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Daniel Wisser

Wir bleiben noch

Roman

Taschenbuch
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Wie dem Untergang trotzen? Mit hinreißend lakonischem Witz erzählt Daniel Wisser von vier Generationen einer Familie, durch die sich die Gräben eines ganzen Landes ziehen.

Mitte vierzig, kinderlos, standhafter Sozialdemokrat: Victor Jarno hat sich damit abgefunden, dass seine Gattung vom Aussterben bedroht ist. Erst als er auf einer Familienfeier der Liebe seines Lebens wiederbegegnet, scheint es das auch für ihn zu geben: eine Zukunft. Doch wie kann das gehen – ein Leben mit der richtigen Frau in der falschen Familie?


Originaltitel: Wir bleiben noch
Originalverlag: Luchterhand Literaturverlag
Taschenbuch, Broschur, 480 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-442-77223-0
Erschienen am  11. April 2022
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Rezensionen

Familienportrait

Von: Tine

20.02.2022

Ich habe mich mit diesem Buch sehr schwer getan. Es immer wieder in die Hand genommen, weggelegt, neu begonnen - es nie zu Ende gelesen. Aber es darf bleiben für weitere Versuche. Die Geschichte einer Wiener Familie über mehrere Generationen und auch der gesellschaftliche Einblick. Für meinen Geschmack sehr langatmig, es fiel mir schwer einen Bezug zu den Familienmitgliedern aufzubauen, mich in diese Geschichte einzulesen - trotzdem hat sich mich neugierig gemacht.

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Daniel Wisser schreibt in „Wir bleiben noch“ über das Schräge und das Schöne unserer Zeit

Von: Atalante

15.10.2021

„Victor wurde klar, dass er die Reaktion der Familie unterschätzt hatte. Doch er hatte auch seinen eigenen Widerstandsgeist unterschätzt. In dem Moment, in dem seine eigene Mutter ihm seine Kindheitsfotos aushändigte, weil sie dafür nach eigenen Worten keinen Platz mehr hatte, in dem Moment, in dem sie zusammen mit seiner Tante mit allen rechtlichen Mitteln gegen den Letzten Willen der eigenen Mutter vorging, begann Victor, sie und ihre ganze Generation zu verachten. Ihre Eltern hatten kämpfen müssen, damit die Kinder überlebten, damit sie zur Schule, zur Universität gehen und im Wohlstand leben konnten. Doch als die Generation von Victors Mutter und Tante Margarete in ihrer Jugend ihre Scheinideale ausgelebt hatte, wählte sie Rechtsparteien und forderte die Scheinmoral, die sie an ihren Eltern kritisiert hatte, neuerdings von ihren Nachkommen. Dabei sprach sie über ihre Jugend so wenig wie die Kriegsgeneration, der sie ihr Schweigen immer zum Vorwurf gemacht hatte. Sie hatte einen maximalen Gewinn aus dem wachsenden Wohlstand in ihrer Jugend, aus den Arbeitsbedingungen der 60er- bis 90er-Jahre und schlie0lich aus ihren Pensionen, von denen die Generation ihrer Kinder nur träumen konnte. Das Friedens- und Freiheitsgeschwätz, mit dem sie ihren Eltern und sich selbst auf die Nerven gefallen war, kümmerte sie nicht mehr. Die traditionellen Parteien, die ihnen ihren Wohlstand verschafft hatten, kümmerten sie nicht mehr. Sie waren Rechtspopulisten geworden, weil nun kein Platz mehr war. Eine träge, selbstgerechte, unmenschliche Generation.“ Wie würde Victor die neuesten politischen Entwicklungen in seinem Heimatland Österreich kommentieren? Überrascht vom Korruptionsverdacht gegen Kurz und Co wäre der überzeugte Sozialdemokrat wohl kaum. Dessen Sicht auf Politik und unsere westliche Gesellschaft würzt Wisser mit einer gehörigen Portion Ironie. Diese gab Wisser bereits in „Die Letten werden die Esten sein“ zu erkennen, eine Produktion seiner Band „Erstes Wiener Heimorgelorchester“ und zeigt in seinem vorliegenden Roman „Wir bleiben noch“. Die Lust an der sprachspielerischen Satire scheint etwas Österreichisches zu sein. Sie prägt die Literatur von Wolf Haas ebenso wie die von Michael Ziegelwagner. Es muss an der Luft oder am viel besungenen Wiener-Blut liegen, denn mit dieser Eigenschaft sind auch Daniel Wissers Protagonisten ausgestattet, allen voran Victor und Karoline. Wissers Roman spielt in der Gegenwart, mitten im vom Slim-Fit-Schnösel nach rechts gerückten österreichischen Politik-Wahnsinn. Nicht nur dies ist ein Grund für die Beiden von der Stadt aufs beschauliche Land zu ziehen, in einen Ort der hübsch heimelig Heiligenbrunn heißt. Doch zunächst muss sich das Paar finden oder besser sich zu finden trauen. 30 Jahre hat es gedauert bevor Victor, Mitte 40, und seine aus Norwegen heimgekehrte Cousine Karoline endlich zusammenkommen. Sie mussten eigene Hemmungen überwinden und familiären Widerstand, genau wie einst Julia und Romeo, nur wird der Konflikt nicht zwischen zwei Familien ausgetragen, sondern im selben Clan. In diesem brodelt es bereits, es wäre nicht übertrieben zu sagen, seit jeher. Die Gründe für Neid und Missgunst liegen, wie bei allen unglücklichen Familien, in Liebe, Politik und einer Erbschaft. Der Anlass, bei dem sich Victor und Karoline wiedersehen, ist der Geburtstag der Großmutter Urli, den die Familie mehr schein- als einträchtig in deren Häuschen in Heiligenbrunn feiert. Seitdem bahnt sich, sehr zum Vergnügen der Leserin, in wunderbaren Bilderrätseln - per SMS versteht sich, nicht per WhatsApp -, zwischen Victor und Karoline eine Beziehung an. Als Urli kurz darauf stirbt, erbt Victor das Häuschen und Karoline das Geld. Sie ziehen gemeinsam nach Heiligenbrunn, doch damit sind längst nicht alle Probleme gelöst. Wir befinden uns in der Mitte des Romans, es bleibt also noch genug Zeit, um Dostojewski zu lesen, eine Praxis zu eröffnen, alte Bekannte mit den eigenen Liebesverhältnissen und sich selbst mit dem Ibiza-Video zu schockieren. Ach ja, ein Familiengeheimnis wird auch noch gelöst. Der richtige Lesestoff, um sich Krisenzeiten aller Art ein wenig vergnüglicher zu vertreiben!

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Vita

DANIEL WISSER, 1971 in Klagenfurt geboren, schreibt Prosa, Gedichte, Songtexte. 1994 Mitbegründer des Ersten Wiener Heimorgelorchesters, zuletzt erschien das Album »Die Letten werden die Esten sein«. 2018 für den Roman »Königin der Berge« mit dem Österreichischen Buchpreis und dem Johann-Beer-Preis ausgezeichnet. 2021 mit seinem Roman »Wir bleiben noch« sowohl auf der SWR-Bestenliste wie auch auf der ORF-Bestenliste. Im Frühjahr 2022 erschien der Erzählungsband »Die erfundene Frau«. Daniel Wisser lebt in Wien.

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