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Przemek Zybowski

Das pinke Hochzeitsbuch

Roman

(4)
eBook epub
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Am Totenbett seiner Großmutter wird der Erzähler von seiner verloren geglaubten Vergangenheit eingeholt: 1984, kurz nach Lockerung des Kriegsrechts in Polen, fliehen die Eltern mit der kleinen Schwester heimlich nach Deutschland. Der achtjährige Sohn bleibt als Pfand bei der Großmutter zurück. Eine Zeit unerhörter Freiheit und zugleich großer Panik beginnt: Er wird von der Geheimpolizei verhört, ihm droht das Waisenhaus – erst ein Jahr später bekommt er die notwendigen Ausreisepapiere. Doch auch Jahrzehnte danach sind die Wunden nicht verheilt. Kann es eine Versöhnung mit den Eltern geben?

Schwebend leicht und doch mit existenzieller Wucht erzählt Przemek Zybowski in seinem Romandebüt von Diktatur, Flucht und einem Leben zwischen den Welten. „Das pinke Hochzeitsbuch“ handelt von der Verlassenheit eines Jungen, die zugleich die Verlassenheit eines ganzen Landes ist – und von dem Versuch, die Bruchstücke der Vergangenheit zusammenzufügen.

»In einem starken Debüt bietet Przemek Zybowski dem Schrecken des Verlassenseins mit erstaunlichen phantastischen Einfällen Paroli.«

Jörg Plath / Frankfurter Allgemeine Zeitung (20. December 2022)

eBook epub (epub), ca. 224 Seiten (Printausgabe)
ISBN: 978-3-641-28288-2
Erschienen am  14. September 2022
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

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Rezensionen

Im grauen Radomsko

Von: Michael Kuhl

04.01.2023

Grau sind der Himmel und die Landschaft zu dieser Jahreszeit. Die Äcker gepflügt. Die Dörfer in Nebel gehüllt. Trauer hängt in der Luft. Gekleidet im langen Schwarz duckt sich Radomsko vor den Ankömmlingen aus Deutschland. Ausgereist sind sie, geflohen 1984, als viele dem lockenden Klang des Westens folgten. Nun kommen sie wieder: der Sohn, die Mutter und der Vater. Der Sohn aus Berlin nach neun Stunden Fahrt. Die Eltern von sonst woher aus dem ungeliebten Deutschland, um des Enkels Babcia die Ehre zu erweisen, die Letzte. Keine leichte Fahrt für die getrennte Familie in die alte Heimat, wo Vergangenheit am grauen Putz der Häuser haftet. In den Bäumen das Krähen der Raben, das nicht willkommen heißt. Im überhitzen Wohnzimmer nun die Verwandtschaft, die die Ankunft unruhig erwartet. Den Enkel, die Tochter, den Schwiegersohn. Über 30 Jahre und kein Friede, keine Vergebung zwischen den Generationen für den vermeintlichen Verrat an der Familie und an Polen. Ausgerechnet zu den Deutschen mussten sie gehen. Den Sohn zurückgelassen für die geglückte Flucht. Radomsko in der Woiwodschaft Łódź mit dem Enkel, der nicht begriff, dass die Eltern nicht wiederkommen. Ihn zurückließen bei seiner Babcia im Jahre 1984. „Dabei war es mein persönlicher Schmerz, das Verschwinden der Nachbarn […] es hat das Land verwüstet, für hunderte von Jahren, für immer […] Vielleicht ist es ähnlich mit den Beziehungen in einem selbst, mit der Liebe, sie kann verschwinden und nie wiederkommen […]“ (S. 201) Das Haus der verstorbenen Großmutter bildet sowohl das Zentrum und als auch den historischen Anker in Przemek Zybowski Debütroman ‚Das pinke Hochzeitsbuch‘. Am Totenbett treffen persönliche Erinnerungen auf längst vernarbte Wunden mit Verwünschungen und Anklagen. Anklagen an sich selbst im Verlassen sein und sich verlassen fühlen. Vorwürfe an die Eltern, die das Unglück des Protagnisten nicht verstehen, nicht annehmen wollen. Auf 219 Seiten verhandelt Zybowski in ruhiger, beinahe mystischer Sprache die Zerrissenheit einer Gesellschaft anhand des zurückgelassenen Enkels, der entwurzelter Profiteur der Flucht seiner Eltern wurde. Ein erstarrtes Land, das blutet vor lauter Vergangenheit und der Sehnsucht, die stets nur solange trägt, wie sie unerfüllt bleibt. ‚Das pinke Hochzeitsbuch‘ ist ein Zwei-Ebenen-Roman, der changiert zwischen Gegenwart und Retrospektive. Die wechselseitigen Erzählungen aus Sicht des Ich-Erzählers und Protagonisten Anhelli verwebt der Autor dialektisch zu einer synthetischen Gegenwart, einem postsozialistischen Märchen mit Phantasie und unaufgeregtem Pathos. Die gelungene Übersetzung trägt Stimmung und Tonalität einer existenziellen Suche nach dem eigenen Ort. Dem Ort, wo man sein möchte und kann, wie man ist. ‚Das pinke Hochzeitsbuch‘ stellt Fragen unter den vielen möglichen Himmeln, die darauf Antwort geben (können).

