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SPECIAL zu Wulf Dorn

WENN NICHTS IST, WIE ES SCHEINT ...

Im Herbst 2009 öffnete Wulf Dorn die Tore der Waldklinik, eines psychiatrischen Krankenhauses im imaginären Fahlenberg, irgendwo im Südwesten Deutschlands.

»Trigger«

In seinem Debüt »Trigger« machte sich die Psychiaterin Ellen Roth auf die Suche nach dem Schwarzen Mann, der eine ihrer Patientinnen entführt hatte. Dies war der Auftakt zu einer Tour de Force, die für die Protagonistin zu einem Albtraum aus Angst und Paranoia werden sollte und die zum internationalen Bestseller avancierte. Allein in Italien ging der Psychothriller in den ersten drei Monaten mehr als hunderttausendmal über die Ladentische.

»Kalte Stille«

Ein Jahr später nahm Dr. Jan Forstner in »Kalte Stille« eine Stelle in derselben Klinik an und wurde dort mit einem Trauma seiner Jugendzeit konfrontiert: Damals war sein kleiner Bruder unter rätselhaften Umständen verschwunden, ohne dass es je eine Erklärung dafür gegeben hätte. Die Auflösung des Falles kostete den Psychiater fast das Leben und führte die Leser in die tiefsten Abgründe menschlicher Vorstellungskraft.

»Dunkler Wahn«

Zum dritten Mal kehrt Dorn nach Fahlenberg zurück und erzählt Jan Forstners Geschichte weiter. Denn gerade als der Psychiater glaubt, endlich Frieden gefunden zu haben, gerät er ins Visier einer Erotomanin, die bereit ist, für ihre Liebe über Leichen zu gehen. Doch wer ist die Frau mit den zwei Gesichtern? Die Suche nach der Identität der Mörderin führt Jan in ein Labyrinth aus Paranoia und seelischer Grausamkeit, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Und die einzige Person, die ihm helfen könnte, ist zum Schweigen verdammt.

»Mein böses Herz« (bei cbt)

Dorns erster Jugendroman ist ebenfalls mit den Vorgängerromanen verknüpft. Die sechzehnjährige Doro zieht mit ihrer Mutter von Fahlenberg in den kleinen Ort Ulfingen, der Dorns Lesern aus »Trigger« bekannt ist. Dort hofft sie auf eine neue Chance: Vorbei die schrecklichen Halluzinationen, die das sensible Mädchen nach dem Tod ihres kleinen Bruders gequält haben. Doch eines Nachts begegnet sie in ihrem Garten einem Jungen, der sie um Hilfe bittet und der kurz darauf spurlos verschwindet. Wenig später erfährt Doro, dass er schon vor ihrer Begegnung Selbstmord begangen haben soll ...

»Phobia«

Der fünfte Roman basiert auf mehreren wahren Begebenheiten und verlegt den Schauplatz nach London. Im beschaulichen Stadtteil Forest Hill spielt sich eines Nachts eine unheimliche Szene im Haus der Familie Bridgewater ab. Sarah Bridgewater erwacht, als sie ihren Mann überraschend früh von einer Geschäftsreise nach Hause kommen hört. Doch der Mann, den sie in der Küche antrifft, ist nicht Stephen. Er trägt jedoch den Anzug ihres Mannes, hat dessen Koffer bei sich und ist mit Stephens Auto nach Hause gekommen. Der Fremde behauptet, Stephen zu sein, und weiß Dinge, die nur Sarahs Mann wissen kann. Für Sarah und ihren sechsjährigen Sohn Harvey beginnt der schlimmste Alptraum ihres Lebens. Denn der Unbekannte verschwindet ebenso plötzlich wieder, wie er bei ihr aufgetaucht ist, und niemand will ihr glauben. Nur ihr Jugendfreund, der Psychiater Mark Behrendt (»Trigger«), kann ihr jetzt noch helfen. Ein psychologisches Duell mit dem Unbekannten beginnt. Und von Stephen Bridgewater fehlt weiterhin jede Spur …

Das Ende wird die Leser sicherlich ebenso überraschen wie in den Vorgängerromanen. Denn auch dieses Mal bleibt nichts so, wie es zunächst scheint, und es gibt niemanden, dem man trauen darf.

