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Rezension zu
Nebelinsel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Mythen, Volksmärchen und Legenden auf der "Nebelinsel"

Von: Cherry
16.05.2020

„Normalerweise sind die Figuren in Volksmärchen reine Archetypen ohne Eigenleben. Ich wollte über echte Menschen schreiben, ihnen Gefühle und psychologische Tiefe verleihen und ihre Geschichten gleichzeitig in die Welt von Volkserzählungen einbetten.“ sagt die Autorin Zoe Gilbert über ihr Buch "Nebelinsel" (Original: "Folk"). Ihre Intention war auf jeder Seite der Mythensammlung über das Dorf Neverness zu spüren. Doch nehmt euch in Acht, denn nicht jede Geschichte verspricht ein Happy End. Neblige Nächte, tosende Stürme und eine düstere Atmosphäre sind der Alltag des kleinen Örtchens. Zwar sind alle Charaktere von einem Zauber umgeben, dieser wird jedoch nicht genutzt, um die Leser*innen mit Schönheit zu blenden, sondern ihnen metaphorisch die Realität darzubieten. Und diese ist nur selten schön. Morde, Vergewaltigung, Sucht, Depression und unerfüllte Leidenschaften machen einen großen Teil der Geschichten aus, wohingegen positive Themen wie bedingungslose Mutterliebe oder die ehrgeizige Suche nach Wahrheit nur ab und an durch die Meeresoberfläche blitzen wie kleine silberne Muscheln am schlammigen Grund. Es empfiehlt sich übrigens, die Erzählungen in der vorgegebenen Reihenfolge zu lesen, da sie chronologisch angeordnet sind. Sonst könnte es passieren, dass ihr euch eine Überraschung vorwegnehmt. Da ich eine Freundin düsterer Geschichten bin, habe ich viele der Erzählungen genossen. Vor allem diejenigen, in denen es um Mütter und Töchter ging, haben es mir angetan. Einige andere wiederum konnten mich beim Lesen nicht verzaubern oder haben sich erst im Nachhinein als brillant erwiesen. Wie bei Märchen so üblich, erschließen sich nicht alle Worte gleich auf Anhieb, sondern müssen erst einmal sacken gelassen werden, um ihre Tiefe gänzlich ausbreiten zu können. Einen bleibenden Eindruck haben vor allem „Schwadenkluft“, „Verlyns Glück“ und „Stachellied“ bei mir hinterlassen, was allerdings nicht heißen soll, dass nicht auch einige andere eindrucksvoll erzählt wurden. Da ich beim Lesen jedoch auch ein paar Hänger erlebte, gebe ich "Nebelinsel" starke 3,5 Sterne.

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