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Rezension zu
Gotteslüge

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein weiterer hochdramatischer Höllentrip durch Berlin mit Nonstop-Nervenkitzel, aber etwas unplausibler Auflösung

Von: Büchermonster
16.03.2015

Faris Iskander, Kommissar in der Sondereinheit für Ermittlungen bei religiös motivierten Verbrechen (SERV), kann einem fast schon ein wenig leid tun: Hat er im Berlin-Thriller „40 Stunden“ gerade erst den Verlust seines Partners und das Trauma mehrerer verheerender Anschläge in der Hauptstadt verarbeiten müssen, so gönnt ihm Autorin Kathrin Lange auch in der Fortsetzung „Gotteslüge“ keine Verschnaufpause und schickt ihren Helden direkt hinein in die nächste Katastrophe. Dabei erwischt Faris gleich einen besonders schwarzen Tag, denn er erfährt nicht nur vom Mord an seiner ihm immer noch nahe stehenden Ex-Freundin, sondern landet auch mitten in einem Geiseldrama, das die Erinnerungen an die Ereignisse des vergangenen Herbstes sofort wieder hochkommen lässt: Wieder droht ein Sprengstoffattentat, wieder ist Faris Iskander mittendrin und wieder steht das Leben vieler Unschuldiger auf dem Spiel. Man fühlt sich beim Lesen der ersten Kapitel also fast schon zwangsläufig an den Vorgängerband erinnert, denn die Parallelen zwischen „40 Stunden“ und der Ausgangssituation in Iskanders neuem Fall sind nur allzu augenscheinlich. Klingt zunächst nicht besonders einfallsreich und wie ein Aufguss des ersten Buches, allerdings hat Kathrin Lange im Verlauf der knapp über 400 Seiten noch einige böse Überraschungen auf Lager. Auch die Fortsetzung zeichnet dabei ein enorm hohes Erzähltempo aus: Der Prolog liefert bereits einen kurzen und hochdramatischen Ausblick auf die drohende Katastrophe, es folgen der Hotelmord und das Geiseldrama – es geht Schlag auf Schlag und fast im Kapiteltakt entwickelt sich der Tag für Faris Iskander zu einem Albtraum, der das bisher erlebte noch zu übertreffen scheint. Und diese hohe Schlagzahl kann Kathrin Lange auch in der Folge aufrechterhalten, sodass man Gotteslüge schon nach kurzer Zeit kaum noch aus der Hand legen möchte. Da stört es auch kaum, dass sich manche Elemente des Vorgängers wie die Bedrohung durch Sprengstoffanschläge oder die von vielen religiösen Motiven geprägten Ermittlungen wiederholen – schließlich hat sich Lange durch die Wahl des Spezialgebiets ihrer Sondereinheit bewusst für einen Fokus auf diese Themen entschieden und wird dies wohl auch für die kommenden Bände so beibehalten. Und es ist auch kein Ärgernis, dass Faris Iskander im Verlauf der Geschichte zu einem zweiten Bruce Willis (eine winzige „Stirb Langsam“-Referenz in der Story wirkt dabei alles andere als zufällig) mutiert und von jeglichen körperlichen Hindernissen wie Rippenprellungen oder Schusswunden unbeeindruckt durch Berlin jagt – „Gotteslüge“ ist vielleicht nicht immer hundertprozentig realistisch, dafür aber einfach ungemein packend, und das sowohl durchgängig als auch mit stets immer noch ansteigendem Spannungsniveau. Dazu trägt auch die wie schon in „40 Stunden“ sehr kurze Zeitspanne der Geschichte bei, denn auch dieser Fall spielt sich zwischenzeitlich fast in Echtzeit ab. „Gotteslüge“ könnte fast der perfekte Spannungsroman sein: Die Story ist wahnsinnig rasant, voller dramatischer Wendungen und auch Faris Iskander gibt in seinem zweiten Auftritt eine deutlich komplexere Figur ab, sodass ich diesmal viel besser mit ihm mitfiebern konnte als im Vorgänger. Zudem gelingt Kathrin Lange auch noch ein furioser Schlussakt mit einem wirklich überraschenden Plottwist und beinahe atemberaubenden Nervenkitzel – wenn sich zwischen all der Dramatik nicht einige haarsträubende Ungereimtheiten auftun würden. Die Auflösung ist zwar verblüffend, erscheint aber in vielen Punkten einfach überhaupt nicht plausibel und oft widersprüchlich zu einigen zuvor erwähnten Details. Zwar deutet die Autorin bereits an, dass einige Sachverhalte wohl erst im nächsten Band vollständig erklärt werden, trotzdem hinterlassen diese kleinen Logiklöcher einen faden Beigeschmack und trüben den ansonsten sehr guten Gesamteindruck zum Abschluss ein wenig. So ist „Gotteslüge“ insgesamt ein guter und jederzeit mitreißender Thriller, mit einer etwas glaubwürdigeren Schlusspointe wäre aber noch ein wenig mehr drin gewesen. Nichtsdestotrotz gibt es aber nicht nur für Fans der Vorgängers eine klare Leseempfehlung!

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