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Rezension zu
Die Tochter des Uhrmachers

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die Wahrheit um Lily Millington

Von: Frau Goethe liest
18.11.2018

Elodie Winslow ist Archivarin und stößt auf einen Karton aus dem Jahre 1966. Darin befinden sich eine edle Aktentasche und ein Skizzenbuch. Als sie das Buch durchblättert, kommt ihr das darin gezeichnete Haus bekannt vor. Ihre Mutter hatte früher eine Geschichte erzählt, in der eben dieses Haus beschrieben wurde. Außerdem stößt sie auf eine Fotografie einer wunderhübschen Frau. Alles zusammen ergibt Hinweise, dass sich diese Gegenstände aus dem Besitz des Malers Edward Radcliffe befanden. Elodie macht sich auf den Weg, um vor Ort zu forschen. Dabei trifft sie auf den Privatdetektiv Jack, der ebenfalls auf der Suche nach einem lange verschollenen Familienbesitz der Radcliffes ist. gemeinsam setzen sie ihre Geschichten zusammen und stoßen auf eine skandalöse Geschichte. Kate Morton verbindet in ihrem sechsten Roman die Elemente historischer Roman, Detektivgeschichte mit einem Quäntchen Mystik. Alle drei Formen passen so ineinander, dass daraus ein wirklicher Schmöker für lange Leseabende entsteht. Die in der Gegenwart lebende Elodie stößt auf Ungereimtheiten während ihrer Arbeit und vertieft sich in die Ereignisse aus dem Jahr 1945. Die Journalistin Juliet wohnt mit ihren vier Kindern in Birchwood Manor. Das Gebäude scheint aber ein Geheimnis zu haben. Der jüngste Sohn Tip hat plötzlich eine imaginäre Freundin, die ihn über Geschehnisse aus dem Jahr 1862 erzählt. Damals wohnte der Maler Edward Radcliffe in diesem Haus. Mit einigen Freunden, seiner Schwester, seiner Verlobte und einer Muse verbrachte das Mitglied der Royal Academy dort den Sommer. Die unbeschwerte Zeit endete mit einem Mord an der Verlobten. Seitdem scheint das Haus verlassen. Nur ab und zu sieht man ein Licht im oberen Stockwerk. Die Charaktere der unterschiedlichen Zeitebenen werden authentisch abgebildet. Eine Ich-Erzählerin trägt ab und zu zum besseren Verständnis der Umstände bei und lässt den Leser wie in einem Film von außen zuschauen. Schnell wird deutlich, dass eben diese Stimme aus dem Jenseits kommt. Es ist von Besuchern die Rede, obwohl sich diese allein im Raum zu glauben scheinen. Die Tochter des Uhrmachers ist so schnell nicht zu identifizieren. Ihre Lebensgeschichte wird nun Stück für Stück aufgedeckt, je mehr Details aus den vergangenen Jahren bekannt werden. Aus dem Jahr 2017 geht die Reise zurück bis ins viktorianische England. Hier lernen wir Birdie kennen, eine Halbwaise, die sich ihren Lebensunterhalt mit Taschendiebstahl verdient. Morton hat einen leisen Schreibstil, der die gewaltigen Bilder erst nach einigen Seiten entfaltet. Man kann ihr leicht über feuchte Natursteine durch die verwunschenen Gärten bis zur Themse folgen, fühlt den schwankenden Kahn und im nächsten Abschnitt die dunkle Einsamkeit eines verlassenen Gebäudes. Die Handlungsstränge werden zunächst ausgebreitet, um erst kurz vor Schluss wieder zusammenzulaufen. Nun lüften sich die Schleier, die die Autorin zuvor über Figuren und Vorkommnisse gelegt hatte. Einige falsche Fährten sind schlicht dadurch entstanden, dass manche Geheimnisse einfach zu gut gehütet wurden. Die Tochter des Uhrmachers ist ein epischer Roman über 150 Jahre. Ankerpunkt ist dabei Birchwood Manor, hinter dessen Mauern sich die tragischen Ereignisse abspielten. Die heute noch zu besichtigenden Anwesen in Wiltshire geben eine Ahnung, wie es zu Radcliffes Zeiten dort ausgesehen haben mag. Die Umgebung inspiriert förmlich zu geheimnisvollen Verwicklungen, die hier ebenso atmosphärisch wiedergegeben werden. Ich kann den Roman jedem empfehlen, der gerne längere Abschnitte schmökert. Belohnt wird man mit einer berührenden Geschichte um ein Mädchen, deren Namen die Nachwelt längst vergessen hat.

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