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Rezension zu
Nordsee-Nacht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schuldgefühle - Sprachlich meisterhaft beschrieben

Von: Mirabellaparadise
21.06.2020

Der Alptraum sämtlicher Eltern, Familienangehörigen, Freunden und Betreuer wird wahr: Ein 6-jähriges Mädchen verschwindet nachts aus dem Ferien-Zeltlager. Obwohl sofort eine größere Maschinerie mit diversen Suchaktionen anläuft, verlaufen alle Spuren im Sande. Was ist geschehen? Ist sie in der Nordsee ertrunken? Wurde sie von Pädophilen oder einem Ehepaar mit unerfülltem Kinderwunsch entführt? Starb sie bei einem Verkehrsunfall und der/die Verursacher/in hat ihre Leiche aus Angst vor Strafe und/oder seinem/ihrem guten Ruf irgendwo versteckt? Die Geschichte ist in zwei Teile gegliedert, der 1. Teil spielt im Jahr 1987 (Tatzeitpunkt), der 2. Teil im Jahr 2012 (Wiederaufrollen des „Cold Case“). Der Roman wird aus mehreren Perspektiven geschildert, wobei die Sichtweisen der Betreuerin, des Kommissars aus dem Jahr 1987 und des Polizisten aus dem Jahr 2012 Priorität haben. Mit ihrem leicht verständlichen und flüssigen Schreibstil hat es die Autorin auf Anhieb geschafft, mich in die Handlung hineinzuziehen. Dass an der Zeugen-Aussage der zum Zeitpunkt des Verschwindens verantwortlichen Betreuerin Sascha etwas nicht stimmt, wird schleichend klar. Häffner verdeutlicht sprachlich meisterhaft, wie die bei Sascha ausgelösten Schuldgefühle ihr Leben aus den Fugen geraten lassen. Auch dem im Jahr 1987 ermittelnden, inzwischen pensionierten Kommissar Wedeland, lässt der Cold Case keine Ruhe. Erschreckend ist es, zu erkennen, dass Personen, nur weil sie sich aus unterschiedlichen Gründen nicht am aktiven „Dorf-Gemeinschaft-Leben“ beteidigen möchten oder einfach „anders“ sind, denunziert werden und zeitweise im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen. Meines Erachtens geht die Autorin ein wenig zu intensiv auf die (für die Handlung tw. irrelevanten) privaten Probleme der drei Protagonisten ein. Hingegen wird das Mädchen, um das es geht, kaum berücksichtigt und auch der Schmerz, die Verzweiflung und Trauer der Eltern werden nur flüchtig angerissen. Auf die Schilderung von möglichen Vorwürfen oder sogar rechtlichen Klagen der Eltern gegenüber den Betreuungspersonen wird komplett verzichtet. Das empfinde ich als unrealistisch. Gut gefallen hat mir, dass in diesem Roman der psychische Aspekt im Vordergrund steht und brutale Szenen nicht veranschaulicht werden. Ein sehr lesenswertes Buch!

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