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Rezension zu
Mein Leben basiert auf einer wahren Geschichte

*+* Anne Freytag: "Mein Leben basiert auf einer wahren Geschichte" *+*

Von: Irve
06.07.2019

Möglichst weit weg von Deutschland, das ist es, was Rosa möchte. Sie irrt wie ein Blatt im Wind durch ihre ungeschriebene Zukunft und möchte Abstand gewinnen, möglichst viel Distanz zwischen sich, den Alltag und ihre Vergangenheit bringen, die ihr schwer auf der Seele lasten. Wer ist sie, wer möchte sie sein, wie ist sie, wo ist ihr Platz, wie stellt sie sich ihre Zukunft vor? Möglichst weit weg liegt Australien und dorthin bricht sie auf. Nachdem sich ihre Ängste und ihr Mut zusammengerauft haben, macht sie die ersten Gehversuche in dieser Ferne und trifft dort auf Frank. Auch er wollte nur weg aus Deutschland. Indirekt. Denn sein bester Freund David hat ihm diesen Floh namens Australien ins Ohr gesetzt. Frank hat Feuer gefangen, sich den Arsch aufgerissen, um sich diese Auszeit leisten zu können – und wird dann von David hängengelassen. In dieser Frust-Stimmung trifft Frank nun auf Rosa. Irgendetwas zieht die beiden derart an, dass sie beschließen, zu zweit das Land zu erkunden. Die Dinge entwickeln sich, und die folgende Zeit könnte so richtig heilsam und gut für Rosa werden.....als David wie eine drohende Gewitterwolke am romantischen australischen Sommerhimmel auftaucht. Frank kann nicht anders, er muss David einfach die Chance auf den ursprünglichen Australien-Plan geben, Streit hin oder her. Aber nun gibt es die damalige Konstellation nicht mehr. Die Aussteiger Frank und David sind um Rosa ergänzt. Und nun? Sind drei einer zu viel? Oder genau richtig? Ich sage mal: Beides! Einerseits ist es für jeden der drei Reisenden wichtig, dass die anderen beiden mit an Bord sind, denn man schafft es, sich zu öffnen. Jeder hat sehr unschöne vergangene Erlebnisse, die tiefe Wunden gerissen haben. Die Erlebnisse wurden bisher sicher im tiefen Inneren verborgen, aber ihre Narben werden durch die brennende Sonne gereizt – und auch durch einige zugespitzte Situationen –, sodass sie immer deutlicher sichtbar werden, schließlich aufplatzen und den inneren Frust heraustreten lassen. Keiner hatte es leicht, jeder musste sich arrangieren. Alle kompensierten anders. Frank vergrub sich hinter Schweigen und Büchern, David füllte die Leere seines Lebens mit Sex. Unglaublich, dass diese so verschiedenen jungen Männer beste Freunde sein sollten. Mir kam es weniger vor, aber auch mehr, mehr wie ein altes Ehepaar, bei dem sich die Beziehung auf die rein nicht-körperliche Ebene bezogen hat. Andererseits hat man schon ab und zu das Gefühl, dass jeder mal das fünfte Rad am Wagen ist, das zu Frust-Situationen und Übersprungshandlungen führt. Rosa, Frank und David streiten, versöhnen sich, nähern sich an, gehen auf Distanz, verletzen sich, verstehen und verzeihen einander und finden schließlich auf einer ganz individuellen Ebene zusammen, die sich mir ehrlich gesagt nicht wirklich erschloss. Die Reise durch das fremde Land an sich hat leider nur eine Statistenrolle zugewiesen bekommen. Ich hätte sehr gerne mehr über das Land im Roman gelesen, aber Australien ist nur Mittel zum Zweck, denn eigentlich geht es in „Mein Leben basiert auf einer wahren Geschichte“ weniger um den Roadtrip als um die Reisen zu sich selbst, die die Heranwachsenden machen. Die Reflektionen, durch die man versteht, warum Rosa, Frank und David so sind, wie sie zu Beginn der Reise waren, sind überzeugend und berührend. Aber dann sehe ich nur noch Fragezeichen. Mal abgesehen davon, wie wichtig Freundschaft und Vertrauen sind, weiß ich nicht, was mir der Roman, vor allem der Abschluss des Roadtrips sagen will. Irgendwie fehlt mir da etwas Gravierendes, dieser gewisse Aha-Effekt, der mich die Entwicklung mit der finalen Handlung verstehen lässt. Bisher liebt ich die Bücher der Autorin von der ersten bis zur letzten Seite. Auch hier hat mich Anne Freytag an vielen Stellen wieder mit ihrem Stil verzaubert. Sie schreibt in einer anderen Dimension! Aber inhaltlich konnte sie mich nicht wirklich kriegen. Auch nicht mit ihren Charakteren. Die Vergangenheitsbewältigung ist gut gelungen, aber was sich daraus entwickelt, habe ich als sehr oberflächlich empfunden. Sind Jugendliche heutzutage wirklich so, dass sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Kiste springen, egal ob mit oder ohne Gefühl für den Geschlechtspartner? (Die Rezension ist meinem Bücherblog entnommen) Können sie Emotionen nicht anders ausdrücken, als gleich an Sex zu denken? Bei der Qualität einiger Gespräche des Trios hätte ich eine erwachsenere Entwicklung der Charaktere erwartet. Ein bisschen entsetzt war ich auch darüber, wie unreflektiert und schutzlos sich Hals über Kopf aufeinander gestürzt wird und wurde. Das Buch ist vom Verlag für Leser ab 14 Jahren empfohlen. Das ist ein Alter, in dem man sicher dieses Thema verarbeiten kann, aber man muss meiner Meinung nach auch – und sei es im Nachwort – explizit auf die Gefahren von ungeschütztem Sex und häufig wechselnden Geschlechtspartnern hinweisen, sage ich mal so als Mutter zweier Teenager. Für mich war ein Roadtrip mit Schwächen, aber es kann einem ja nicht immer alles perfekt gefallen!

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