Schwere Kost aus England: Trash-TV goes Book
Von:
Storykiste
14.03.2016
Über den Autor: Karl Pilkington hat als Autor in Großbritannien 5 Bücher auf die Bestsellerliste gebracht. Außerdem hält er den Guiness-Rekord für den meistgeklickten Podcast aller Zeiten. Während seine ersten 3 Bücher nur in englischer Sprache erschienen sind erschien mit „Ein Idiot unterwegs“ im September 2014 das erste Buch von ihm auch in deutscher Übersetzung. Mit „Ein Idiot reist weiter“ rezensiert die Storykiste nun den Nachfolger.
Handlung: Pilkington wird von seinem Produzentenduo einmal mehr auf Weltreise geschickt. Diesmal kann Pilkington augenscheinlich seine 7 Favoriten aus einer vorgegebenen Top100-Bucket-Liste auswählen. Für die Zeit während der Reisen bauen die Produzenten natürlich kleine Extra-Erlebnisse für Karl ein, sodass ihm unterwegs viele skurrile und interessante Aufgaben und Erlebnisse bevorstehen.
Lesbarkeit / Inhalt: Pilkington schildert im dem Buch die Erlebnisse aus seiner persönlichen Sichtweise. Neben den Erzählungen wird in regelmäßigen Abständen auch „wörtliche Rede“ in die Geschichten integriert. Pilkington verwendet einen recht einfachen Schreibstil, nutzt hin und wieder primitive Ausdrucksweisen, welche teils bis hin zur Gossen- oder Fäkalsprache reicht.
Persönlicher Eindruck: Pilkington war mir persönlich bisher kein Begriff. Angeregt durch die bisherigen Erfolge von Pilkington als Bestsellerautor von insgesamt 5 Büchern auf dem Britischen Markt befasste ich mich mit dem neuen Titel „Ein Idiot reist weiter“. Leider ein Trugschluss zu denken, der Erfolg von Pilkington in England würde auch meine Erwartungen erfüllen. Es war eines der schlechtesten Bücher, das ich bisher gelesen habe bzw. als Rezensent lesen musste. Die Storys sind wenig tiefgründig, vermitteln nur in wenigen Einzelfällen nähere Informationen zum wahren Geschehen an den von Pilkington bereisten Orten. Aufkeimender Lesespass in einzelnen Kapiteln wird just durch platte Bemerkungen und Vergleiche des Autors unterbunden. Zudem stolpert man immer wieder über teils schlechte, teils scheinbar gar nicht recherchierte oder unqualifizierte Äußerungen.
Beispiel Seite 131: Es ist ermüdend und ärgerlich, einer Diskussion über 2 Seiten zu folgen, in der Pilkington tatsächlich vermitteln möchte, dass die Inuit für das bevorstehende Aussterben der Wale verantwortlich sind. Nur wenig später auf Seite 138 äußert Karl Pilkington die Idee, in den Weiten der schneebedeckten Regionen Alaskas ´illegal Müll zu entsorgen´. Auf Seite 44 ist Pilkington sogar der Meinung, in einem aktiven Vulkankrater neben Müll (alte Matratzen und Kommoden) sogar Leichen zu entsorgen, da es viel effizienter sei als Jeden einzeln zu beerdigen. Es liegt mir fern zu beurteilen, ob dies dem schwarzen britischen Humor entspricht. Meine Lachmuskulatur hat es jedenfalls nicht in Anspruch genommen
Darüber hinaus macht es wenig Spaß, mehrmals im Buch minutenlangen Diskussionen zwischen Pilkington und seinem Regisseur zu folgen, ob Karl nun eine der ausgewählten Aufgaben auf sich nimmt oder nicht. Das Buch macht tatsächlich den Eindruck, als ob man sich mitten in einer der nervenden Trash-TV-Sendungen befindet, die mit schnellen Kameraschnitten, hektisch unterlegter Englisch-Deutsch-Synchronisation und immerwährenden Lachattacken des Darstellers über den Bildschirm eines Privatsenders flimmern.
„Ein Idiot reit weiter“ hat mich auf voller Linie enttäuscht. Wer unbedingtes Verlangen nach kurzweiliger Trash-TV-Unterhaltung hat sollte sich lieber eine einstündige Sendung im Fernsehen anschauen. Es erspart viel Zeit und Lesefrust.