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Interview mit Bettina Storks über ihren Roman „Das geheime Lächeln“

Bettina Storks
© Alexandra Stehle
»Ein wunderschöner und poetischer Roman von großer Intensität.«
Sophie Bonnet über "Das geheime Lächeln" von Bettina Storks

Das Buch:

Als die Journalistin Emilia Lukin bei einer Auktion das Gemälde einer jungen Frau entdeckt, meint sie in ihr eigenes Spiegelbild zu blicken. Kann es sich um ihre Großmutter Sophie handeln? Um deren extravagantes Künstlerleben im Paris der 1930er-Jahre ranken sich wilde Gerüchte, Emilias Mutter Pauline aber hüllt sich in Schweigen. Emilia lässt das traurige Lächeln auf dem Porträt nicht mehr los, und so folgt sie dessen Spuren in die Provence und nach Paris. Dabei gerät sie tief in die Geschichte einer leidenschaftlichen Frau, deren Leben auf geheimnisvolle Weise mit ihrem verknüpft ist.
©Bettina Storks
Ihr neuer Roman „Das geheime Lächeln" erschien am 12. März 2018 im DIANA Verlag. Woher stammt die Idee? Wie sind Sie auf das Setting Südfrankreich und Paris gekommen?

Ich schreibe aus Prinzip nur über Dinge und Orte, die ich persönlich kenne. Das hat etwas mit Aufrichtigkeit zu tun und die spürt der Leser. Frankreich kenne ich sehr gut und ich liebe dieses Land. Ich habe ja mal eine Zeitlang in Frankreich gelebt. Da lag es auf der Hand, etwas zu schaffen, das in Frankreich spielt. Alle meine Romane spielen (auch) in Frankreich. Die Vogesen in „Das Haus am Himmelsrand“, die Bretagne in „Die Stimmen über dem Meer“, und das Burgund in „Mein Sommer mit Mémé“. Ich sage immer, dass alle Geschichten mit einem Satz, einer Idee, anfangen. Ein Impuls, den es in Form zu bringen gilt. Diesmal habe ich mich nach Südfrankreich getraut, in den Lubéron, das Land der Ockerfelsen, der Reben und des Lavendels.

Was ist das Besondere an dem Roman "Das geheime Lächeln"?

"Das geheime Lächeln" ist ein drei-Generationen-Roman über eine Tochter, deren Mutter und das verborgene Leben der unbekannten Großmutter. Dadurch ergeben sich verschiedene Zeitebenen und Perspektiven. Insgesamt gibt es drei Erzähler, die aus ihrer Sicht sehr authentisch berichten. Die Protagonistin Emilia, ihre Großmutter Sophie und deren letzte große Liebe Jean-Pierre kommen zu Wort.
©Bettina Storks
Wie arbeiten Sie an Ihren Manuskripten? Wie sieht Ihr Alltag aus?

Relativ unspektakulär. Die Produktion von Texten hat mich Struktur gelehrt. Vier Romane haben einen wahren Erziehungsdienst an mir vollbracht! Wenn man eine Geschichte und deren Figuren im Griff haben möchte, muss man sich zunächst selber unter Kontrolle haben. Ich arbeite täglich im gleichen Rhythmus. Von morgens bis abends. Zwischendurch mache ich das, was einfach getan werden muss: Hausarbeit. Kochen. Sagte ich, dass ich Bügeln hasse? Einen Tag in der Woche nehme ich mir frei, obwohl ich auch dann meist einige Stunden lektoriere. Ich nehme mir immer Zeit, andere Autoren zu lesen. Mit einer Einschränkung: Am Ende eines Manuskripts, wenn es in die manische Phase geht, das ist sozusagen the point of no return, wenn die Geschichte also schon sehr weit fortgeschritten ist, lese ich nur noch mein eigenes Manuskript. Gründlich. Pedantisch. Manisch. Manchmal bastele ich an einem einzigen Satz mehrere Stunden, manchmal Tage. Schreiben ist eine ziemlich zwanghafte Angelegenheit.

Wie sah Ihr Leben aus, bevor Sie 2007 mit dem Schreiben belletristischer Texte begonnen haben?

Ich habe viele Jahre als Redakteurin in der Presseabteilung eines Staatsbetriebs gearbeitet, also hatte ich schon immer mit Schreiben zu tun. Nach meiner Promotion habe ich zunächst über eine Universitätskarriere nachgedacht. Literatur zu lehren, Menschen für Geschichten und Sprache zu begeistern, ist eine großartige Sache. Aber es kam dann anders. Die Arbeit in der Redaktion war für mich immer der Gegenpol zum kreativen Schreiben. Journalismus ist Handwerk. Romane schreiben zwar auch, aber in der Sprache kommt das eigene Talent mehr zum Tragen. Nachdem ich 2008 ein Stipendium vom Förderkreis deutscher Schriftsteller erhielt, habe ich mich ganz dem Schreiben gewidmet.
©Bettina Storks
Sie leben am Bodensee - Ist das ein Ort der Inspiration?

Ja, ich habe den Wald vor der Haustür und den Bodensee zu meinen Füßen. Da ich regelmäßig mit meinem Hund an die frische Lust muss, fällt mir im Gehen tatsächlich so manche Geschichte ein. Eine Szene, etwas, das meine Protagonistin sagt und den Lauf der Handlung verändert. Ein Satz. Ein Dialog. Zuweilen sehe ich ganze Szenen vor meinem inneren Auge. Für solche Notfälle habe ich auch tatsächlich immer ein Diktiergerät dabei.

Lesen Sie selbst? Wenn ja, was?

Schriftsteller müssen lesen. Lesen schult den Stil und das Gefühl für die Entwicklung von Geschichten. Ich habe eine absolute Favoritin in meinem Bücherregal: die Israelin Zaruya Shalev. Die wunderbarste zeitgenössische Autorin, die ich kenne.
© Bettina Storks
Sie haben Literaturgeschichte und Kulturwissenschaften studiert. Hilft ein geisteswissenschaftliches Studium beim Schreiben?

Bücher haben mich schon immer begleitet. Bei uns in Deutschland sind allerdings Rezeption und Produktion zwei völlig verschiedene Dinge. Die Universitäten lehren Werke zu interpretieren, nicht wie wir sie erschaffen. Ich lese sehr gern und viel. Literatur ist mein Leben - ich liebe gute Bücher. Wenn etwas bildlich treffend gesagt wird, dann ist das wie eine heiße Tasse Tee nach einem anstrengenden Marsch durch eine klirrend kalte Winterlandschaft. Gute Bücher gehen direkt ins Herz. Sie machen nicht den Umweg über den Kopf.

Gibt es ein geheimes neues Projekt?

Immer! Sobald ein Manuskript abgeschlossen ist, suche ich nach einem neuen Stoff. Diesmal zieht es meine Protagonistin nach Lyon, in die Wiege der Résistance. Sie entdeckt eine bislang verdeckte Schuld in ihrer eigenen Familie. Das wird ein Auf und Ab der Gefühle - versprochen!

Dann auf nach Lyon?

Ganz genau. Jede Recherche geschieht vor Ort. Das ist mein Anspruch.

Vielen Dank, liebe Bettina Storks.