Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Obelisk

Stephen Baxter : Obelisk

Von: Günter Fehrmann
26.03.2019

Kurzrezension : Stephen Baxter , Obelisk Vor die Aufgabe gestellt , ein thematisch vergleichbares künstlerisches Musikstück zu rezensieren , würde meine Meinung in etwa so gehen : Ein sehr romantisches Stück , ergreifend , sprunghaft Tempi wechselnd und stets das Finale verschleiernd. Ein großes Stück Kunst in Moll. Dem furiosen Klangkörper unter seiner genialen Leitung gelang ein gewaltiger Berg an Arbeit aber nicht die Vermittlung eines Funkens Lebensmut und Freude. Oder war dies so gewollt? Das Publikum applaudierte artig mit Tränen der Rührung in den Augen und in so manches Abendstimmung hat sich das Gefühl der Vergänglichkeit , der Vergeblichkeit allen Tuns , der zähen Langsamkeit jeder Entwicklung geschlichen , das süße Gift der Unausweichlichkeit gerann in anschließenden abendlichen Barbesuchen oder gemeinsamen stillen Nachhausewegen zu einer Geste der Hilflosigkeit , zu einem Achselzucken , zur Erkenntnis der eigenen Lebensgeister inmitten allumfassender Ödnis. Ich will jedoch eine recht frische Erscheinung im Literatursektor beschreiben ohne dem geneigten Leser bereits vor der Lektüre das Buch aus der Hand zu schlagen. Der Stil ist klar : Baxter kann nicht Klein ! Sein Bezugsrahmen ist immer die Ewigkeit , sein Handlungsort die Unendlichkeit. Der Autor , uns bekannt unter Anderem durch solche Literaturschlachten wie „Evolution“ oder „Kinder des Schicksals“ , mutet seiner Leserschar einen Durchstich schwerster mathematischer und physikalischer Kost im Gewand einer Serie einzelner Erzählungen , verbunden durch übergreifend handelnde Figuren , getrennt durch Zeit , Raum und Logik zu. Ich will hier keine Spoiler teilen – der Leser soll selbst das Terrain erkunden – jedoch ist wie gewohnt ein gerüttelt Maß an wenigstens hervorragender wissenschaftlicher Allgemeinbildung zum Verständnis unabdingbar, zur Überbrückung unweigerlicher Lücken im Verständnis ist ein gesundes Selbstvertrauen und große Phantasie sehr hilfreich. Gerade von den Letztgenannten musste ich oft Gebrauch machen – für meinen Geschmack bewegt sich der geniale Autor auf extrem schwierigen Pfaden – der Leser muss mehr auf seine Füße schauen als das ihm Zeit bliebe, den Zickzackkurs zu überblicken. Die philosophische Konstruktion eines Multiversum durchdringt alle einzelnen Facetten des Stoffes bis hin zur Möglichkeit der Wiederholungen von Abläufen , zu Alternativen , zu gleichzeitigen und überlappenden Handlungen. Klingt schwierig , ist es auch – aber es berührt das Herz des Lesers in der bekannten Baxter‘schen Art , die Winzigkeit und Unbedeutendheit unserer Spezies von mehreren Seiten zu beleuchten. Ob es nun die Vergeblichkeit der Marskolonisation , die Ignoranz von miteinander händelnden Alienrassen der Menschheit gegenüber , der vergeblichen Winzigkeit unserer Existenz als Ausdruck kosmischer Bewegungen höherer Ordnung oder anderer hier ungenannt bleibender Splitter des Buches sind – ich schlug die letzte Seite um mit dem Gefühl der Trauer und dem Gefühl des Wissens – nein, der GEWISSHEIT – das diese meine Mikrosekunde Existenz in den kosmischen Äonen ohne Hall und ohne Erinnerung vergehen wird. Das ist nichts Schlechtes, das Universum meint es nicht persönlich – man sollte es nur annehmen um seinen Frieden zu haben. Ein Buch für verregnete Abende , ungeeignet für eine lustige Diskussion , eher ein Blick ins Innere – wer weis welche uns für immer verschlossene Kräfte unsere Wahrnehmung von Zeit beeinflussen...

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.