»DER MEISTER DES MYSTERIÖSEN«

Dorns Thriller zeichnen sich durch eine intensive Atmosphäre aus Angst und permanenter Bedrohung aus, ohne sich in Brutalität oder Blutorgien zu ergehen. »Ich halte nichts von Effekthascherei. Mich faszinieren die dunklen Seiten der menschlichen Seele und das Spiel mit der Angst«, betont der Autor, über den das niederländische Magazin »Crimezone« schreibt: »Hitchcock ist zurück, diesmal in Buchform!« Denn auch bei Dorn geht es um gewöhnliche Menschen, die in außergewöhnliche Situationen geraten, wobei Schuld, Obsessionen und Kindheitstraumata wiederkehrende Motive sind. Darüber hinaus finden sich zahlreiche Anspielungen auf das Horrorgenre und vermeintlich übersinnliche Phänomene in Dorns Thrillern wieder, weshalb ihn der deutsche »Donaukurier« als »Meister des Mysteriösen« bezeichnete.

WIRKLICHKEIT UND FIKTION

»Jeder meiner Romane hat einen realen Hintergrund«, sagte Dorn in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung »La Stampa«. Die Ausgangsidee für »Trigger« basierte beispielsweise auf der Geschichte einer Ruine, die er als Kind beim Durchstreifen eines Waldes entdeckt hatte. »Wie ich erfuhr, hatte der einstige Besitzer den Verstand verloren und eines Nachts den Hof mitsamt seiner Frau, den beiden Kindern und sich selbst niedergebrannt. Fast ein Vierteljahrhundert später wurde diese Erzählung für mich zum Auftakt eines Thrillers, in dem es ebenfalls um Wahnsinn ging.«

Auch »Kalte Stille« hat für Dorn einen persönlichen Bezug: Vor Jahren war sein fünfjähriger Cousin plötzlich verschwunden. »Gottlob fand ihn die Polizei nach wenigen Stunden unversehrt wieder – im Garten eines alten Mannes, wo er dessen Stallhasen fütterte. Als wir uns viele Jahre später bei einer Familienfeier darüber unterhielten, fragte ich mich, was gewesen wäre, wenn es bis heute keine Spur von ihm gegeben hätte. Welche Auswirkungen hätte das auf unsere Familie gehabt – und auf diejenigen, die man eines möglichen Verbrechens bezichtigt hätte? Also schickte ich Jan Forstner in die Hölle ständiger Ungewissheit, in der nicht einmal die lang ersehnte Antwort eine Erlösung ist.«

ZWISCHEN DEN ZEILEN: DIE GEHEIMNISSE HINTER FAHLENBERGS KULISSEN

Wie Dorn der »Elle« gegenüber erklärte, ist Fahlenberg eine Parabel. »Ein Ort, wie wir ihn alle kennen, und jeder dort hat Geheimnisse. Deshalb stehen alle drei Romane in Zusammenhang, auch wenn es sich um drei eigenständige Geschichten handelt.« Denn neben wiederkehrenden Figuren sind auch zahlreiche Anspielungen und verborgene Hinweise zwischen den Zeilen zu finden: Beispielsweise taucht in jedem Roman die Zahl 23 auf, die unter Verschwörungstheoretikern als Symbol des Mysteriösen bekannt ist, ebenso ein schwarzer Hund mit eindeutig freudschem Ursprung. In der Traumdeutung steht er für die animalische und böse Seite des Menschen.

In »Kalte Stille« essen die Akteure in einer Szene Heringssalat mit Roter Bete, – ein augenzwinkernder Hinweis auf eine falsche Spur, die in der Erzähltheorie auch als »Red Herring« bezeichnet wird. Ähnlich verhält es sich mit der Figur Janov in »Trigger«, für deren Name der Psychologe Anton Janov Pate stand. Er hatte einst Freuds Verdrängungstheorie widersprochen.

Auch finden die beiden wichtigsten Vorbilder des Autors immer wieder Erwähnung: So trägt ein Protagonist in „Trigger“ ein T-Shirt mit dem Aufdruck »Who killed Laura Palmer?«, es werden Donuts gegessen und man hört Angelo Badalamentis Musik – eine Hommage an David Lynchs “Twin Peaks”. Und Hubert Amstners Name in »Kalte Stille« ist ein Anagramm der Figur Hubert Marsten aus Stephen Kings Klassiker „Brennen muss Salem“.

Dass Ellen Roth in »Trigger« mit einem alten MX-5-Roadster unterwegs ist, liegt sicherlich daran, dass Dorn selbst ein solches Auto fährt.

Und dass ein Teil der Handlung von »Phobia« in Forest Hill stattfindet, erklärt sich dadurch, dass Dorn dort für einige Zeit gewohnt hat.

Aufmerksamen Lesern werden gewiss noch weitere versteckte Symbole in Dorns Romanen auffallen. Vor allem aber erwarten sie spannende Stunden in Fahlenberg. Denn wie schon Andreas Eschbach über seinen Kollegen schreibt: »Wulf Dorn ist der geborene Erzähler. Räumen Sie schon mal Platz im Regal frei; Sie werden es nicht bei einem seiner Bücher belassen wollen.