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Rezension zu
Ich bin Circe

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Verzaubert

Von: Omid-Paul Eftekhari aus Göppingen
03.10.2019

Die zauberhafte Geschichte der viel nicht beachteten und verkannten Zauberin Circe wird hier von Madeline Miller niedergelegt. Sie beschreibt das Schicksal einer vielleicht niederen Göttin, in jedem Fall eines Titanen Tochter, einer Teilnahmsvollen vor dem zur Bestrafung ausgesuchten Prometheus. Sie liebt und wird geliebt von Daidalos, nimmt fühlend Anteil an seinem Leben und Schmerz. Sie ist bringt mit Daidalos den schrecklichen Minotauros, Sohn ihrer Schwester Pasiphae und König Minos', auf diese Welt. Sie nimmt den verlogenen, neugierigen und geschichtenreichen Hermes wieder und wieder in ihr Bett bis sie ihn wegschickt. Sie wird die Herrscherin der Insel Aiaja, entdeckt ihren eigenen Kosmos, wirkt Zauber um Zauber und wird mächtig. So mächtig, daß man versteht, weshalb Zeus sie fürchtete. Und dabei ist sie unsicher, zerbrechlich wirkt sie, voll von Selbstzweifeln und ist von einer unbeschreiblichen Zartheit. Die Empfindsamkeit ist ihre Stärke. Und Circe ist erkenntnisreich. Sie lernt und versteht und lernt wieder, unablässig. Ihre Welt ist auf Aiaja ihre eigene, wer sie besucht, unterwirft sich ihren Regeln. Erst in Odysseus findet sie den Mann, Liebling der Götter, listenreich, siegreich, ruhmreich vor den Mauern Trojas, Kampfgefährte der besten Helden der Griechen, Schutzbefohlener der Athene, der Kopfgeburt des Göttervaters. Und sie findet in Odysseus schließlich den Sterblichen, der sie einen Sohn empfangen läßt. Dieses Kind ist es, das sie zu der werden läßt, die die Urfesten der Welt überwindet. Nur um ihren Sohn Telegonos eines Tages doch ziehen zu lassen, nur um ihr Kind loszulassen und den ganzen elterlichen Schmerz und die Angst und Ungewissheit zu empfinden. Sie ist die Mutter, die ihren Telegonos vor dem Zorn der schrecklichen Athene zu schützen vermag, nur um das Schicksal doch zu vollenden. So wunderschön Madeline Miller die Geschichte gesponnen hat, so zauberhaft stellt sie die Beziehungen ihrer Protagonisten dar und beschreibt trefflich die wechselhaften Charaktere und deren Gefühle. Das ist unbestritten ganz große Schreibkunst. Großes Kino, wie man sagt. Und doch ist es erst die Erzählerin Ann Vielhaben, die allem das Leben einhaucht, das sie brauchen und verdienen. Sie erst verleiht Menschen, Titanen und Göttern, Tieren Farbe, Gewicht, Form und Dimension. Und damit unmittelbare Relevanz. Sie macht die Geschichte erlebbar. Ann Vielhaben macht diese Geschichte wahr. Sie nimmt allen Zweifel an der Wahrhaftigkeit der wunderbaren Geschichte, der Götter, ihrer Niedertracht und Unsicherheit. Sie gibt Circe genau die richtige Zartheit und Stärke, ihre Widersprüchlichkeit und Konsequenz. Ich fiebere mit, bin verzweifelt und entsetzt, lache laut, schmunzle leise und bin tief ergriffen und ein Schauer löst den nächsten ab. Es gibt so viel zu dieser Erzählkunst in ihrer wundervollsten Form zu sagen; doch ich würde nie den Kern treffen können. Man muss es selbst spüren. Ann Vielhaben ist es, die diese Reise in die Phantasie in allen Schattierungen vergoldet. Sie macht Circe so wahr, wie sie nur sein kann. Sie ist Circe.

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