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Rezension zu
Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre

Glanz und Schein der Wiener k.u.k. Monarchie

Von: Martinas Buchwelten
29.10.2020

Marie Lacrosse alias Marita Spang hat mich mit ihren historischen Romanen bisher immer begeistern können. Ihre fundierte historische Recherche lässt die alte Zeit äußerst lebendig auferstehen, wie auch in ihrem neuesten Roman "Das Kaffeehaus: Bewegte Jahre". Der Übertitel der Reihe verspricht viel Wiener Kaffeehauskultur. Im ersten Band konzentriert sich die Autorin vorallem aber auf die tragische Lebensgeschichte von Kronprinz Rudolf und seiner Affäre mit Mary Vetsera. Jedem Österreicher und jeder Österreicherin ist der Name der jungen Dame wohl bekannt, die mit dem Kronprinzen in den Tod ging. Die Affäre Mayerling erschütterte damals das Kaiserreich in seinen Grundfesten. Erst 2015 wurden die original Abschiedsbriefe von Mary Vetsera in einem Bankschließfach gefunden und bestätigten den freiwilligen Tod der jungen Frau, der damals völlig unter dem Teppich gekehrt wurde. Neben der Geschichte um Mary Vetsera erleben wir mit der jungen (fiktiven) Komtess Sophie von Werdenfels den Alltag in der gehobenen Schicht der k.u.k. Monarchie in Österreich-Ungarn. Seit dem Tod ihres Vaters und der Wiederverheiratung ihrer Mutter verbringt Sophie ihre Zeit lieber im Café Prinzess bei ihrem Onkel Stefan Danzer und umgeben von Kuchendüften. Nur dort fühlt sie sich wohl und hilft sogar aus - natürlich ohne dem Wissen ihres Stiefvaters, für den Ansehen und Geld alles ist. Durch die Heirat mit Sophies Mutter hat er sich beides verschafft, doch für ihn ist es noch lange nicht genug. Deshalb hält er seine Frau und die Stiefkinder sehr kurz. Sophie flüchtet so oft wie möglich ins Café ihres Onkels, der neben dem Kaffeehaus Demel als Nummer zwei in Wien rangiert. Dort treffen sich bei Kaffee und Kuchen die adeligen Damen und Herren um zu tratschen und um gesehen zu werden. Durch die Heirat mit Arthur von Freiberg sind die von Werdenfels im Rang gesunken und müssen nun um die gesellschaftliche Anerkennug kämpfen. Dabei hilft ihnen Baronin Helene von Vetsera, die mit Sophies Mutter befreundet ist, und auch Maria Alexandrine von Vetsera, genannt Mary, die rebellische Freundin von Sophie. Durch sie lernt die junge Frau den smarten Lebemann Richard von Löwenfels kennen, der mit Kronprinz Rudolf befreundet ist. Richard verliebt sich in Sophie, doch zur Tilgung seiner Schulden, hat er bereits in die arrangierte Ehe mit Komtess Amalie von Thurnau eingewilligt. Sophie schwärmt für Richard von Löwenstein; Mary, wie viele andere junge Frauen, vom verheirateten Kronprinzen Rudolf. Doch ihre Schwärmerei wird zur Besessenheit. Sie unternimmt alles, um Rudolf aufzufallen. Sophie und Richard versuchen Mary und Rudolf von einer Affäre abzubringen und geraten selbst in große Schwierigkeiten.... Leider fand ich zu Beginn etwas schwer in die Geschichte, was mir bei der Autorin völlig unverständlich ist. Trotzdem hatte ich Anfangsschwierigkeiten, die aber nach einiger Zeit verflogen. Im zweiten Teil beginnt der Spannungsbogen stark anzusteigen und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Obwohl man natürlich weiß, wie die Geschichte rund um Mary und Rudolf ausgeht, fiebert man mit Sophie mit und hofft das Unglück noch abwenden zu können. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Das bringt einem die Charaktere näher. Diese sind sehr lebendig dargestellt und wirken einfach großartig authentisch. Rudolfs Probleme mit seinem erzkonservativen Vater, Kaiser Franz Joseph, sind auch heute noch bekannt. Die politischen Standpunkte von Vater und Sohn könnten nicht unterschiedlicher sein. Der sensible Rudolf litt von Kindheit an unter der Lieblosigkeit des Elternhauses. Die intregante Marie Luise von Jarisch scheint einiges an Marys Unglück beigetragen zu haben. Mary liebt es im Mittelpunkt zu stehen und denkt nur an sich. Sophie ist hingegen eine sympathische junge Frau, die anzupacken versteht und dem das Café ihres Onkels am Herzen liegt. Die Autorin lässt die alte k.u.k. Zeit wieder auferstehen. Sie hat perfekt und mit viel Aufwand recherchiert. Etikette, Contenance und der äußere Schein sind damals einfach alles. Durch Sophies Familie lernt man wie schnell man von der Bildfläche verschwinden kann, wenn man plötzlich nicht mehr ins Gesamtbild passt. Historische Begebenheiten sind in die fiktive Geschichte rund um Sophie perfekt eingewoben worden. Man erlebt diese Zeit am Ende des Neunzehnten Jahrhunderts mit sehr viel Authentizität. Schreibstil: Der bildhafte und detaillierte Erzählstil ist wieder äußerst gelungen. Die Sprache ist der Zeit angepasst und enthält einige typische Worte im Wiener Dialekt. Auf der Innenseite der Klappbroschur findet man das Rezept zur Mokka Prinzentorte, die extra für den Roman kreiert wurde. Danach findet man eine Wien Karte des 1. Bezirkes, eine Karte von Wien und Umgebung und eine der Österreichischen-Ungarische Monarchie. Das nachfolgende Personenregister ist lang und in fiktive und historische Figuren eingeteilt. Keine Angst - obwohl es über einige Seiten geht, lernt man schnell die wichtigsten Charaktere kennen. Am Ende findet man ein ausführliches Nachwort (unbedingt lesen!), ein Glossar mit Wiener Begriffen und ein Verzeichnis der wichtigsten Quellen. ___________________________________ Noch eine persönliche Anmerkung: Im Nachwort auf Seite 704 hat mich die Autorin namentlich angeführt! Als sie es mir erzählte, bevor ich das Buch in den Händen hielt, war ich völlig aus dem Häuschen. Was für eine Ehre! Fazit: Ein historisch großartig recherchierter Roman, der sich im ersten Band dieser Trilogie mehr mit Kronprinz Rudolf, als dem titelgebenden Kaffeehaus, auseinandersetzt. Nach anfänglich kleinen Startschwierigkeiten war ich mitten in der k.u. k. Zeit des 19. Jahrhunderts in Wien und erlebte mit Sophie den Glanz, aber auch die Schattenseiten dieser Epoche. Ich freue mich schon auf die weiteren beiden Teile der Reihe!

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