Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Der rote Apfel

Ein gelungener Thriller mit ein paar Anmerkungen

Von: Patricia Krüger
17.08.2020

Das Buch ist anders, als die Thriller, die ich bisher gelesen habe. Die Schilderungen sind klar und präzise und folgen einer gewissen Logik. Psychologie spielt hier eine wichtige Rolle, immerhin ist eine der Protagonisten, Sonkyong, Kriminalpsychologin. Wir haben vier zentrale Figuren: den Serienmörder Lee Byongdo, Sonkyong, ihren Mann und seine Tochter Hayong. Letztere zieht unerwartet zu ihrem Vater, nachdem die Großeltern bei einem Brand ums Leben kommen, und muss notgedrungen mit ihrer neuen Stiefmutter zurechtkommen. Sonkyong, völlig überrumpelt von der Situation, freundet sich langsam damit an, Mutter zu sein. Allerdings verhält Hayong sich nicht wie eine typische Zehnjährige. Hinzu kommt, dass Sonkyong überraschenderweise vom Serienmörder Lee Byongdo darum gebeten wurde, seiner Geschichte zuzuhören. Und so setzt sie sich mit dessen Gemüt auseinander und beginnt, gewisse Parallelen zwischen ihm und der Stieftochter zu erkennen. Nur weshalb unterstützt Sonkyongs Mann sie nicht? Was hat es mit dem Selbstmord von Hanyongs Mutter auf sich? War der Brand wirklich ein Unfall? Ihr seht, es verbinden sich viele Fäden miteinander. Die eine Geschichte existiert nicht ohne die andere. Jede Sichtweise ist sehr genau erdacht. Spannend und psychologisch entwickelt sich der Thriller von einer harmlosen Erzählung hin zum Einblick in die Köpfe kaputter Seelen, die von Kindheit an missachtet und verstoßen wurden. Wie wird jemand zum Mörder? Kann man eine junge Seele vor der Verderbtheit retten? Genau damit setzt sich Mi-Ae Seo auseinander. So klug und spannend einerseits erzählt wird, so sehr hat mich teilweise die Stimmung, der Erzählton des Buches gestört. Es wird zu viel erklärt. Und gerade diese Erklärungen nehmen an vielen Stellen die Spannung. Gerade der Höhepunkt der Geschichte, die Konfrontation, liest sich einfach nur wie ein Geplänkel. Dabei wird jemand mit dem Messer bedroht und beinahe zu Tode gewürgt. Da muss nichts erklärt werden. Zusätzlich verstehe ich nicht, wie eine Kriminalpsychologin sich so dermaßen unprofessionell anstellt, wenn es um ein Kind geht. Sie ist noch immer Psychologin. Anfangs kreisten ihre Gedanken um den Serienmörder, zum Ende hin zusätzlich um das Mädchen. Jede Handlung wird letzten Endes akribisch auseinandergenommen und analysiert. Etwas spät, findest du nicht auch, Sonkyong? Einerseits liest sich das Buch sehr gut. Man gerät nicht ins Stocken, die Sprache ist verständlich und recht melodiös und philosophisch. Auch der Verlauf der Handlung gefiel mir sehr gut. Die Situation spitzt sich immer weiter zu. Spekulationen, die ich zu Beginn hatte, bewahrheiteten sich, und obwohl sehr viele Klischees eingebracht werden, war das Buch doch mal etwas anderes. Das war mein erster Thriller aus dem Asiatischen Raum. Andererseits gefielen mir die übertriebene Logik und die Erklärungen nicht. Das störte mich schon bei Cixin Liu. Sie nehmen der Geschichte einen Teil der realitätsnahen Erzählung und distanzieren den Leser vom Buch. Dieses typische "Ich werden in die Geschichte hineingezogen" trat bei mir nur stellenweise auf, leider zu selten. Dennoch empfehle ich diesen Thriller, denn für mich war es eine gelungene Handlung und eine Erfahrung, die ich jedem rate zu machen.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.