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Rezension zu
Die andere Welt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine faszinierende Idee - ein Buch über das, was uns prägt

Von: Virginie Storm
19.01.2020

"Das wird eine kleine Prinzessin. Die lässt alle warten", sagt jemand zur Mutter, als die Geburt zwei Wochen überfällig ist. In einer anderen Geschichte seufzt die Mutter, als ihre Fruchtblase platzt: "Nur ein Junge würde ein Gespräch unterbrechen, wenn es gerade interessant wird!" Louise kehrt in ihre kleine Heimatstadt in Maine zurück und muss sich einem schrecklichen Ereignis stellen, das vor 13 Jahren geschehen ist. Außerdem trifft sie das erste Mal wieder auf ihre Jugendfreundin Allie und deren Zwillingsbruder Benny. In zweiten Erzählstrang dieses Buches ist alles gleich: der Ort, die Familie, die Freunde. Nur heißt der Protagonist Louis statt Louise. Julia Cohen beschreibt in ihrem Roman, welchen Einfluss das Geschlecht und die Zuschreibungen des Umfeldes auf das heranwachsende Kind haben. Wie hat sich das Leben von Louis und Louise entwickelt? Haben sie Kinder? Welche Beziehung haben sie zu ihren Eltern? Abwechselnd erzählt die Autorin von Louises und Louis` Rückkehr. Dazwischen kommentiert sie in Kapiteln, die mit "Louis & Louise" überschrieben sind, die Geschehnisse und vergleicht sie. Ich hatte mehr Beispiele von unterschiedlicher Behandlung der Geschlechter erwartet. (Ich erinnere mich grob an das Sachbuch "Wir werden nicht als Mädchen geboren - wir werden dazu gemacht" von der Psychologin Ursula Scheu.) Die Geschichte begann etwas langsam, und ich empfand es als verwirrend, dass Louis auch Lou genannt wurde und beide Protagonisten die gleichen Freunde, das gleiche Umfeld, die gleichen Eltern haben. Gelegentlich hat es einen Moment gedauert, bis ich mich (trotz Kapitelüberschrift) orientiert hatte. Während der Lektüre war ich eher damit beschäftigt, Unterschiede in beiden Lebensläufen zu finden, als mich mit den Figuren zu identifizieren. Die Spannung zog stark an, als das prägende Ereignis von vor 13 Jahren beschrieben wurde. Die Schilderungen waren für mich sehr realistisch. Unter dem Einfluss des Familiennarrativs "Du bist ein/e Alder!" sollten die Kinder außerdem in bestimmte Rollen gedrängt werden, die von der Vergangenheit mitbestimmt waren. Ein interessanter über weite Strecken ruhig erzählter Roman über Erziehung und Geschlechterrollen, der mich zum Nachdenken eingeladen hat. Triggerwarnung: Krebs, Selbstmord, Vergewaltigung

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