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SPECIAL zu Harper Lee »Gehe hin, stelle einen Wächter«

Die Geschichte eines Klassikers

Vor 55 Jahren erschien Harper Lees "Wer die Nachtigall stört"
Amerikas Nationalroman - heute ein Klassiker - ein Welterfolg


Rote Erde, Kiefern, ein paar schmucklose Häuser zwischen Baumwollfeldern: Seit einem halben Jahrhundert pilgern Leserinnen und Leser aus der ganzen Welt in das amerikanische Städtchen Monroeville, ein verschlafenes Nest im Bundesstaat Alabama. Sie sind auf der Suche nach Maycomb, dem fiktionalen, südstaatlich-schwülen Ort, dem Harper Lee in ihrem zum Klassiker gewordenen Roman "Wer die Nachtigall stört" 1960 ein bleibendes Denkmal gesetzt hat. Doch im realen Monroeville gibt es nicht viel, das bemerkenswert wäre, bis auf Harper Lee, die dort geboren wurde und immer noch wohnt – und Truman Capote, ihren Nachbarn aus Jugendtagen. Die beiden wuchsen gemeinsam mit dem Wunsch heran, Schriftsteller zu werden; ihre ersten Texte verfassten sie auf der Schreibmaschine von Harper Lees Vater. Capote sagte später, sie seien beide Außenseiter gewesen: er für alle Augen schwul und sie das burschikose Mädchen, über das man sich an der Universität von Alabama lustig machte, weil es Männerkleidung trug. Capote stieg bald zum literarischen Star auf, während Lee zunächst mit ihren Texten wenig Erfolg hatte – bis sie 1956 Unterstützer fand, die es ihr ermöglichten, sich alleinig dem Schreiben zu widmen. Sie zog sich zurück, rauchte schachtelweise Zigaretten, schrieb bis tief in die Nacht hinein, und drei Monate später war das Manuskript mit dem Titel "Gehe hin, stelle einen Wächter" fertig. Die Geschichte: Eine junge Frau namens Jean Louise Finch, genannt „Scout“, kehrt Mitte der 1950er-Jahre aus New York zurück in ihre Heimatstadt in Alabama, um dort, wie jeden Sommer, ihren Vater Atticus, einen betagten Anwalt, zu besuchen.

Doch obwohl Harper Lees Agenten begeistert waren vom offensichtlichen Talent der Autorin, äußerten sie Bedenken wegen des Gegenwartsbezugs, denn 1957, zum Zeitpunkt der Manuskriptabgabe, kämpfte der Kongress gerade mit dem Bürgerrechtsgesetz, das Präsident Dwight D. Eisenhower im Herbst unterzeichnen würde; der Busboykott im nahen Montgomery lag erst ein Jahr zurück. Man schlug vor, die Handlung in die Zeit von Scouts Kindheit in den 1930ern zurückzuversetzen. Nach weiteren zwei Jahren harter Arbeit konnte Harper Lee schließlich einen neuen Roman vorlegen, der zur Veröffentlichung angenommen wurde. Im Sommer 1960 erschien "To kill a Mockingbird", auf Deutsch wurde das Buch 1962 unter dem Titel "Wer die Nachtigall stört" veröffentlicht.

Der Rest ist Geschichte – Publikum und Kritiker liebten dieses Buch wegen seiner unvergesslichen Figuren, Szenen und Bilder, seiner kunstvollen Sprache und atmosphärischen Beschreibung des heute weitgehend verschwundenen amerikanischen Südens. 1961 wurde der Roman mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnet, und spätestens seit der Verfilmung mit Gregory Peck in der Hauptrolle kannte man "Wer die Nachtigall stört" auch außerhalb der USA. Für Harper Lee war der Roman schlicht eine Liebesgeschichte. Die Welt betrachtet ihn als ein Meisterwerk der US-amerikanischen Literatur. Der Roman gilt literarisch wie gesellschaftspolitisch als bedeutsam, da er wesentlich dazu beigetragen hat, die Diskriminierung der afroamerikanische Bevölkerung sichtbar zu machen.

Kaum jemand also war überraschter über den enormen Erfolg als die Autorin selbst, die keinen weiteren Roman mehr veröffentlichen wollte … bis eine Freundin im September 2014 das Manuskript von "Gehe hin, stelle einen Wächter" der inzwischen 89-jährigen Harper Lee entdeckte. Und so erfahren wir endlich, wie es weitergeht mit Jean Louise und Atticus Finch und dem verschlafenen Nest in Alabama.

„Ich hatte gehofft, dass die Kritiker mich einen schnellen, barmherzigen Tod sterben lassen würden, aber gleichzeitig hoffte ich auch, dass jemand das Buch ausreichend lieben würde, um mir Mut zu machen. Als dieser Fall dann tatsächlich eintrat, war es auf seine Art nicht weniger angsterregend als das Szenario, das ich mir zuvor ausgemalt hatte.“
Harper Lee über den Erfolg von "Wer die Nachtigall stört"

Gehe hin, stelle einen Wächter

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