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Romy Herold entführt die Leser*innen in die opulente Welt einer Lübecker Marzipan-Dynastien!

Romy Herold ist das Pseudonym des Autorenduos Eva-Maria Bast und Jørn Precht, die mit ihren Romanen bereits mehrfach die SPIEGEL-Bestsellerliste eroberten.

Romy Herold
© Fotohaus Kerstin Sänger, Bearbeitung: Michael Wolf
Hallo Herr Precht. Bitte erzählen Sie uns von Ihrem neuen Buch »Das Marzipan-Schlößchen«.
Lieblich-süß und sanft bitter zugleich, zartes Mandelaroma, ein Hauch von Rosenwasser – Marzipan! Es sind nicht nur die köstliche Masse mit Biss und die Bewunderung für ihren Lieblingsschriftsteller Thomas Mann, die Dora Hoyler, eine siebzehnjährige Verkäuferin, 1921 nach Lübeck locken. Ihr seit dem Krieg spielsüchtiger Vater hat die Familie verschuldet in der schwäbischen Heimat zurückgelassen; und Doras letzte Hoffnung ist, hoch im Norden – im kleinem Marzipanladen ihrer Tante Iny - zu arbeiten. Cousine Babette wird dort zur besten Freundin, mit ihr lernt Dora all die vielen Rätsel, Kuriositäten und Originale der Hansestadt kennen und lieben. Doch dann zeigt ausgerechnet Babettes Schwarm Johann Herden, Erbe einer bekannten Marzipan-Fabrik, Interesse an Dora, und die Freundschaft der beiden jungen Frauen wird auf eine harte Probe gestellt. Das Zuhause von Johanns Herdens Familie, das malerische Marzipanschlösschen oberhalb der Trave, bisher ein Sehnsuchtsort für die Cousinen, entpuppt sich mehr und mehr als Hort dunkler Geheimnisse, die schließlich Doras Leben gefährden.

Haben Sie eine Lieblingsszene?
Ich mag die Szene am Strand von Travemünde sehr, weil sich hier die Berichte von Thomas Mann mit den zahllosen Besuchen meiner Kindheit an den Ostseestränden mischen; aber mein Favorit ist die Sequenz, in der Dora gleich am ersten Abend nach der Ankunft in Lübeck nacheinander einen Hund, ein Schaf, eine junge Schauspielerin und einen geheimnisvollen Schlossbewohner kennenlernt.

Welche Szene darin war am schwierigsten zu schreiben?
Es gibt in dem Buch eine Beerdigungsszene, die mir anfangs Kopfzerbrechen bereitet hat. Im Grunde gibt es da emotional nicht viel Spielraum, befürchtete ich: Die Trauer überlagert alles. Doch beim Recherchegespräch mit einem Bestatter erfuhr ich: Es gibt durchaus groteske Situationen am Grab, und man verzeiht Trauernden allerlei skurrile Reaktionen. So gelang es mir, mich selbst und die Protagonistin mit etwas Unvorhergesehenem zu überraschen.

Haben Sie eine Lieblingsfigur?
Der junge Konditor Siggi, der sein Stottern überwindet und mit einer Detektivin seiner Vergangenheit auf die Spur kommt. Diese historisch verbürgte Frauenfigur der Privatermittlerin liebe ich übrigens auch sehr!

Hat »Das Marzipan-Schlößchen« autobiografische Züge oder beruht es auf wahren Begebenheiten?
Auch ich bin von Kindheit an oft von Schwaben zur Verwandtschaft an die Ostsee gereist. Ansonsten sind die meisten Nebenfiguren real und die Ereignisse der Jahre 1921-1926 in der Hansestadt recherchiert.

Herr Precht, möchten Sie Ihren Lesern mit Ihrem Buch eine bestimmte Botschaft mitgeben?
Die, sich die eigenen Träume zu erfüllen – allen Widerständen zum Trotz. Und dass Konventionen die kleinste Rolle dabei spielen, die Menschen glücklich werden zu lassen.

