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Rezension zu
Whisper Network

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spannende #MeeToo Lektüre

Von: MissErfolg
05.08.2020

„Ist doch ein Kompliment!“ – Sexismus im (Büro)Alltag, seid ihr damit vertraut? Da ist der Kollege, der mir in Meetings ständig ins Wort fällt. Oder der Mann, der mir erklärt, wie ich meinen Job machen soll, den ich schon seit Jahren ausübe. Oder all die unzähligen E-Mails mit der Anrede „Hallo Herr J.“, weil viele meinen Vornamen Berit nicht zuordnen können und bei einem IT-Unternehmen automatisch von einem Mann ausgehen – interessanterweise sind die Absender gleichermaßen männlich und weiblich. Vielen Frauen werden diese Situationen bekannt vorkommen. Diese Geringschätzung in den Geschlechterrollen hat einen Namen: in Studien nennt man das Subtilen Sexismus. Ganz so subtil geht es in Chandler Bakers Roman „Whisper Network“ nicht zu. Die US-Romandebütantin hat eigene juristische Kenntnisse und Erfahrungen von Frauen, die Übergriffen ausgesetzt waren, zu einem Thriller verarbeitet. Dabei gelingt es der Firmenanwältin, das Thema #metoo nicht zu trivialisieren – was vor allem an ihrer Erzählweise und den starken Charakteren liegt. Eine einfache Excel-Liste bringt alle in Aufruhr. Ihr Titel: BAD. Begrabscher in Dallas. Ihr Inhalt: Die Namen von Männern, die durch übergriffiges Verhalten aufgefallen sind. Jede Frau kann anonym neue Namen hinzufügen. Sloane, die in der Rechtsabteilung eines Sportbekleidungskonzerns arbeitet, setzt ihren Chef Ames auf die Liste. Mehr noch: Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Grace und Ardie verklagt sie den Vorgesetzen, der kurz vor der Ernennung zum Geschäftsführer der Firma steht, wegen sexueller Belästigung. Kurz darauf ist Ames tot. War es Mord oder Suizid? Nicht nur, dass die drei Frauen falscher Anschuldigungen bezichtigt werden – insbesondere die männlichen Kollegen haben Ames als korrekten Sportmann in Erinnerung – sie sehen sich überdies mit dem Vorwurf konfrontiert, den angehenden CEO in den Tod getrieben zu haben. Die Geschichte wird aus den Perspektiven dieser drei sehr unterschiedlichen Karrierefrauen erzählt. Mal zynisch, mal sarkastisch, mal humorvoll. Die Protagonistinnen sind solide ausgearbeitet, haben alle eine ganz eigene Stimme und wirken zu keinem Zeitpunkt der Erzählung besonders klischeehaft oder stereotyp. Das konfliktgeladene Umfeld und die sehr(!) realitätsnahe Umgebung haben den Thriller für mich zu einem ganz besonders spannenden Leseerlebnis gemacht und am liebsten würde ich das Buch gleich jeder meiner Kolleginnen ausleihen. Kleiner Wermutstropfen: Die abschließende Auflösung des Todesfalls hätte etwas eleganter ausfallen dürfen!

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