Dr. med. Mirriam Prieß
© Benne Ochs

Dr. med. Mirriam Prieß war 8 Jahre tätig an einer psycho-somatischen Fachklinik in Hamburg und u.a. zuständig für die Behandlungsschwerpunkte Ängste, Depressionen und Burnout. Seit 2005 coacht sie Unternehmen zu Gesundheits-, Konflikt- und Stress-management und berät Menschen, die unter Burnout leiden, sich in einer Krise befinden und herausfinden wollen, welches Leben dem eigenen Wesen entspricht. (www.mirriampriess.de)

Wie entstehen Prägungen in den ersten Jahren und wie wirken sich diese auf unser Leben aus?

Das, was in den ersten Jahren prägt, sind viel weniger einzelne Erfahrungen, sondern die Atmosphäre der Beziehungen, die zu Hause geherrscht haben, wie unsere Eltern mit sich selbst, mit einander und mit uns als Kind umgegangen sind. Daraus lernen wir uns selbst und der Welt zu begegnen.

Woran erkennt man, dass man in der falschen Spur ist?

Wir sind in Situationen, die uns nicht guttun, und können uns nicht befreien. Oder umgekehrt: Obwohl wir wissen, was richtig wäre, schaffen wir es nicht das zu tun. Wir geraten immer wieder an falsche Personen oder scheinen das Unglück magisch anzuziehen. Daran dass, obwohl wir uns es wünschen, Beziehung nicht gelingt. Und dann ganz klassisch: meist an Krankheit und Erschöpfung, innerer Leere, das Gefühl, nicht Anzukommen.

Wie schaffen wir es, Blockaden zu lösen, uns aus Situationen, die uns nicht gut tun, zu befreien, und uns von Menschen zu trennen, die uns schaden?

Das Gute ist: Es ist möglich. Der Weg aus der Sackgasse ist der Weg, zunächst einmal zu erkennen, was mich geprägt hat. Wie sah die Atmosphäre aus, in der ich aufgewachsen bin? Wie ist mit mir umgegangen worden? Welche Überzeugungen trage ich über mich und die Welt? Und im nächsten Schritt gilt es, herauszufinden, wer ich tatsächlich bin. Für viele bedeutet dies, erst einmal zu lernen, Kontakt zu sich selbst aufzunehmen und „wie der innere Dialog“ geht.

Wie wirkt sich negative Prägung aus?

Fehlt uns die liebevolle Annahme in den ersten Jahren, dann sind wir voller Sehnen und Hunger das, was gefehlt hat, nachzuholen. Da wir uns selbst nicht annehmen können, müssen wir die Annahme im Außen suchen. Dafür wählen wir den einzigen Weg, den wir gelernt haben: Wir beginnen etwas zu leisten, um geliebt zu werden oder sind um jeden Preis um Harmonie bemüht. Diejenigen, die Ablehnung erfahren haben, suchen unbewusst immer wieder Menschen, die sie ablehnen, um die Chance zu haben, die Ablehnung von damals wieder gut zu machen. Wir suchen einfach das, was wir kennen und so brennen wir auf der Suche nach Erfüllung und Annahme immer mehr und mehr aus. Wir tun dies unbewusst und in der festen Überzeugung, dass dies der richtige Weg in die Erfüllung ist.

Warum ist gerade der Dialog so wichtig bzw. was geschieht, wenn dieser fehlt?

Wenn wir als Kind nicht die Erfahrung im Dialog zu sein gemacht haben, sondern nur angenommen wurden, wenn wir Bedingungen erfüllt haben, wie z.B. ‚ich bin nur gut, wenn ich etwas leiste, wenn ich mich um meine Mutter oder meinen Vater kümmere‘, oder wenn wir sogar die Erfahrung der Ablehnung machen mussten, dann können wir kein Zugang zu uns selbst entwickeln, sondern beginnen stattdessen das, was wir erfahren haben, als innere Wahrheit über uns selbst und die Welt anzunehmen. Ich nenne dies innere Realität. Darauf bauen wir dann unser Leben auf und sind nicht mehr in der Lage, die äußere Realität richtig zu erkennen.

Was können Eltern machen, damit ihre Kinder von Anfang an eine gute Beziehung zu sich selbst aufbauen und dadurch gestärkt in Leben starten?

Den Dialog leben – und zwar zu sich selbst, untereinander und zu dem Kind. Wenn ich Eltern habe, die ein authentisches Leben führen, die miteinander im Dialog sind, die nicht nur Eltern, sondern auch ein Paar sind und die mir im Dialog begegnen, dann lerne ich von Anfang an Beziehung zu mir selbst aufzunehmen, mich in meinem wahren Wesen zu erkennen und der Welt auf Augenhöhe begegnen.

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