der Klapptext hat mich wirklich neugierig gemacht. Ich bin auch direkt von dem Schreibstil der Autorin Kathy Reichs beeindruckt gewesen, sehr detailgetreu und intensiv umschreibt sie Schauplätze, Atmosphäre und Emotionen. Sie gibt ein gnadenloses Bild des Grauen wieder. So muss Thriller sein, absolut. Jedoch hat dieser Thriller auch einige Schwächen, die ich trotz aller Begeisterung nicht ungenannt lassen möchte. Im weiteren Verlauf der Handlung tauchen leider für mich doch etwas zähe und unnütze Längen auf. Es gibt zu viele einzelne Ermittlungsschritte, zu viele Ansätze und kaum einen Spannungsgipfel. Es werden Handlungsstränge gestreut, aber nicht jedes Band wird zu Ende geknüpft, sehr schade. Es gibt für meinen Geschmack zu viele Opfernamen, Herkunft, Orte, Verwandte und Umfeld. Sehr fremdartige Behördennamen und Institutionen. All diese präzisen Ausformungen haben mich etwas verwirrt und den Lesefluss gestockt. Die Ermittlungen gleiten so dahin. In den Längen bekommt man als Neuleser zwar einige Anreize zu vergangenen Fällen, die mich absolut neugierig machen, aber dem aktuellen Fall kaum dienlich sind. Ab Seite 300 nimmt dann auch die Spannung proportional zu den vielen Fakten und Erkenntnissen endlich zu und spitzt sich zu einem grandiosen und fulminanten Showdown und Finale zu. Auch wenn es für meinen Geschmack einfach schon fast zu viele Wendungen, Motive, Täterprofile und Ermittlungsschritte gab, so war ich letzten Endes vom Finale absolut überzeugt und mitgerissen. Die gerichtsmedizinischen Fachbegriffe, Erläuterungen und Vorgehen fand ich wiederum ebenfalls sehr interessant und stimmig. Gerne mehr davon. Der Showdown bringt dann die anfängliche Spannung und den Nervenkitzel zurück. Zwar wirkte das Ende etwas überrannt und leicht konstruiert, aber es fesselt, überrascht und macht sprachlos. Faszinierend waren für mich auch die vielen wissenschaftlichen Fakten zu den Stadien der Verwesung, zu den medizinischen Hintergründen und der Anatomie. Zur Pathologie und zu den Bezügen zum Band „Totenmontag“, den ich auf jeden Fall auch noch lesen möchte. Cover: Dieses Cover reiht sich wunderbar in die gesamte Buchreihe ein. Mir gefällt dieser Schwarz-Weiß-Look. Das Cover hielt meinen Blick auf das Buch gefangen und machte mich neugierig. So muss Thriller sein. Hochwertige Verarbeitung dieses Hardcover Thriller, angenehmes Schriftbild, lockere Aufteilung, passende Kapitellänge und ein angenehmes Eigengewicht trotz der Stärke an knapp 440 Seiten. Die Autorin: "Kathy Reichs wurde 1950 in Chicago geboren und wuchs dort auch auf. Nachdem sie Archäologie und Soziologie studiert hatte, übernahm sie eine Professur für Soziologie und Anthropologie und für Forensische Anthropologie und arbeitete in der Gerichtsmedizin. Heute unterrichtet sie unter anderem FBI-Agenten im Aufspüren und Identifizieren von Leichen; sie unterstützte als Sachverständige das UN-Tribunal in Ruanda und beteiligte sich an der Identifizierung der Opfer des Terroranschlags auf das World Trade Center. 1987 erschien ihr erster Roman "Tote lügen nicht". Es folgten zahlreiche weitere Romane, von denen alle Spitzenplätze auf internationalen und deutschen Bestsellerlisten erreichten und in Fernsehserien wie "Bones - Die Knochenjägerin" aufgegriffen wurden." Fazit: Ja, es gibt sie noch: Bücher, die auch mit Band 17 noch Neuleser gewinnen und den Leser infizieren können. Ein Buch mit viel gerichtsmedizinischem Wissen und ein Pendant zur TV-Serie „Bones – Die Knochenjägerin“. Trotz einiger störenden Schwächen und auch zähen Passagen, vergebe ich glatte 4 Sterne, da mich das Buch begeistern und als Leserin der Reihe gewinnen konnte!

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