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Rezension zu
Die Spur des Schweigens

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

ME-TOO UND ANDERE STORYS

Von: Lotta
16.09.2020

Die freie Journalistin Julie hält sich in erster Linie mit Aufträgen für ein Gesundheits-Apotheken-Heft über Wasser. Hierfür führt sie durchaus auch den ein oder anderen Selbstversuch durch oder ermittelt investigativ. Auf die Bitte nach einer richtig großen Geschichte erhält sie den vagen Hinweis auf sexuelle Übergriffe in einem renommierten Forschungsinstitut, denen sie nachgehen solle. Als sie dort auf eine Mauer des Schweigens stößt, die anfangs unüberwindbar schein, ahnt sie, dass es die richtige Spur ist: „Die Spur des Schweigens“. (Amelie Fried, Heyne) Da ich die Autorin in erster Linie immer mit etwas seichter Frauenliteratur assoziiert habe, war ich erstaunt und neugierig als ich in einer Zeitschrift auf dieses Buch stieß. Alles in allem bin ich auf alle Fälle positiv überrascht worden. Julie, die unter der Unsicherheit des Jobs und einer starken Bindungsphobie leidet, macht in erster Linie noch der Verlust ihres Bruders vor zwölf Jahren zu schaffen. Auf einem Trip durch Norwegen plötzlich spurlos verschwunden ist und nach wie vor als vermisst gilt. Zufällig war ihr Bruder, wie sie sich beim Einstieg in die Recherche erinnert, ebenfalls an diesem Institut beschäftigt. Wusste er mehr als er sollte, musste er abtauchen oder hatte er sich gar etwas zu Schulden kommen lassen? Je weiter sie gräbt, desto tiefer werden die Abgründe. Was, wenn sie am Ende Dinge erfährt, die sie nie hätte wissen wollen? Ich habe das Buch in einem Rutsch an einem Tag gelesen, weil ich es echt gut geschrieben fand. Viele Handlungsstränge werden immer wieder miteinander verwoben, die Personen erhalten zumeist klare Profile – Randfiguren gibt es weniger. An manchen Stellen dachte ich, dass es jetzt ein bisschen dick aufgetragen wird und in Summe etwas zu viel wird (der verschollene Bruder, die gekündigte Wohnung, die demente Mutter, die eventuell neue Liebe, die Recherche). Wobei die Einzelhandlungen wirklich gut harmonieren und immer wieder schön verwoben werden. Auch die Tagebucheinträge und die Perspektivwechsel tragen zum Lesefluss bei. Mit zwei Punkte habe ich mich allerdings nicht so recht angefreundet: manchmal war das Buch arg gefühlsdusselig und melodramatisch, was ich in dem Kontext eher störend fand. Da hat man dann schon gemerkt, welches Genre die Autorin normalerweise bedient. Und die Passagen über den wöchentlichen Salsa-Kurs und die anschließende Einkehr beim Italiener habe ich nach den ersten beiden Schilderungen dann im Folgenden echt nur noch überflogen, weil es für mich unnötig war und nicht so richtig gepasst hat. Trotz allem habe ich mich gut unterhalten gefühlt und wäre einem weiteren Buch von Amelie Fried durchaus nicht abgeneigt.

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