Meistens lassen sich die großen Schrecken weltpolitischer Probleme ganz gut vor der eigenen Haustür halten. Aber jetzt dürfte es vielen Menschen anders gehen. Die Macht und Gewalt dessen, was gegenwärtig auf uns einstürmt, ist erdrückend:
Erst die Pandemie, die seit zwei Jahren Menschen das Leben kostet, viele Bürger*innen nicht nur in unserem Land in Arbeitslosigkeit, Verarmung und Einsamkeit versetzt. Dann die immer eindeutigeren Folgen des Klimawandels, der mit Erdrutschen und Überschwemmungen, mit Waldsterben und Trockenheit die Schöpfung nun überall spürbar zum Ächzen und Seufzen bringt. Als ob dies aber nicht genügte, bricht nun nach 77 Jahren Frieden in Europa ein Krieg aus. Die Bilder von Feuer und zerstörten Häusern in der Ukraine, von flüchtenden Menschen, deren Familien zerrissen werden, sind permanent präsent.
Kinder und Jugendliche sehen die Zeugnisse aller drei Katastrophen auf ihren Smartphones. Manche Erwachsene sprechen es aus, wie sehr sie dies selbst alles bedrückt. Kinder und Jugendliche belastet es ebenfalls, zum Teil höchst real. Nicht wenige haben Elternteile und Familienangehörige verloren. Deshalb und aufgrund von anderen existenziellen Problemen resignieren sie vor ihrer Zukunft.
Es ist eine enorm herausforderungsvolle Aufgabe, mit Jugendlichen in der Konfirmand*innenarbeit diese Fragen aufzunehmen. Es wird darum gehen zu zeigen, dass man als Erwachsene Verantwortung übernimmt für diese großen und komplexen Probleme und ihre Auswirkungen im eigenen Lebensbereich. Verantwortung zu übernehmen, das heißt dann, die Hoffnung stark zu machen, dass das Leben doch gut sein und werden kann.
Dieses Heft ist dem Thema Hoffnung gewidmet. Es bietet viele verschiedene Wege an, sich in ein hoffnungsvolles Leben einzu-üben: Einen Schutzengel zu haben, daran glauben viele Kinder und Jugendliche. Es ist gut, dieser akzeptierten guten Macht im Leben nachzugehen und ihre Wirkung zu fördern. Zugleich gilt es, die schwierigen und ambivalenten Mächte anzusehen, die im eigenen Leben Einfluss haben (können), nicht zuletzt auch digitale Kommunikationen. Deshalb gibt es das Angebot zu überprüfen, welchen Einfluss z.B. welche Influencer*innen auf das eigene Leben haben.
Als Expert*innen für christliche Festkultur werden Sie animiert, gute Mächte aufzurufen, z.B. so etwas wie Auferstehungsenergie an Ostern zu spüren oder durch die Kraft des Hirtenspiels an Weihnachten das »Fürchte dich nicht!« zu erfahren.
Welche Quellen der Hoffnung haben Sie eigentlich, wenn Sie Woche für Woche mit Jugendlichen im Konfirmand*innenunterricht zusammen sind?
Für mich persönlich sind Lieder und generell Musik eine wichtige Quelle. Eins davon dürfte das populärste evangelische Kirchenlied unserer Zeit sein, das zu dem Gedicht Dietrich Bonhoeffers »Von guten Mächten wunderbar geborgen« entstanden ist. Mit der Melodie von Siegfried Fietz ist es in den Herzen vieler Menschen rund um die Erde angekommen. Weil es ein starkes Mittel gegen Angst ist und hoffnungsfroh stimmt.
Zu glauben oder, einmal anders ausgedrückt, als Christ*innen religiös zu praktizieren, das heißt doch ganz wesentlich, bei sich selbst und im Konfirmand*innenunterricht gemeinsam mit Jugendlichen den Mut zum Sein zu fördern, zu entängstigen, wo es nur geht, und darauf zu hoffen, dass Gott bei uns ist.
Für die Herausgebenden
Ilona Nord