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Rezension zu
Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland

Durchschnitt...

Von: Miss Letter - Marens Bücherwelt
25.03.2020

„Finsternis im Wunderland“ ist der erste Band der „Die Chroniken von Alice“-Reihe von Christina Henry und erhält von mir drei von fünf Herzen. Für mich ist die düstere Neuerzählung von „Alice im Wunderland“ ein durchschnittlicher Fantasy-/ Horrorroman, der hier und da seine interessanten, innovativen Aspekte aufweist, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Brutalität, die einfach nur existiert; dröge Nebencharaktere, die sich in Punkto Facettenreichtum überhaupt nicht unterscheiden; Handlungsstränge, die bloß abgearbeitet werden und ein unspektakuläres Ende, das mich furchtbar enttäuscht hat. Christina Henry greift aus dem Kinderbuchklassiker anregende Aspekte auf, aber bei mir ist der Grusel und die Dramatik leider völlig vorbeigegangen. Story ♥♥♥/5 Charaktere ♥♥♥/5 Gefühle ♥♥♥/5 Spannung ♥♥♥/5 Schreibstil ♥♥♥/5 Ende ♥/5 Eine irre Frau mit unzähligen Narben, die auf den Namen Alice hört; ein Trauma, das bestialische Ausmaße erreicht hat; eine bizarre stationäre Einrichtung, aus der man scheinbar nicht entkommen kann und ein kurioser Axtmörder als Zellengenosse, der hier und da mal seine Kontrolle verliert – die düstere Neuerzählung von „Alice im Wunderland“ liegt nun gelesen vor mir, muss aber leider berichten, dass der zeitgenössische Fantasy- Horrorroman keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Schon vor dem Erscheinungstag hatte ich „Die Chroniken von Alice 1“ in meinem Kalender vorgemerkt, da der Hype um „Lost Boy“, die Neuerzählung von Peter Pan, auch langsam in Deutschland angekommen ist. Im Vorfeld können sich alle Fans der Kinderbuchklassiker freuen, dass Christina Henry bald mit vielen weiteren kreativen, düsteren Neuerzählungen (z. B. Rotkäppchen, die kleine Meerjungfrau) um die Ecke kommen wird. Zurück zum eigentlichen Thema. Der Anfang des Romans hat mich voll und ganz für sich eingenommen. Die Autorin katapultiert uns an einen äußerst merkwürdigen, unheimlichen und bedrohlichen Ort, an dem die irre Alice ohne Erinnerungsvermögen festgehalten wird – seit zehn Jahren! Lange Hasenohren, ein blutiges Messer und qualvolle Schmerzen – das sind drei Erinnerungsfetzen, die sich noch in Alice Kopf eingebrannt haben und als Leser ist man nun gezwungen, die Puzzleteile nach und nach zusammenzufügen. Immer dabei ihr liebenswürdiger Zellengenosse Hatcher, der ebenfalls mit Erinnerungslücken kämpft und zu einem geisteskranken Axtmörder mutiert, wenn es seine Kontrolle verliert. „Ich erinnere mich an überhaupt nichts von davor, um ehrlich zu sein. Sie haben mich mit einer blutigen Axt in der Hand gefunden, und fünf Leute lagen tut um mich herum, alle in Stücke gehackt." – S. 13 Die ersten Kapitel haben mich sehr fasziniert! Der Leser kann aufgrund der wahnsinnigen Charaktere nicht entscheiden, ob gewisse Handlungen oder Personen real oder nur Traumgespinste sind. Die Grenze zwischen Realität und Wahnsinn verschwimmt immer mehr, sodass der Leser immerzu im Dunkeln tappt und Alice sowie Hatcher ein von Vernunft geleitetes Handeln/Denken verlernen oder schon längst verloren haben. Ein dramatischer, hochspannender Start in ein gefährliches Abenteuer. Ein Abenteuer, das ich viel schnell durchschaut habe! Hatcher und Alice schließen sich zusammen und setzten alles daran, ihre Vergangenheit zu offenbaren. Dabei stoßen sie auf abscheuliche Persönlichkeiten, die wir aus dem Kinderbuchklassiker kennen und werden nahezu immer mit Brutalität konfrontiert – Brutalität, in der ich absolut keinen roten Faden gesehen habe, sondern nur auf einer langatmigen gekünstelten Art und Weise existiert, damit „unglaublich packend“ und „düstere Nacherzählung“ auf dem Buchumschlag stehen kann. „Kaninchen und Raupen und Schmetterlinge und Zimmerleute“, sagte er. „Ich hack mich durch ihre Reihen wie durch eine Fichtenschonung. Sieh nur, wie meine Axt weit ausholt und glänzt und sie alle fallen, niedergehauen wie Spielzeugsoldaten!“ – S. 159 Die Geschichte rund um Alice und Hatcher verliert sich ab der Hälfte des Romans völlig. Die beiden Hauptcharaktere wandern von Nebencharakter zu Nebencharakter, die sich meiner Meinung nach in keinem Punkt unterscheiden, außer der Brutalität, die sie ausstrahlen. Allesamt blasse Figuren, die keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und die nach einer Begegnung zu den Akten gelegt werden. Als dann endlich das „große Übel“ erreicht wird, tritt gleichzeitig die größte Enttäuschung des Romans ein: ein viel zu knappes, unspektakuläres Ende, das schon fast lächerlich belanglos ist. Ich war wortwörtlich erstarrt, weil ich Christina Henry nicht so eingeschätzt hatte. Zwar ist „Finsternis im Wunderland“ nur der erste Band und zwei weitere Bände werden folgen, aber diese dramatische Reise zum „großen Übel“, die wir mit Hatch und Alice über 300 Seiten in Kauf nehmen, verpufft quasi durch das geringfüge Ende und der Leser darf dann anschließend noch die Leseprobe zum zweiten Band lesen. Nein. Ein guter Start, der sich leider nicht durchsetzen konnte. Ich habe beschlossen, die Reihe nicht weiter fortzusetzen, gebe aber „Lost Boy“ noch eine Chance, mich begeistern zu können. Insgesamt ist „Finsternis im Wunderland“ für mich ein durchschnittlicher Roman. Hier und da gibt es äußerst interessante Aspekte, zum Beispiel Hatchers Wahnsinn und die Ungewissheit, was als nächstes passieren könnte, aber um den Roman als „gut“ bezeichnen zu können, fehlen mir viele weitere Aspekte: 1. facettenreiche Handlungsstränge und Charaktere, 2. eine nähere Beziehung zu den Hauptprotagonisten, 3. detaillierte und tiefgründige Begegnungen sowie Dialoge und 5. Brutalität, die nicht einfach so stumpf beschrieben wird, sondern noch weitere Kreise ziehen muss. Vor allem auch ein aufwühlendes, fesselndes Ende, das den Leser neugierig stimmt.

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