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Rezension zu
Periode ist politisch

wichtig und blutig

Von: ina-introvert
24.07.2020

ᴡᴏʀᴜᴍ ɢᴇʜᴛ’s? In diesem politisch-feministischen Manifest räumt Franka Frei mit allen Menstruationstabus auf: Sie stellt klar, dass Periode, Blut und eben das Frausein nichts schamhaftes, ekliges oder geheimes sei. Vielmehr ist die Menstruation eine faszinierende Körperfunktion, ohne die es keinen von uns geben könnte. Dennoch durchzieht der tabuisierte Umgang mit der Periode die Bereiche der Politik, Wirtschaft, Umwelt und Geschlechtergleichstellung. Franka Frei hat es sich zur Aufgabe gemacht, über diese Missstände aufzuklären und diesen entgegenzuwirken. ᴍᴇɪɴᴇ ᴍᴇɪɴᴜɴɢ: Wenn ich an meine erste Periode zurückdenke, habe ich keine schlechte Erinnerung. Sie kam als ich noch recht jung war und hat mich zu Hause überrascht. Mit wehender Unterhose bin ich zu meiner Mutter gerannt, um sie zu fragen, ob das denn jetzt die ominöse Periode sei. Nicht alle Erinnerungen sind so: Franka Frei berichtet von Erfahrungen verschiedener Frauen, die in unterschiedlichen Ländern und Kulturen aufgewachsen sind – und die meisten davon sind nahezu traumatisch. Diese Erlebnisberichte und Gesprächswiedergaben haben mir an dem Buch besonders gut gefallen. Unter dem Gesichtspunkt, dass dieses Buch ein Manifest (= öffentliche Erklärung von Zielen und Absichten, oftmals politischer Natur) und kein reines Sachbuch ist, ist die Behandlung des Themas unfassbar stark, mutig und gelungen! Mit zynisch-ironischem Ton macht Franka Frei ihrer Wut Raum. Diese Art des Schreibens ist sehr unterhaltsam und regt dazu an, „mitzuwüten“. Und so hat sich auch in mir eine Wut entwickelt, eine Wut auf die Politik, auf Konzerne und Menschen, die von der schambehafteten Periode Profit machen. Diese Wut ist berechtigt und angebracht. Dennoch gefiel mir nicht, dass dadurch scheinbar das große Ganze aus dem Blick gerät. Stellenweise war es notwendig, innerlich einen Schritt zurückzutreten, von der angesammelten Wut Abstand zu nehmen und schließlich das Gesamtproblem zu betrachten. Es wird öfter erwähnt, dass das Buch weder eine Bachelor- noch eine biologische Arbeit sei. Aus diesem Grund bin ich mit Vorsicht an die Inhalte des Buchs herangegangen, die dennoch biologische Aspekte besprochen haben. Es gibt Themen in dem Buch, die mit 1-2 wütenden Sätzen abgehandelt werden, es wird nahezu eine Wissensbombe gelegt und dann … ja was dann? Dann geht es zynisch und wütend weiter mit dem Periodentalk. Vielleicht bin ich ja die einzige, die von manchen „Aufdeckungen“ so geschockt war, weil sie mir neu waren. Beispielsweise die Erwähnung, dass beim Einnehmen der Pille eine künstliche Blutung verursacht wird, die absolut nichts mit der Menstruation zu tun haben soll. Hier wären weitere Ausführungen, Quellen, Erläuterungen angebracht gewesen. Ebenso bei dem häufigen „An-den-Pranger-stellen“ von religiösen und politischen Meinungsgebern der Vergangenheit. Denn nur weil die Autorin eine gewisse Vorstellung damit verbindet, muss diese nicht zwangsläufig die einzige Interpretation sein. Ihre Darstellung, dass beispielsweise Moses aus dem alten Testament (vorderer Teil der Bibel) „die Liebe zum Perioden-Shaming“ (S.23) habe, und dass sie Bibelzitate aus jeglichem Zusammenhang reißt, kann auch einseitig sein. Weitere mögliche Interpretationen hier zu erläutern, würde zu weit gehen, aber so viel soll gesagt sein: Mit dem Wort „unrein“ ist nicht „dreckig“, „verseucht“ gemeint und wusstest du, dass ein jüdischer Mann im AT auch als „unrein“ gegolten hat, wenn dieser einen Samenerguss hatte (Lev 15,16)? Hier könnte es beispielsweise um Körperflüssigkeiten und Blut im Allgemeinen sowie um das Bewusstsein für lebensspendende Mechanismen gehen und nicht um Perioden-Shaming. Ich möchte mit meiner Ausführung nicht sagen, dass das Thema unwichtig ist, dass in der Vergangenheit alles richtig gemacht wurde oder dass religiöse und politische Machthaber keinen negativen Einfluss auf das Bild der blutenden Frau gehabt haben. Vielmehr hätte ich mir einen differenzierteren Umgang gewünscht, bei dem tatsächlich versucht wird, zu verstehen, WOHER dieser „Ekel-Gedanke“ kommt. Das Buch scheint mir weniger für Menschen geschrieben zu sein, die sich tatsächlich überzeugen lassen wollen, sondern eben für diejenigen, die es eh schon wissen. Gesellschaftliche, kulturelle und religiöse Strukturen der Vergangenheit sind nicht einfach zu beurteilen, wenn man in einer aufgeklärten, entwickelten Weltanschauung zu Hause ist. Ich finde es dennoch gut, dass Franka Frei dazu aufruft, nicht über den Körper anderer zu urteilen oder zu entscheiden. Dieses Manifest ist wertvoll, sinnvoll und weiterzuempfehlen. Wie gehst du mit dem Thema Periode um? Sprichst du darüber? Hast du gute Erfahrungen gemacht? [Rezensionsexemplar/unbezahlte Werbung]

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