Würden Sie uns ein wenig von sich persönlich erzählen – von Ihren Hobbys, Ihrer aktuellen Lebenssituation, Ihrem Traum vom Glück …?
Eigentlich hat sich dieser Traum bereits erfüllt. Ich darf seit 2014 mit meiner erweiterten Familie in Stuttgart Degerloch in einem romanwürdigen Ort leben: einer »Villa am Waldrand«.
Zur Inspiration gibt es in der Nähe meine Heimat, die Schwäbische Alb, und in der Ferne als Schreibdomizil die Verwandtschaft mütterlicherseits an der dänischen Grenze.
Meine beiden Jobs – Hochschulprofessor und Autor – ergänzen sich perfekt und machen mich sehr zufrieden. Wenn ich im Schreibfluss bin und die erdachten Charaktere ihr Eigenleben entwickeln, wenn ich bei der Recherche auf eine verlorene Geschichte stoße, wenn mir der erste Cover-Entwurf zugesandt wird, mir Leser*innen sagen, sie hätten geweint oder gelacht wegen meiner Geschichte, dann denke ich: Traumberuf.
Dasselbe denke ich aber auch, wenn ich an einer technisch großartig ausgestatteten Hochschule wie der HdM Stuttgart Studierenden aus aller Welt durch meine Erfahrungen beim Kreativsein helfen darf – und dabei selbst manchmal am meisten lerne. Insgesamt denke ich, dass es gut ist, einen Ausgleich zu haben, der einen Schreibtischtäter wie mich wieder unter reale Menschen in Aufbruchsstimmung bringt.
Zwei offene Träume gibt es aber noch. Mein erster Kontakt zum Schreiben für Live-Situationen war eine Lektoratstätigkeit für das Theaterstück des Hollywood-Regisseurs Roger Spottiswoode, das 2011 in Salisbury Premiere feierte: »The Spire«. Dem folgte 2017 die Arbeit als Texter des Jugend-Musicals »Bühne der Träume« sowie des Kirchenmusicals »Der Weg des Paulus« 2018. Musik mit ihrer Verbindung zu unserem emotionalen Gedächtnis fasziniert mich; – ich habe zwei Ideen für größere Musicals in der Pipeline und hoffe, dass ich die Zeit finde, diese auszubauen und anzubieten.
Aber am meisten wünsche ich mir, dass bald ein englischsprachiges Script von mir verfilmt oder ein Roman im Ausland lizenziert wird, da ich es liebe, wenn meine Geschichten viele Menschen erreichen.

Wofür engagieren Sie sich? Welche Organisation oder welches Projekt würden Sie gerne unterstützen – oder tun dies bereits?
Umweltschutz und Nachwuchsförderung im Medienbereich. Im Filmbüro Baden-Württemberg bin ich seit 2002 ehrenamtlicher Vorstand und für das von mir initiierte und von der MFG Filmförderung unterstützte Branchennachwuchsforum »First Contact« zuständig.


Herr Precht, verraten Sie uns bitte fünf Dinge, die wir noch nicht über Sie wissen.
1. Das durchgestrichene o in meinem Vornamen rührt daher, dass meine Mutter von der dänischen Grenze stammt, es wurde von den deutschen Behörden jedoch nicht anerkannt, im Pass steht daher Jörn mit ö.
2. Ich sammle alte Adventskalender von PEA.
3. Mein Lieblingsessen ist – neben Lübecker Marzipan – das schwäbische Nationalgericht: Linsen mit Spätzle.
4. Prägende Filme waren für mich: »The Shop Around the Corner«, »A Room with A View«, »The Holiday« und »Orphée«.
5. Meine derzeitigen Lieblingsserien sind: »Sex Education«, »Downton Abbey«, »Outlander« und »The Durrells«.



Kurze Lebensgeschichte von Jørn Precht
Ich bin Professor für Storytelling an der Stuttgarter Hochschule der Medien sowie mehrfach preisgekrönter Drehbuchautor für Kino- und Fernsehproduktionen. Ich habe mehrere Sachbücher und historische Romane verfasst, mein Erstling »Das Geheimnis des Dr. Alzheimer« wurde mit dem Literaturpreis HOMER prämiert.
Meine erste Erfahrung mit dem Schreiben löste der kleine Seefahrerbär Petzi aus. Ich liebte diese aus Dänemark stammenden Bildergeschichten schon mit vier. Als ich mit fünf meinen Vater bei einem Ausflug an den Uracher Wasserfall fragte: »Warum gibt es eigentlich keine Geschichte, in der Petzi seine Freunde Pelle und Pingo kennenlernt?«, antwortete er: »Schreib du sie doch.« Ich glaube, er hat nicht geahnt, was er damit lostrat, er hat mir aber dann irgendwann eine in der Zeitungsredaktion ausgemusterte Schreibmaschine mitgebracht.
Als ich über vier Jahrzehnte später durch den Praktikumsbericht einer Studentin erfuhr, dass ausgerechnet ganz in meiner Nähe, in Ludwigsburg, eine 3D-Version meines Kindheitshelden Petzi entstehen sollte, war ich wie elektrisiert. Als mir dann die Animationsfirma Studio SOI angeboten hat, als Autor von elf Folgen der Serie einzusteigen, war das neben meiner Arbeit mit dem Hollywood-Regisseur Roger Spottiswoode meine bisher schönste berufliche Erfahrung. Zwischen Lego-Modellen und vielen Animatoren, die die Storys gleich vor Ort am Computer umgesetzt haben, Petzi-Geschichten zu suchen, war so ein bisschen Storyteller-Himmel. Aber auch sehr kniffelig – während es beim Krimi ja primär um die routinierte Konstruktion von Blindspuren und Tatmotiven geht, muss man bei einer Preschool-Serie Konflikte finden, die auch im Kindergarten nachvollziehbar sind. Die viele Arbeit wurde dann aber mit Einschaltquoten bis zu 70 Prozent in der Zielgruppe belohnt.

Das Marzipan-Schlösschen

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