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Eindringlich und sanft

Von: Fraedherike

04.01.2023

„In der deutschen Sprache hatte ich keine Erinnerung [an die Flucht der Eltern]. Ich hätte alles erfinden müssen. Jedes Detail.“ (S. 71) Lange hatte er die Geister der Vergangenheit verdrängt, doch als ihn ein Anruf aus seiner Heimat erreicht, kommt alles wieder hoch: seine Großmutter ist gestorben. Die Frau, die ihn aufzog, als seine Eltern ihn in diesem Sommer 1984 nicht vom Bahnhof abholten. Er war gerade vom Sommercamp zurückgekommen, acht Jahre alt und Sommersprossen auf der Nase, und so froh, endlich wieder Zuhause zu sein. Alleinegelassen, wie ein unnützer Regenschirm. Als Pfand, während die Eltern mit seiner kleinen Schwester, kaum dass das Kriegsrecht in Polen gelockert wurde, nach Deutschland flohen. Was folgt, sind unerwartete Freiheiten – und Panik: Er wird von der Geheimpolizei befragt, das Wort Waisenhaus klingt in seinen Ohren. Ein Jahr später schließlich bekommt er die nötigen Ausreisepapier, nicht zuletzt dank seiner Großmutter, sie, die ihn vor den hinhaltenden Anrufen seiner Eltern bewahrte. Aber war es wirklich so? Wollte er nicht eigentlich ihre Stimme hören, das Versprechen, dass sie bald wieder vereint sein würden? Am Totenbett seiner Großmutter stehend sieht er plötzlich eine sich immer weiter ausbreitende Schrift an der Wand, die den Augen der anderen Trauergäste verborgen scheint. Und immer raumgreifender flechten sich die Erinnerungen ineinander, übereinander, bis er schließlich nicht mehr zwischen Realität und Traum unterscheiden kann. Wessen er sich jedoch sicher ist: Auch Jahrzehnte später sind die Narben nicht verheilt. Wird der Tod der Großmutter ihn mit seinen Eltern aussöhnen können? „Vielleicht bedeutete tot zu sein, als ein Schatten seines früheren Ichs herumzulaufen, der allen etwas ins Ohr flüsterte, um ein Leben vorzutäuschen.“ (S. 205) Schwermütig erzählt Przemek Zybowski in seinem Romandebüt „Das pinke Hochzeitsalbum“ mit dem sanften, um Rat suchenden Blick eines kleinen Jungen und aus der distanzierten, eher kühlen Perspektive des Mannes, der er geworden ist, von einem Leben zwischen Rast und Aufbruch, zwischen zwei Welten, die durch eine Grenze voneinander getrennt sind. Als blättere er durch ein Fotoalbum, beschreibt Zybowski abwechselnd Szenen der Vergangenheit, die den Erzähler in seiner Kindheit prägten, und lässt seinen Blick wieder in der Gegenwart schweifen, reflektierend, einordnend. Es sind die Momente der Einsamkeit und Ungewissheit ob seiner Zukunft, dem Verbleiben seiner Eltern, Enttäuschung und Zerrissenheit, nirgends dazuzugehören – weder zu den Nachbarsjungen, die ihn beim Fußballspiel torpedieren, noch später in Deutschland, wenn er wieder Wörter und Artikel vertauscht, abermals seinen Namen nennen muss, den niemand aussprechen kann –, die ihn mürbe machen. Das Einzige, das ihm Halt gibt, ist der Phoenix, der ihm eines Nachts erscheint, sein stiller Begleiter. Zwischen den Zeilen werden all die ungesagten Worte umso lauter zurückgeworfen, und ich konnte spüren, wie schnell sie durch seinen Kopf wirbelten, wie sich eine warme, bedrückende Atmosphäre über mich legte. Doch ein neues Bild, der Sprung in die Gegenwart, vertrieb sie: Der Erzähler des gegenwärtigen Strangs, die Großmutter am Totenbett betrauernd, hat eine unangenehme Kühle und Distanziertheit an sich, er ist offen berechnend – verletzt, noch immer, das ist klar. Dennoch konnte ich nur bedingt seine Perspektive einnehmen, mochte seine zuletzt zu Tage tretende Überheblichkeit nicht, wohl aber das Anklingen magischer Elemente – oder doch eher Anzeichen der Trauer, die in Wahn umschwingt? . Ein Roman, der mich inhaltlich wie sprachlich sehr bewegt hat, und der einen Blick auf eine Vergangenheit wirft, auf eine Welt, die Menschen zum Äußersten trieb. Eine Vergangenheit, deren Geschichten bis in die Gegenwart nachwirken – und darüber hinaus.

