Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Nur wer loslässt, hat das Herz frei

Des Guten zu viel

Von: Urte Köhler
17.02.2020

Der Titel des Romans passt sehr gut und treffend zum Inhalt der Geschichte. Dass ich mit anderen Erwartungen in die Lektüre gestartet bin, hat sich als ein Problem für mich dargestellt, was ich aber dem Roman nicht anlasten kann. Er ist gut und flüssig zu lesen geschrieben, die Charaktere sind lebensnah und echt. Jeder hat seine ganz persönliche Leiche im Keller. Letztlich geht es um eben diese Leichen, die jeder einzelne gezwungen wird, hervorzuholen und anständig zu Grabe zu tragen, damit er bereit ist, in eine Zukunft zu starten. Auslöser dafür ist der Schlaganfall einer älteren Frau. Die Suche nach ihrer Patientenverfügung bringt verborgene Geheimnisse ans Licht, die die Sache ins Rollen bringen. Damit verknüpft sind weitere Alltagsprobleme und Verluste der handelnden Personen, die es ihnen schwer machen, ihr Leben zu leben. Verfahrene Situationen, viel Wut, viel Aggressionen und irrationale Ängste machen es allen Beteiligten schwer. Diese problembeladenen Situationen werden gut ausgearbeitet, finden dann allerdings in übereilter Einsicht ihre Auflösung. Das geht für meinen Geschmack mit unter zu schnell. Die Offenheit für Minuten später erfolgende Aussprachen kommt zu schnell. Ein gepflegtes stundenlanges Schmollen, wie es Teenager gerne tun, ist nicht erfolgt. Emotionale Erkenntnisse erfolgen ziemlich schnell und kommen umgehend zur Anwendung, was vor dem Hintergrund großer Verluste merkwürdig schnell geht. Und auch das Ende der Geschichte kommt ziemlich plötzlich und gänzlich unerwartet (und unpassend). Ein weiterer Verlust, der aber wegen der Bewältigung vorangegangener Probleme offenbar weniger schwer wiegt, wird eher als Erlösung behandelt, denn als schwerer Verlust. Das mutet merkwürdig an. Den Tod einer Person, die durch ihre Vergangenheitsschilderung die Tür zur Freiheit für die anderen aufstößt, als gegeben hinzunehmen, befremdet. Kein Hauch von Trauerbewältigung, die sich ansonsten wie ein roter Faden durch den Roman zieht und DER Dreh- und Angelpunkt überhaupt ist. Lesenswert, auch wenn das Cover überhaupt gar nichts aussagt und nur ein buntes Blumenbild ist.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.