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Rezension zu
Das Gegenteil von Hasen

Ist dieses Buch zu ehrlich?

Von: Chiara
15.06.2020

Ich habe das Buch jetzt erstmal zwei Tage ruhen lassen, bevor ich diese Rezension schreibe. Dennoch bin ich mir noch nicht wirklich sicher, was ich davon halte. Also fange ich mal mit den guten Sachen an. Zuerst einmal gefielen mir die verschiedenen Arten zu erzählen sehr gut. Ob es jetzt ein Protokoll war, die Sichtweisen aus der 1. Perspektive, die Sichtweisen aus der 3. Perspektive oder aber die Stimmen bzw. Kommentare der anderen Mitschüler*Innen. Es war sehr vielfältig. So waren es auch die Charaktere, aus deren Sicht man die Geschichte erzählt bekam. Auch wenn es ziemlich viele waren, fand ich es doch nicht schwer mich in jeweils in die Charaktere hineinzuversetzen. Anders als erwartet riss es mich auch nicht aus dem Lesefluss. Die Zeitangaben, die wahrscheinlich als Stütze zur zeitlichen Einordnung dienen sollten, fand ich nicht wirklich hilfreich. Ich bin aber auch ein Mensch, der das liest und direkt wieder vergisst. Da ich zu faul war, jedes Mal wieder nachzugucken, hab ich sie einfach missachtet. Jedoch war ich dann immer wieder erstaunt, dass ein Tag vergangen war. Ein Tag, an dem gefühlt viel zu viel passiert ist. Fairerweise muss man sagen, dass das nur ein Gefühl ist, was von den vielen Perspektiven hervorgerufen wird und deswegen nicht unrealistisch wirkt. Anne Freytag schafft es zudem auf ziemlich natürliche Weise, und meiner Meinung nach wenig aufgezwungene Weise Diversität nebenbei einfließen zu lassen, ob es ein queerer Charakter oder aber eine andere Ethnizität ist. Sie sind vorhanden und das ist ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es verbesserungswürdig ist. Während ich das Buch las, fragte ich mich jedoch, ob das Buch nicht ggf. zu ehrlich ist? Das Buch schildert viele Dinge, die andere Jugendbücher sich nicht trauen zu sagen. Diese Dinge sind hauptsächlich sexueller Natur und ich war immer wieder überrascht und fragte mich, ob dies nicht vielleicht zu früh für Jugendliche sei...Und das ist genau das Ding. Es ist nicht zu früh für Jugendliche. Das ist deren Lebenswelt, warum also den nicht zeigen, wie es aussehen kann? Warum nicht dazu beitragen wollen, dass sie eine gesunde Einstellung zu dem Thema entwickeln? Ich kann nicht beurteilen, wie gut das Buch das tatsächlich tut, aber ich glaube, dass es schon auf dem richtigen Weg ist. Auch wenn das Buch mit vielen Klischees arbeitet, werden einem diese nicht so stark aufs Auge gedrückt, bzw. erfüllen sie ihre Funktion. Denn irgendwie bekommen die Charaktere immer noch ein bisschen Tiefe. *Vorsicht Spoiler!* Die einzige Sache über die ich mir immer noch nicht richtig klar geworden bin, ist das Ende & die Auflösung der Täterin. Es gefällt mir, dass man es nicht richtig erraten kann, da sie dafür ziemlich spät im Buch erst eingeführt wird, aber deswegen wurde ihr auch wenig Zeit eingeräumt. Das Ende kam ziemlich abrupt und sie zieht keine Konsequenzen daraus. Was ist die Moral daraus? Meiner Meinung nach, keine gute, denn, obwohl ihre Tat schrecklich war, bekommt sie genau was sie will. Die anderen, für sie lediglich Kollateralschäden, sind auch glücklich (abgesehen von Leonard ggf.), was ihre Tat zu rechtfertigen scheint. Ihre Tat ist aber nicht gut gewesen und das sollte auch klar werden (auch wenn es im echten Leben oft ähnlich ist). *SpoilerEnde* Meiner Meinung nach ist dieses Buch nicht zu ehrlich. Natürlich überrascht es, wie mit Dingen umgegangen wird, aber das ist okay, ja sogar erfrischend. Genau wie Julias Einträge zeigt dieses Buch Gedanken auf, die wahrscheinlich jeder Jugendliche schonmal gedacht oder getan hat. Und das ist in Ordnung. Das sind Dinge und Themen mit denen man sich auseinandersetzen muss, und gerade auch durch die Erwachsenenperspektiven, erlangen die Jugendlichen vielleicht sogar ein anderes Verständnis für sich selbst, aber auch für ihre Eltern. Ich würde dieses Buch definitv nicht jedem empfehlen, aber es gibt auf jeden Fall Jugendliche, denen dieses Buch sehr gut gefallen könnte.

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