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Vita

Przemek Zybowski, 1976 in Łódź, Polen, geboren, reiste 1985 nach Deutschland aus. Er arbeitet heute als Psychiater in Zürich. Darüber hinaus war er als Regieassistent an verschiedenen Theatern (u.a. Berliner Ensemble, Schauspielhaus Hamburg), verfasst Theaterstücke, die an mehreren Bühnen in Deutschland aufgeführt wurden, und gewann den österreichischen Literaturpreis Floriana.

Zum Autor

Pressestimmen

»Przemek Zybowski weiß, wovon er spricht. Er hat seine eigene Geschichte literarisch verarbeitet, mal nüchtern, mal märchenhaft, auch tragisch. Er hat ein poetisches Plädoyer für das Erinnern geschrieben, eine Spurensuche, die in die Zukunft führt.«

Claudia Ingenhoven / MDR Kultur (25. October 2022)

»Zybowski erzählt in ganz eigenen Bildern die Geschichte einer großen Verletzung und vom Aufwachen in einem Polen, das nicht mehr existiert.«

Meike Schnitzler / Brigitte (12. October 2022)

»Immer abwechselnd erzählt Przemek Zybowski in der Ich-Form von der Gegenwart und in der dritten Person von diesem seltsamen Jahr ohne Eltern, das von einem großen Verlust, aber auch einer großen Freiheit geprägt war.«

Wolfgang Popp / Ö1 (17. October 2022)

»Ein starker, genauso herzzereißender wie streckenweise witziger Text. Ein Text, der alles mitbringt, was einen gelungenen Roman ausmacht, also etwas Tiefes und etwas Leichtes.«

Katrin Schumacher / MDR Kultur (26. October 2022)

»Ein bemerkenswerter Roman in hochsensibler, oftmals sich ins poetisch Surreale steigernder Sprache.«

Gabriele Weingartner / Die Rheinpfalz (12. November 2022)

»Przemek Zybowski betritt seine Erinnerung wie ein fremdes Land. Behutsam, fast ungläubig streift er durch die Orte seiner Kindheit und findet so die Worte für eine Geschichte, für die es eigentlich keine Worte gibt. Ein bewegendes, wichtiges, kluges Buch über Einsamkeit, Familie und die Kraft der Sprache. Wer seine Vergangenheit so erzählen kann, hat sie gemeistert.«

Benedict Wells (04. July 2022)