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Rezension zu
Das Buch der vergessenen Artisten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Verliebt in Kraftwunder und Röntgenstrahlen

Von: Melanie E. aus Leopoldshöhe
19.01.2019

"Das Buch der vergessenen Artisten" ist mir mehrfach auf diversen Internetplattformen aufgefallen, sodass meine Neugier auf das Buch geweckt wurde und ich mich sehr über die Zusage des Verlages freute, diesen Roman lesen zu können. Mit 752 Seiten ist das Buch ein echter Wälzer, aber da es sehr spannend geschrieben ist, fällt dieses kaum ins Gewicht. Natürlich benötigt es ein klein wenig mehr Zeit, aber diese lohnt sich sehr. Geschichtlich ist einiges Fiktion und der Fantasie der Autorin entsprungen, aber einige Begebenheiten sind wahr und sehr realistisch dargestellt. Das Cover zeigt sehr deutlich eine Frau mit diversen Rundungen, die eine Hantel über dem Kopf balanciert und dadurch aufweist, welche Stärke in ihr steckt. Meta ist eine Kraftfrau, die sich durch ihre Stärke ihr Geld verdient. Es wird ihr irgendwann verboten werden, sich als Kraftfrau zu zeigen und in diversen Shows aufzutreten. Vieles was vorher als Kunst galt und auch nicht immer ästhetisch wirkt, ist verboten und wird ausradiert. Dies gilt besonders für Menschen mit diversen Defiziten, die nicht der Norm, die in Deutschland vorherrschen soll, entspricht. Menschen, die mit ihrer eigentümlichen "Kunst" ihr Geld verdienen müssen sich verstecken und teilweise auch am Hungertuch nagen. Meta hat einen Bruder, Ernsti, der auch der Norm nicht entspricht und einen anderen Glauben hat, der in Deutschland nicht geduldet wird. Ernsti steht auf der Fahndungsliste und soll somit ausradiert werden. Meta hat schwer zu kämpfen damit, ihren Bruder zu befreien und letztendlich gelingt die Flucht aus der Irrenanstalt / Nervenklinik. Mathis selbst ist als Sohn eines Bohnenbauern Kummer und Schmerz gewohnt, da er von seinen Brüdern regelmäßig verprügelt wird. Durch sein lahmes Bein ist er nicht fähig auf dem Feld zu helfen, was den Frust der Brüder darüber in Gewalt und Wut umschlagen lässt und da ist Mathis das ideale Opfer. Fasziniert von einem Röntgenapperat verlässt Mathis sein Elternhaus und dient Meister Bo auf dem Jahrmarkt als Assistent, nichtsahnend, wie schädlich Röntgenstrahlen sind und mitunter auch tödlich werden können. Die Faszination des Röntgen und die Stärke der Kraftfrau Meta werden relativ schnell deutlich. Mathis der diesen beiden Phänomenen sehr zugetan ist, ist derjenige, der die Künste aufleben lässt und dabei sich selbst eher in Nebenrollen versetzt. Mir hat es sehr gefallen, wie Vera Buck diese Geschichte rund um Jahrmarkt und Krieg gewoben hat. Namen wie Marie Curie oder andere Physiker wie Wilhelm Conrad Röntgen werden eingeflochten und wirken absolut authentisch und passend zur Story. Von mir eine Leseempfehlung an einen Roman, der mich regelrecht gefesselt hat, da ich manches nur von Bildern oder Büchern kenne. Die ersten Kinofilme wurden auf Bettlaken ausgestrahlt, Menschen ergötzten sich an den Defiziten anderer und als man begann alles was nicht in die Norm passte auszuradieren, wurden Menschen von jetzt auf gleich arbeitslos und waren der Gefahr der Selektion ausgesetzt. Amerika ist hierbei das Land der vielen Möglichkeiten und immer mehr das Ziel der Protagonisten Meta und Mathis, die ein sehr interessantes Paar abgeben und sich sehr abenteuerlich durch diese gewobene Geschichte bewegen. Wo der eine Schwäche zeigt, zeigt die andere Stärke und umgekehrt. Eine sehr interessante Kombination, die einerseits eine Zeit darstellt, in dem definitiv alles möglich war, bis jemand kam, der Menschen in allem was sie haben und können beschnitten hat und oftmals nur eine Flucht nach vorne möglich ist. Manchmal auch Rebellion mit der Gefahr sein Leben zu lassen. Authentisch und wirklich gelungen dargestellt. Meine Rezension kann das Buch nicht in all seinen Facetten wiedergeben und nur einen kleinen Ausschnitt bieten. Für mich hat sich das Lesen definitiv gelohnt.

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