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Rezension zu
Wer hat den schlechtesten Sex?

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Immer schön Hände über die Bettdecke! - Rezension von "Wer hat den schlechtesten Sex?" von Rainer Moritz

Von: Nele Thiemann
03.05.2015

Spätestens seitdem Fifty Shades of Grey die Bestsellerlisten erklomm, treiben mich einige Fragen um: Wie viel Sex kann in einem Buch drinsein, damit es im Buchladen noch im Regal Belletristik stehen darf und nicht in der Erotik-Ecke verschwindet? Und was für Sex ist das dann? Und hängt die Qualität der Sexstellen zusammen mit der literarischen Qualität des Buches als solches? So oder so ähnlich hat auch Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Bonn gefragt. Was ihn zu seiner titelgebenden Frage Wer hat den schlechtesten Sex? geführt haben mag. Denn seine literarische Stellensuche bestätigte ihm, was er schon lange wusste - dass Sex im Buch meist vor allem eins ist: schlecht. Moritz schreibt, er selbst habe im nordwürtemberigschen Elternhaus vor allem "Erfahrungen in der Themenumgehung" gesammelt. Mit Brockhaus und Bravo stückelte er sich mühsam zusammen, was es zum Thema Sex herauszufinden gab. Auch durch persönliche Empfehlungen beflügelte literarische Stellensuche gehörte zur Recherche - ein gängiges Verfahren in einer Zeit, bevor man als Jugendlicher Zugang zum Internet hatte oder wenigstens die privaten VHS-Kassetten irgendeines Erwachsenen zufällig in die Finger kriegen konnte. Auch für sein Buch Wer hat den schlechtesten Sex? hat er akribisch recherchiert, hat von Adalbert Stifter über Hermann Hesse zu Charlotte Roche (und übrigens nicht Fifty Shades of Grey) Duzende Bücher nach spannenden Absätzen durchforstet.Was ihm auffällt ist, dass Schriftsteller oft ihr Handwerk vernachlässigen, wenn es ans Eingemachte geht. Sexstellen sind oft klischeehaft, inkonkret oder beides - für Sex brauchbare Worte zu finden, scheint für Berufsschreiber nicht leichter zu sein als für Menschen anderer Professionen. Alles, was unter der Bettdecke passiert ist nach wie vor schambesetzt und das offene Sprechen über Sex rutschte irgendwie in den Slang ab. Daraus schlussfolgert Moritz die Frage: "Ist das Entstehen von sexueller Erregung womöglichein qualitätssenkendes Merkmal?". Könnte man meinen, wenn man sich die deutsche Literaturlandschaft so anschaut. So anregend der Titel auch klingen mag: was vielleicht als heiterer Spaziergang mit Aussicht gemeint ist, gerät beim Durchlesen zum trägen Vorwärtstrampeln. Dass guter Sex im deutschen Buch schwer zu finden ist, ist schnell klar - danach kommt nicht mehr viel. Als Bettlektüre nur bedingt zu empfehlen! Leseprobe bei DVA

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