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Holly Black Interview

Interview mit Holly Black zu »Der Prinz der Elfen«

Von Elfen, Märchen und Inspirationen

Wir haben der Fantasy-Autorin Holly Black ein paar Fragen zu ihrem neuen Buch »Der Prinz der Elfen« gestellt

Wenn Du eine neue Geschichte beginnst, weißt du dann von Anfang an, was passieren wird? Wann improvisierst Du?

Normalerweise habe ich eine grobe Idee, was in etwa passieren wird, die verändert sich dann meistens noch beim Schreiben. Bei Prinz der Elfen war es aber so, dass ich Entwurf nach Entwurf wieder zerrissen und die Geschichte immer wieder komplett verändert habe. Mein Lektor hat drei verschiedene Versionen mit drei ganz unterschiedlichen Bösewichten von mir bekommen. Jede Runde hat sich angefühlt, als würde noch etwas fehlen – und dann, als ich endlich den großen Wendepunkt der Geschichte gefunden hatte, hat sich plötzlich alles zusammengefügt. Aber vor diesem Moment hat sich der Schreibprozess angefühlt, als würde ich versuchen, Rauch festzuhalten.


Das Dorf Fairfold ist ein im wahrsten Sinne des Wortes magischer Ort. Würdest Du gern dort leben?

Auch wenn es wahrscheinlich eine furchtbare Idee ist, weil Fairfold ja ein sehr gefährlicher Ort ist, würde ich gern dort leben. Oder wenigstens eine kleine Hütte zum Schreiben mieten und ein paar Monate dort verbringen, die ganze Magie aufsaugen und gleichzeitig versuchen, meine Familie davon abzuhalten, in einen Feen-Ring zu stolpern oder einen unklugen Handel mit dem „Volk“ einzugehen.


Wie wichtig ist Dir Diversität und die Repräsentation von LGBTQ-Charakteren in YoungAdult-Romanen für Dich?

Ich halte die Repräsentation von Diversität für extrem wichtig. Alle Kinder sollten Bücher haben, die ihnen ihre eigenen Erfahrungen und Identitäten authentisch wiederspiegeln, deshalb finde ich es nicht nur sehr wichtig, dass wir Bücher herausbringen, die mehr Diversität zeigen, sondern auch solche, die von Autoren geschrieben wurden, die selbst besondere Hintergründe haben und durch ihr speziellen Wissen mehr Tiefe in ihre Arbeit bringen können.

Wenn wir uns selbst in Büchern wiedererkennen, fühlen wir uns wahrhaftig gesehen und wahrgenommen – das ist ein großer, kraftgebender Moment. Und wenn wir durch Bücher Menschen kennenlernen, die ganz anders sind als wir selbst, entwickeln wir Empathie und Verständnis, die wir, grade heute, dringend brauchen. Speziell als Amerikanerin, mit allem, das hier grade los ist, sehe ich Bücher als wichtiger denn je.


Wie alle Deine weiblichen Figuren, ist Hazel eine starke und komplexe junge Frau. Ist das ein wichtiges Thema für dich?

Ich denke, Hazel ist eine komplexe, starke, nicht fehlerlose Person. Über solche Charaktere will ich schreiben, egal, ob sie männlich oder weiblich sind. Ich weiß, dass Leser manchmal weibliche Charaktere harscher beurteilen, weil wir in einer Gesellschaft leben, die Frauen insgesamt harscher beurteilt. Aber ich will den wahren Charakter einer Figur herausarbeiten und das bedeutet unausweichlich, ihr chaotisches Inneres zu zeigen. Ich will Raum schaffen für chaotische, fehlerhafte, mutige Mädchen – ich finde sie nämlich ganz genau so fesselnd wie chaotische, fehlerhafte, mutige Jungen.


Die Geschwister Ben und Hazel haben eine enge Beziehung und sind sich gegenseitig sehr wichtig. Welche Rolle spielt Familie in Deinem Leben?

Als ich etwa halb fertig war mit Prinz der Elfen, haben mein Mann und ich unseren Sohn adoptiert, was bedeutete, dass der Rest des Buchs durch den Schlafentzug in einer Art Wachtraum zwischen Füttern und Bäuerchen machen und Wickeln entstand. Ich glaube aber auch, dass es die Geschichte für mich vertieft hat, mir die Dynamiken einer Familie bewusster gemacht hat und mir vor allem gezeigt hat, wie heftig wir einander lieben können.


Der im Glassarg schlafende Prinz ist eine Anspielung auf das Märchen vom „Schneewittchen”. War dieses Märchen eine Inspirationsquelle für Dich? Und sind es Märchen generell?

Ich lasse mich gern sowohl von Märchen als auch von Folklore inspirieren – gerade für Feengeschichten. Der schlafende Prinz in seinem Glassarg ist natürlich eine Anspielung auf „Schneewittchen“, aber es gibt auch Elemente von „Dornrösschen“. Die Geschichte, die am meisten Einfluss hatte, ist aber eine weniger bekannte: „Kate Crackernuts“. Da geht es um zwei Stiefschwestern, von denen eine verflucht wurde und um zwei Prinzen, von denen einer eine mysteriöse Krankheit hat. Diese Geschichte war der eigentliche Ausganspunkt für Prinz der Elfen.