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Rezension zu
Eine Stunde hinter Mitternacht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Herrmann Hesses Stunden hinter Mitternacht

Von: Rosemarie Schmitt
06.10.2019

Hermann Hesse Eine Stunde hinter Mitternacht Diese kleinen Prosadichtungen kann man zweifellos als Versuche bezeichnen. Versuche des Hermann Hesse in der Welt der Schriftsteller Fuß zu fassen. Er selbst nannte dieses Büchlein „Das Traumland meiner dichterischen Stunden und Tage“. Die Texte entstanden in den Jahren 1887 bis 1899. Niemals hätte ich erraten, dass diese aus der Feder Hermann Hesses stammen, kannte ich doch bisher nur seine späteren Werke wie etwa Siddhartha, der Steppenwolf oder das Glasperlenspiel. Diese neun kurzen Geschichten aus „Eine Stunde hinter Mitternacht“ sind völlig anders, als das, was ich von Hesse kenne. Hesse war Anfang 20, als er „Eine Stunde hinter Mitternacht“ schrieb. Zu jener Zeit machte der junge, später so erfolgreiche, Schriftsteller eine Lehre als Buchhandelsgehilfe in Tübingen. Es erstaunte mich, dass ein so junger Mann Texte verfasste, die wie Altherrenträume - oder Fantasien anmuten. Unmöglich können es eigene Erfahrungen sein, die er niederschrieb (insbesondere „Der Inseltraum“). Vielmehr zeugen für mich diese Texte von einer großen Fantasie, Ernsthaftigkeit und Beobachtungsgabe. In „Incipit vita nova“ (lat.: Ein neues Leben beginnt) beschreibt der junge Hesse eine Depression wie jemand der sie erlebt haben muss. In „Eine Stunde hinter Mitternacht“ spielt Hesse mit der Sprache. In jede dieser Geschichten muss man sich hineinlesen. Es dauerte jeweils einige Zeilen, bis ich mich zurechtfand. Als Beispiel sei jene Passage genannt: „ (…) Ich löste die Blumenkette in fröhlicher Übermut von den rundköpfigen Pfeilern, daß der Eingang offenlag, und schlang das rote und weiße Gewinde um Hals und Hüften, so daß ich wie zu einem Sommerfeste geziert war. (…)“ „Gespräche mit dem Stummen“ ist für mich der schönste und weiseste Text dieser kleinen Sammlung. Ich mag die Sprache, für die Hesse sich hier entschied. Mit einer unglaublichen Weisheit für einen Anfang 20-jährigen nimmt er sich den Themen Liebe, Vertrauen und Freundschaft an. Eine Stunde hinter Mitternacht ist ein Geschenk für jeden, der Hermann Hesse noch besser kennenlernen möchte. Es ist eine Offenbarung für jene Leser, die sich für Hesse interessieren und glauben ihn zu kennen. Wie und unter welchem Umständen es zu dieser ersten Veröffentlichung gekommen ist, ist eine ganz andere Geschichte. Und auch diese wird in dem kleinen Büchlein wundervoll interessant und unterhaltsam erzählt.

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