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Rezension zu
Mein abenteuerliches Leben als Hochstapler

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine interessante wohlfeile Ausgabe

Von: Carola Walter
27.10.2020

Im Nachwort der goldenen Ausgabe steht, dass der Fürst der Diebe zu seiner Zeit und auch Jahrhunderte später sehr bekannt war, schließlich hat sich Thomas Mann mit der Figur des Felix Krull weitgehend an die Memoiren des Fürsten Lahovary gehalten. Es ist lohnenswert, die vorliegende wohlfeile Ausgabe bis ins Kleinste zu lesen, denn die vielen Anmerkungen, sei es als Erläuterungen oder als Nachworte, bringen Licht in die Zeit, in die Taten und die Gedankenwelt eines Hochstaplers. Das macht schon etwas Mühe, aber um in das Milieu um 1900 in den verschiedenen Ländern einzutauchen, eignet sich die neueste Ausgabe sehr gut. Erst in der vorliegenden Zusammenstellung (zwei Bände, Anmerkungen, Nachwort, Literaturverzeichnis) rechtfertigt es die fünf Sterne, denn von dem Fürst der Diebe, dem König der Hoteldiebe des ausgehenden 19. Jahrhunderts geht beim Lesen Faszination, Verwirrung und manchmal Langeweile aus. Wie konnte er immer wieder seine Zeitgenossen hinters Licht führen, wie hat er Zuchthaus und Irrenanstalt verkraftet? Hat er sein Ziel, reich zu heiraten, erreicht? Und was ist aus ihm geworden? Wozu zwei Bände, fragt man sich? Wenn man den zweiten Band beginnt, ist es ja nochmal dasselbe. Hier hatte aber noch jemand seine Hand im Spiel, sprich beim Schreiben gehabt, denn die Widersprüche in den Abläufen der Geschehnisse und im Stil sind doch offensichtlich. Es ist trotzdem kurzweilig und am Ende alles erklärbar. Geht der rumänische Möchtegernfürst am Anfang des ersten Bandes wie ein Buchhalter und sachlich vor, um seine Taten zu dokumentieren, breitet er im zweiten seine Beweggründe und sein Vorgehen detailliert vor uns aus. Dabei fühlt man sich immer ein bisschen veralbert, denn man darf nie vergessen, dass er zeit seines kurzen Lebens ein Betrüger war, der nicht viel mit Arbeiten am Hut, sondern lieber einen auf dem Kopf hatte. Die Antworten auf widersprüchliche Fakten gibt am Ende in einem sehr kompetenten Nachwort Thomas Sprecher. Er war lange Jahre Leiter des Thomas-Mann-Archivs der universitären Hochschule Zürich. Interessant ist auch, wenn man die Bedeutung des veralteten Wortes „wohlfeil“ nachschlägt (günstig, billig, platt, abgedroschen, für alle Klassen des Volkes) und sich dann den goldenen Einband anschaut - welch interessanter Widerspruch - innen und außen.

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