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Rezension zu
Die Dame hinter dem Vorhang

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die Geschichte einer einzigartigen Frau

Von: traumfänger48
29.09.2019

Das Leben der Dame Edith Sitwell bestand aus Soireen, Lesungen und Beziehungen zu den einflussreichsten Personen ihrer Zeit. Doch Jane Banister, ihr Hausmädchen und enge Vertraute, zeigt dem Leser mit ihrer Geschichte vor allem die Kehrseite dieses Lebens. Ungeliebt von den Eltern wächst Edith auf dem Adelssitz Renishaw in England auf. Bereits als kleines Kind lernt sie die Tochter des Gärtners kennen, Emma Banister, Janes Mutter. Sie werden Freundinnen und verbringen bis sie Erwachsen werden viel Zeit mit einander. Jane berichtet von Ediths Kindheit, indem sie wiedergibt, was ihre Mutter ihr darüber erzählt hat. Diesen Teil des Buches relativ zu Anfang empfand ich als besonders anstrengend zu lesen. Über mehrere Kapitel wird die Geschichte aus der Sicht Emma Banisters als Kind geschildert. Obwohl Emma deutlich älter ist, gleicht der Schreibstil bei Edith mehr einer Erwachsenen als einem Kind. Die Autorin lässt Emma zwar betonen, dass Edith ihrem Alter voraus gewirkt haben soll, doch man verliert dadurch beim Lesen der Gespräche schnell die Übersicht, welcher Satz von welchem der beiden Mädchen stammt. Alle Abschnitte der Geschichte, die darauf folgten, haben mich dann aber immer tiefer in die "wahre Edith Sitwell" einblicken lassen. Die Dichterin kämpfte für ihre große Leidenschaft, das Schreiben, gegen alle Stolpersteine und Tiefen in ihrem Leben und ihrer Karriere an. Als Jane ihre Geschichte in London im Jahr 1964 beginnt, ist Edith bereits eine alte Frau, vom Leben gezeichnet und gesundheitlich angeschlagen. Während sie ihrer täglichen Arbeit nachgeht, erinnert sich Jane an all die Jahre zurück, die sie mit Edith zusammen verbracht hat und auch ihr Leben verändert haben. Veronika Peters findet hier das perfekte Gleichgewicht zwischen der eigentlichen Erzählung über Edith Sitwell und dem Einbinden von Jane Banisters Privatleben im Schatten ihrer Herrin. Alles was Edith durchmacht, hat auch einen Effekt auf Janes Leben. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Er spiegelt die respektvolle und sehr vertraute Beziehung zwischen Jane und Edith perfekt wieder. Die Autorin lässt Jane an einigen Stellen sogar sehr liebevoll mit Edith umgehen, fast als wäre sie ihre Enkelin statt einer Angestellten. Man bekommt den Eindruck, dass es Jane tatsächlich so in Edith Sitwells Leben gegeben hat. Auch die Beschreibungen von Ediths exzentrischer Art, ihrem auffälligen Kleidungsstil und ihre Bewunderung gegenüber allen Künsten, lassen die ganze Geschichte sehr lebendig wirken. Man kann sich beim Lesen sowohl in Jane als auch in Edith hineinversetzen und sich die Situationen und vielen Orte in denen das Buch spielt bildlich vorstellen. Veronika Peters beschreibt die vielen Charakterzüge so gut, dass sie an manchen Stellen im Buch viel mehr über Ediths Inneres aussagen als ihre Worte. Man liest die Zeilen und spürt das Mitleid und den Stolz, dass diese Frau trotz der vielen Tiefschläge und Enttäuschungen niemals aufgegeben hat ihren Traum zu verwirklichen. Die Autorin schreibt so lebensnah, dass man einen wirklich tiefen Einblick von einer Person bekommt, die in ihrer Zeit, von den Menschen für ihre Werke bewundert und gefeiert wurde. Ich persönlich kann das Buch nur weiterempfehlen. Es ist eine einfach zu lesende, faszinierende Geschichte über eine starke Frau, der die Autorin wieder eine Stimme gegeben hat. Sie zeigt dem Leser vor allem, dass Edith Sitwells Leben hinter dem Vorhang nicht im Entferntesten so prachtvoll und glücklich war wie es nach außen schien.

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