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Rezension zu
Die Hafenschwester (1)

Großartiger Auftakt einer neuen Saga

Von: Eliza
18.04.2020

„Aber wenn wir es aus Angst vor dem Scheitern gar nicht erst versuchen, werden wir niemals etwas ändern.“ Melanie Metzenthin hat mit dem ersten Teil ihrer Hafenschwestern-Saga ein wahres Highlight vorgelegt. Dieser Roman hat alles was das Leserherz begehrt: Dramatik und Liebe, Sehnsucht und Kampf nach Gerechtigkeit, Geschichte und Aktualität. Das Cover zeigt den Körper einer Krankenschwester, die einen Arztkoffer trägt. Sie ist mit einer typischen Krankenschwesteruniform bekleidet, die Farben Rot, Schwarz und Weiß spiegeln noch einmal den medizinischen Hintergrund wieder. Der Klappentext ist vom Verlag gut gewählt, er macht Lust auf mehr. Er umreißt das Geschehen und führt die wichtigsten Personen ein. Der Roman ist in zwei große Teile gegliedert: 1. Die Krankenschwester & 2. Die Sozialdemokratin. Er beginnt 1892 und endet 1898, in diesen sechs Jahren liegt der Fokus auf Martha Westphal. Die junge Martha stammt aus dem Gängeviertel, einem der ärmsten Viertel Hamburgs. Nach dem Tod der Schwester und Mutter durch die Cholera, will und muss Martha zum Unterhalt der Familie beitragen und bewirbt sich um eine Ausbildung als Krankenschwester bei der „Erika-Schwesternschaft“. Marthas engste Bezugspersonen sind neben ihrer Familie, die Jugendfreundin Milli und ihre Kolleginnen während der Ausbildung Carola und Susanne. Besonders Milli hebt die Autorin hervor, da sie es nicht so gut wie Martha getroffen hat. Sie steht stellvertretend für alle Frauen die weniger „Glück“ gehabt haben. Milli wird von ihrem Vater zur Prostitution gezwungen und muss auch noch Jahre später den Zorn ihres Vaters fürchten, wenn sie ihm nicht das verdiente Geld abliefert. Erst in der zweiten Hälfte des Romans bekommt Martha einen männlichen Gegenpart: Paul Studt. Er ist der Mann, der den Hafenarbeitern eine Stimme gibt. Er ist aber auch der Mann, der in Martha Gefühle weckt, die sie bisher nicht kannte. Ansonsten bleiben die Männer, ob Marthas Bruder Heinrich oder Marthas Vater eher Randfiguren, sie werden nur selten zu aktiv handelnden Figuren. Auch die Ärzte in dem Roman haben zwar eine Stimme, kommen aber meiner Meinung nach nicht so zu Wort wie die Frauen oder Paul in diesem Roman. Der Roman besticht durch eine Mischung von fiktiven und historischen Persönlichkeiten: Wichtigste historische Persönlichkeit in dem Roman ist Lida Heymann. Lida Heymann ist die erste Frauenrechtlerin in Hamburg, macht auf das Elend der Frauen und Kinder aufmerksam und betreibt die erste Suppenküche, um die ärgste Not zu lindern. Der Roman thematisiert sowohl Teile der Medizingeschichte, Teile der Geschichte der Gewerkschaften und der Frauenrechte, als auch die Historie der Sozialdemokratie, somit ist dieses Buch auch ein sehr politisches Buch. Der Roman ist sprachlich sehr gut gestaltet. Die Beschreibungen des Romans bereichern die Handlung, ohne dass es zu einem Zeitpunkt langweilig ist. Die Dialoge sind authentisch und tragen zu einem angenehmen Lesetempo bei. Die Autorin bedient sich sowohl der Elemente der Zeitraffung als auch der Zeitsprünge, wodurch die gut vierhundertsechzig Seiten des Romans, wie im Fluge vergehen. Orts- und Zeitangaben helfen dem Leser das Geschehen einzuordnen. Die verschiedenen Erzählperspektiven zeigen eindrucksvoll die unteschiedlichen Blickwinkel der Gesellschaft. Hervorzuheben ist auch das Nachwort, welches sehr informativ ist. Auch werden einige Dinge noch einmal in den rechten Kontext gerückt. Der Roman ist für alle Männer und Frauen geschrieben worden, die sich gerne tiefgründig mit einem historischen Thema auseinandersetzen. Aber auch Hamburg-Fans werden sicherlich auf ihre Kosten kommen, sowie Medizin-Interessierte. Ich wünsche diesem Roman viele Leserinnen und Leser, die sich mit Martha auf eine spannende Reise machen. Ein wahrlich großartiger Auftakt zu einer neuen Saga. Melanie Metzenthin hat mit diesem Roman ihrer Heimatstadt, als auch ihrer Familie ein Denkmal gesetzt. Ich bedanke mich sehr bei der Autorin und dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensions- und Leseexemplars und ihre Geduld.

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