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Rezension zu
Hör auf zu lügen

Ich persönlich hätte mehr erwartet

Von: Daniel Allertseder | WeLoveBooks Literaturplattform
02.11.2018

Meine Meinung »Hör auf zu lügen« ist ein autobiographischer Roman vom französischen Autor Philippe Besson. Grundkonzept dieses Romans ist seine erlebte Beziehung zu einem Jungen seiner Schule – eine sentimentale Hommage an das konservative Leben zu damaligen Zeiten und dem damit verbundenen Verzicht auf öffentliche Bekenntnisse und Outings. Philippe Besson beschreibt freilich auf emotionaler und authentischer Ebene eine wohl sehr liebenswürdige Beziehung aus dem Jahre 1984, als der Autor noch ein junger Erwachsener war und seine heimliche Neigung nicht mehr verstecken konnte. Relativ schnell stoßen wir auf die Zusammenführung beider Partner, wir lesen von leidenschaftlichem Verkehr und ruhigen Momenten miteinander, von den zahlreichen Gedanken des Erzählers und den inneren Trieben von Thomas – allesamt im Setting eines, wie es auf dem Klappentext heißt, recht konservativ geprägten Dorf. Wir als Leser erwarten daher Konflikte, wie man sie in ebenjenem Dorf erwartet: Nachbarn, die sich sprichwörtlich das Maul zerreißen; Eltern, die die beiden mit nun anderen Blicken mustern; Eine Schule, die verspottet. Gott sei Dank passiert dies alles natürlich nicht, obwohl die Aussage auf dem Klappentext auf ebendies schließen lässt. Im Deutsch – bzw. Französischunterricht wäre dieser Aufsatz eine Themaverfehlung, denn ich zum Beispiel habe soeben Erwähntes erwartet – wie sind die beiden Jungs mit diesen Konfrontationen umgegangen? Wie meisterten sie ihre Liebe, und wie konnten sie sich befreien von diesen beengenden Augen der Dorfbewohner? Dagegen haben wir 100 Seiten leidenschaftliche Liebe, mit keinem Wort dieses vermeintlich konservative Dorf, und der Rest des Buches beschäftigt sich mit dem nun älteren Erzähler, der sich am Sohn von Thomas ergötzt. Natürlich emotional, und mit einer wichtigen Botschaft versehen – keine Frage – ich kritisiere hier lediglich die sehr verfehlte Inhaltszusammenfassung, die ich erwartet habe. Der Autor Philippe Besson beschreibt auf inniger Eben eine Beziehung zu einem Jungen, die einem Tränen in die Augen schießen – mein Gott, wenn man sich liebt, dann liebt man sich, vollkommen egal welches Geschlecht oder welches Gender. Jedoch aber wird dieses Konzept wirklich nur zu Beginn des Buches angewandt, was ein wenig enttäuscht. Wir haben wirklich nur einen 100-seitigen Spielraum zur Verfügung, danach fällt das Konzept in den Keller, und wir lesen nur noch von Erinnerungen – leider. Fazit Zusammenfassend habe ich den Roman als mittelmäßig empfunden. Anfangs eine leidenschaftliche Geschichte, doch die Autobiographie, die nur einen kurzen Teil von Bessons Leben porträtiert, verlor stetig an Emotionalität, und flachte dann in flache Erinnerungen ab. Sehr schade für diese eigentlich wichtige Botschaft im Buch.

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