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Rezension zu
Weihnachten auf der Lindwurmfeste

Weihnachten oder Hamoulimepp?

Von: Franziska_J
23.11.2018

„Bist du bereit für ein schockierendes Geständnis? Für die Bankrotterklärung der gesamten so hoch geschätzten Lindwurmkultur? Und wenn du schon sitzt, dann setz dich lieber zur Sicherheit noch mal hin! Ich werde kein Blatt vor den Mund nehmen.“ In Walter Moers neustem Meisterwerk rechnet Hildegunst von Mythenmetz, erfolgreichster Schriftsteller ganz Zamoniens, in einem Brief an seinen geschätzten Freund Hachmed Ben Kibitzer ab mit dem legendären Lindwurmfest ‚Hamoulimepp‘, das doch verdächtig an unser Weihnachtsfest erinnert. Die Parallelen reichen von Geschenken, Weihnachtsbäumen und Wichteln bis hin zum üppigen, drei Tage dauernden Festmahl, das auch bei Lindwürmern zu einem besorgten Blick auf die Waage führt. Hamoulimeppwurmzwerge, Schuppenpuppen, Pflansekten, Lindwurmfesteschneckengedichte und viele andere zamonische Kuriositäten. Mit Weihnachten auf der Lindwurmfeste hält man einen echten Moers in den Händen. Dem zamonienkundigen Leser dürften die Figuren Hildegunst und Hachmed bereits bekannt sein und wer sie nicht kennt, dem werden sie zu Beginn noch einmal vorgestellt. Man lernt in diesem Buch aber nicht nur den alten Brauch des Hamoulimeppfestes und seine mythen- und sagenumwobene Geschichte kennen sondern erfährt ebenso etwas über Lebensgewohnheiten und Kulturbetrieb der Lindwürmer, die uns Menschen vielleicht viel näher stehen, als wir es bisher ahnten. Das Buch ist daher aber auch keine Erzählung im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr eine Art anthropologische Studie über Lindwürmer. „Es war, als hätte man mir meine ganze Kindheit unter den Füßen weggezogen- und darunter befand sich der tückische Treibsand des Erwachsenenlebens mit allen Zukunftsängsten darin. Ich habe mich bis heute nicht wirklich davon erholt.“ Besonders berührend berichtet Mythenmetz, wie ihm im zarten Alter von 29 Jahren (für Lindwurmverhältnisse Kleinkindalter) die Illusion vom Hamouli (dem Weihnachtsmann für Lindwürmer) geraubt wurde und wie nachhaltig sein Vertrauen in das Leben davon erschüttert wurde. Herrlich ironisch prangert er außerdem die extreme Konsumgier dieses Festes an und aufgrund der breiten Analogie zu unserem Weihnachtsfest kommt man glatt ins Grübeln, ob die vielen Geschenke und das Übermaß an Dekoration, die nach dem Fest entweder auf dem Müll landet oder bis zum nächsten Jahr in Kisten auf dem Dachboden verstaubt, wirklich nötig sind. Das Buch wird damit auch zu einer in Fantasie gehüllten Gesellschaftskritik. Wie immer ist das Buch ein echter Blickfang. Die Illustratorin Lydia Rode, die bereits in Prinzessin Insomnia und der alptraumhafte Nachtmahr für Farbe gesorgt hat, hat auch dieses Mal wieder wunderbare Arbeit geleistet und sorgt mit den bebilderten Taxonomischen Tafeln für Anschaulichkeit in der uns so fremden Kultur der Lindwürmer. Weihnachten auf der Lindwurmfeste – ein Muss für alle Zamonien- Fans und alle, die es noch werden wollen…

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