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Rezension zu
Die vergessene Freundin

Interessanter Roman aus der Zeit, als die Bilder laufen lernten...

Von: Kathrin Nievelstein
07.02.2019

Inspiriert von Besuchen bei ihren Großeltern nimmt uns die Autorin Rebecca Martin mit in die Anfänge des Kinos – die Zeit, als noch Stummfilme mit Orchester in prachtvollen Kinosälen gezeigt wurden und der Tonfilm erst nach und nach seinen Platz beim Publikum fand. Tragende Protagonistin ist Elly (Elisabeth Kramer), die wir in ihren jungen Jahren als schüchternes, eigenwillges Mädchen kennenlernen, die zu niemandem richtig Anschluss findet außer zu dem Jungen Corbin und einige Jahre später zu ihrer neuen Mitschülerin Tonya. Mit dieser verbindet sie bald eine ganz enge Freundschaft, obwohl hier zwei Welten (arm & reich) aufeinandertreffen. Im Laufe des Buches kann man sogar von einer Abhängigkeit oder vielleicht auch zarten Liebe von Seiten Ellys sprechen... aber dieses Empfinden wird von der Autorin nicht geschürt, sondern entsteht sicherlich nur im Auge des Lesers... oder doch? „'Ja, das ist wirklich ein Glück', füge Elly hinzu und starrte dann mit zusammengekniffenen Augen in den dunkelblauen Himmel hinauf. Das Einzige, was sie sich wünschte, war, dass Tonja immer bei ihr sein würde. Sie war bereit, alles dafür zu tun.“ (S. 163, Mitte) Während wir Elly in ihrer Jugend, Schulzeit und späteren Berufstätigkeit begleiten, switchen wir immer wieder in die Gegenwart zu Ellys Nichte Alea und Neffen Tom sowie zu der Historikerin Carina, welche den Auftrag erhält, eine Festschrift über das alte, prachtvolle Odeon-Kinotheater zu schreiben, welches seit sich seit über 100 Jahren in der Familie Ellys befindet und von ihrem Vater gegründet wurde. Thematisch nimmt sich die Autorin eines packenden Zeitgeschehens an: auch ich liebe alte Stummfilme, kann mich noch heute über Stan & Ollie beömmeln und wünsche mir manchmal noch einen prunkvollen Kinosaal mit dieser besonderen Stimmung herbei. Rebecca Martin nimmt uns mit ihrer anschaulichen Sprache gekonnt in die Zeit rund um die 30iger Jahre in Frankfurt mit und es macht Spaß, aus Sicht von Carina diese alte Zeit aus dem Mund einer Zeitzeugin (Elly) zu erfahren. Und auch das subtile Lenken der Lesergefühle (s.o.) ist wirklich gekonnt; es geschieht nicht nur durch die eindrückliche Sprache, sondern auch den Aufbau des Geschehens und der Situationen, von denen uns Rebecca Martin erzählt... Passend dazu bietet das Buch auch einen zauberhaft gestaltetes Buchcover an, welches innen ein solches Prunkkino zeigt und uns außen in den Erker einer alten Villa mitnimmt... gut gemacht! Das Cover macht Lust, in das Buch reinzuschauen – in Erwartung eines noch nicht ganz so alten Historienromans wird man nicht enttäuscht. Allerdings muss ich auch ehrlich zugeben, dass mich die Zeitsprünge – manchmal nicht nur zwischen zwei Ebenen – ab und zu etwas irritiert und aus dem Lesefluss gebracht haben. Wobei ich das Gefühl habe, diese Sprunghaftigkeit setzt erst ab dem Zeitpunkt ein, als Elly und Tonya auseinandertriften und außerdem in Deutschland eine extrem politische Wendung zu verzeichnen ist... also ist diese Unruhe vermutlich gewollt ;) Alles in allem ein unterhaltsamer Roman, die mich mehr als nur ein Wochenende beschäftigt hat. Ein Buch, welches meiner Meinung nach nicht zum Überfliegen oder zum entspannenden Lesen geeignet ist... aber ein Buch, welches es wert ist, auch noch ein zweites Mal gelesen zu werden.

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