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Rezension zu
Joe

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein großartiger Südstaaten-Roman

Von: Bücherserien.de
26.11.2018

Ex-Sträfling Joe verdient sein Geld mit Baumarbeiten, trinkt und spielt etwas zu gern und gerät häufiger in Schwierigkeiten. Für den jungen Gary ist der Mann trotzdem vor allem eins: Die Hoffnung auf ein besseres Leben. Denn Garys Vater Wade ist ein gewalttätiger, wahrhaft bösartiger und durch und durch verkommener Kerl, der auf der Suche nach einer Einnahmequelle sogar seine 12-jährige Tochter verkauft. Joe, der regelmäßig Tagelöhner beschäftigt, gibt beiden einen Job. Wade ist allerdings nicht wirklich an ehrlicher Arbeit interessiert und kann überdies nicht mit dem Arbeitstempo mithalten. Joe feuert beide, hat jedoch Mitleid mit Gary. Der Junge, der nicht einmal weiß, wie alt er wirklich ist, bekommt eine neue Chance auf ein anständiges Leben. Und Joe, der viel in seinem Leben falsch gemacht hat, will Gary wirklich helfen. Das gefällt dessen Vater allerdings gar nicht … Die Werke des 2004 verstorbenen Larry Brown werden nun ,hoffentlich, nach und nach ins Deutsche übersetzt und somit auch dem hiesigen Markt zugänglich gemacht. Endlich, möchte man ausrufen. Denn der Schriftsteller verfasste große Südstaatenromane, die in den USA Kultstatus haben und auch hierzulande größere Rezeption verdienen. Das liegt nicht nur an dem hervorragenden Stil von Brown, der zwar schlicht, aber eindrücklich, verständlich und vor allem authentisch schreiben konnte. In seinen Geschichten überzeugen stets die Charaktere. War es in „Fay“ das naive Landei, dessen große Träume sich meist nicht mit dem vertrugen, was ihre Männer vom Leben erwarteten, so sind es hier Joe und Gary. Die beiden haben mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheint. Denn der harte Kerl und der Junge, der verzweifelt versucht seinem aussichtslosen Leben zu entfliehen, sind im Kern gute Menschen mit Moral und Werten. Das unterscheidet sie von ihrer trüben Umgebung, das unterscheidet beide auch deutlich von Garys grässlichem Vater, und das ist genau der Grund, warum es zum Konflikt kommen muss. Trotz des eher unprätentiösen Stils berührt das Buch sehr. Wer den Roman liest, muss Garys Vater hassen, muss aber auch den Kopf schütteln über Joes (der unter Alkoholeinfluss auch nicht mehr er selbst ist) Fehltritte, muss Gary bemitleiden. Wenn ein Buch das schafft, ist es ein gutes Buch, und „Joe“ hat dieses Prädikat mehr als verdient. Es ist harter Stoff, eine Story voller Drama, Armut und Dreck. Aber eben auch eine Geschichte, in der es zumindest Aussicht auf Hoffnung gibt. Und wer aufpasst, erkennt: Die bereits erwähnte Fay ist eine von Garys Schwestern. Beide Romane sind aber voneinander absolut unabhängig. Mein Fazit: „Joe“ ist nicht schwer zu lesen, aber sicher schwer zu verdauen. Doch es lohnt sich, den im Grunde unschuldigen Jungen und den fast gefühllosen älteren Mann kennenzulernen. Beide haben sich trotz niederschmetternder Erfahrungen einen guten Kern bewahrt, der sie über Figuren wie Wade erhebt. Bei allen grausamen Ereignissen gibt es die Aussicht, dass sich irgendwann, irgendwie etwas verbessern könnte. Es ist eine schmale Aussicht auf Hoffnung, aber sie ist da. Ob die Charaktere ihre Chance nutzen, bleibt offen – ein Happy End hätte zu diesem düsteren Südstaaten-Epos auch kaum gepasst. Wer hier einen rasanten Thriller erwartet, wird enttäuscht werden. Wer aber ein Buch über die Menschen und das Leben in den ärmeren Regionen des amerikanischen Südens lesen möchte, sollte unbedingt zugreifen. Der Roman wurde übrigens 2013 mit Nicholas Cage in der Hauptrolle unter dem gleichnamigen Titel (deutsch: Joe – Die Rache ist sein) verfilmt.

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