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Rezension zu
Nordsee-Nacht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schatten der Schuld

Von: dorli aus Berlin
29.06.2020

Hulthave, ein kleiner Küstenort an der Nordsee. Hier verschwindet 1987 die 6-jährige Friederike Baumgart spurlos aus einem Zeltlager. Trotz fieberhafter Suche und intensiven Ermittlungen der Polizei bleibt das Mädchen verschwunden. Zeitsprung in das Jahr 2012. Am Strand von Hulthave wird eine Frau aufgefunden, der jegliche Erinnerung an ihr bisheriges Leben fehlt. Schon nach kurzer Zeit werden Stimmen laut, dass es sich bei der Frau um Friederike handeln könnte… Hannah Häffner beginnt diesen Roman mit einem sehr spannenden Prolog: Friederike hat keinen Spaß in dem Zeltlager und beschließt auszubüxen. Mitten in der Nacht klettert sie über den Zaun und wird von dem Licht eines näher kommenden Autos geblendet… Mehr erfährt der Leser an dieser Stelle nicht. Die kleine Szene hat allerdings eine ungeheure Sogwirkung im Gepäck - gespannt verfolgt man Seite um Seite das weitere Geschehen, weil man unbedingt mehr über Friederikes Schicksal erfahren möchte. Hannah Häffner lässt in „Nordsee-Nacht“ zwar die Polizei ähnlich wie in einem Krimi ermitteln, doch diese Ermittlungen spielen nur eine untergeordnete Rolle. Hier geht es hauptsächlich um die Frage, was das Verschwinden des Mädchens in den anderen Beteiligten des Falls auslöst und wie sie die dramatischen Ereignisse über die Jahre hinweg verkraftet haben. Im Mittelpunkt steht dabei die Betreuerin Sascha Götz. Sascha hatte in der betreffenden Nacht Aufsicht und war für ein paar Minuten unaufmerksam. Sie gibt sich die Schuld an Friederikes Verschwinden – nicht enden wollende Selbstvorwürfe, die von der Autorin intensiv beleuchtet werden. Auch die zunehmende Hilflosigkeit des verantwortlichen Kommissars und sein Gefühl, versagt zu haben, als mit jedem Tag deutlicher wird, dass ein guter Ausgang des Falls unwahrscheinlich ist, wird mitreißend geschildert. Der spannende Fall wird am Ende nachvollziehbar aufgelöst. Dennoch bleibe ich ein wenig unzufrieden zurück, weil ich gerne mehr über das Leben des Hauptschuldigen erfahren hätte. Seine Gedanken werden zwar in einem kurzen Epilog wiedergegeben, doch diese Ausführungen waren mir in einer Geschichte, in der es primär um die Auswirkungen von und den Umgang mit Schuldgefühlen geht, zu dünn (3,5/5).

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