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Rezension zu
Als die Soldaten kamen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Im Gestrüpp der Halbwahrheiten - "Als die Soldaten kamen" von Miriam Gebhardt (Rezension)

Von: Nele Thiemann
08.05.2015

Vor 70 Jahren trat die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht gegenüber den alliierten Streitkräften in Kraft. Doch schon lange Zeit vor dem 8. Mai 1945 begann eine angsterfüllte Zeit für Frauen und Männer im Deutschen Reich. Alliierte Soldaten, die vergewaltigten und plünderten waren omnipräsent. Die Angst sollte noch bis zum Ende der Besatzungszeit anhalten. Oft auch noch darüber hinaus. Die Konstanzer Historikerin Miriam Gebhardt beschäftigt sich in ihrem akutellen Buch Als die Soldaten kamen mit der Untersuchung von Vergewaltigungen im besetzen Deutschland. Sie versucht dabei allerlei Stereotype zu widerlegen. Sie zeigt beispielsweise, dass, entgegen des weit verbreiteten Glaubens, nicht nur die sowjetischen Soldaten, sondern auch Angehörige der anderen Besatzungsmächte deutsche Frauen (und Männer) vergewaltigt haben. Anhand einzelner Regionen und Schicksale lässt Gebhardt nachvollziehen, in welche existenziellen Nöte Vergewaltigungsopfer kamen. Oft wurden sie ausgegrenzt und als Mitschuldige betrachtet, Ehen brachen auseinander. Entstanden Kinder, wurden diese als ähnlich ehrlos betrachtet und bedeuteten in sozialen Abstieg, denn eine finanzielle Entschädingung wurde von Seiten des deutschen Staates nicht gezahlt. In diesem Zusammenhang untersucht die Historikerin auch die Umstände von Abtreibungen. Abschließend geht Miriam Gebhardt auch auf die psychischen Folgen von Vergewaltigung ein. Schnell wird deutlich, in welchem Ausmaß die Frauen damals betroffen gewesen sein müssen und dass diese Erfahrungen keineswegs einfach weggesteckt worden sein können, wie oft behauptet wird. Nicht nur die direkten Opfer selbst, sondern auch deren Beziehungen zu Ehepartnern und Kindern litten oft noch jahrzehntelang (hierzu auch Die vergessene Generation von Sabine Bode). Liest man den Artikel Schweigen und schmerzhafte Fragen aus der erste Ausgabe des Magazins Zeit Geschichte in seiner ersten Ausgabe in diesem Jahr und die sich anschließenden Kommentare, zeigt sich, wie wichtig es ist, das Thema noch einmal grundsätzlich aufzurollen. Gebhardt ist das gelungen. Leseprobe bei DVA.

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