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Terézia Mora, Fitzi Haberland und Devid Striesow über "Die Liebe unter Aliens"

Devid Striesow wurde 1973 auf Rügen geboren. Sein Leinwanddebüt gab er 2000 in "Kalt ist der Abendhauch", seitdem ist Striesow ein vielbeschäftigter Mann; auch in Sachen Krimi: Seit 2013 spielt er den Saarbrücker Tatort-Ermittler Jens Stellbrink. 2015 wurde er für seine Hauptrolle in "Wir sind jung. Wir sind stark." mit dem Deutschen Schauspielerpreis ausgezeichnet. Als Hörbuchsprecher brillierte er mit "Die Entdeckung der Currywurst".

Bei den Aufnahmen zu Terézia Moras Erzählband "Die Liebe unter Aliens" hat uns Devid Striesow über seine Arbeit als Hörbuch-Sprecher berichtet und über die besonderen Herausforderungen im Vergleich zur Schauspielerei:

1) Hattest du beim ersten Lesen des Textes direkt eine Stimme im Kopf? Hattest du eine Vorstellung?

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In diesem Fall war es ja auch dadurch, dass es sich, in der ersten Geschichte zumindest, um eine Person handelt, nicht von Nöten, eine spezielle Stimme zu entwickeln, wie man das hat, wenn man Dialog-Geschichten hat zwischen Mann und Frau beispielsweise. Wenn man mehrere Personen hat, muss man sich, um sie voneinander abzusetzen, auch Gedanken machen, wie man das tut. Hier ist in der ersten Geschichte besonders der Vorgang ziemlich klar. Der Zustand der Figur ist ziemlich klar, in der er sich befindet. Die Stimme ist eine innere und ich glaube, das schafft man am ehesten, indem man es aus sich selbst holt oder aus sich selbst produziert. Dadurch, dass die Vorgänge so gut und so klar beschrieben sind, gibt es da eben auch die Möglichkeit, das so zu spielen. "In der Stimme spielen" heißt, "im Kopf klar denken". Es heißt: Du denkst die Prozesse, die im Text verhandelt werden.

2) In dem Moment gehst du in die Figur rein?

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Ich gehe in dem Moment in die Figur rein und kann mich umso leichter in die Situation versetzen, weil sie so genau beschrieben ist und kann dann den inneren Dialog, den die Figur führt, in der Situation, kann ich nachvollziehen. Wenn ich jetzt stumm lesen würde, wären es wahrscheinlich ähnliche Vorgänge, die ich im Kopf hätte. Die Möglichkeit des Lautlesens ist eben noch einmal bereichernd, weil es Bilder baut.

3) Das heißt, die Figur mit ihrem Rhythmus gibt dir sozusagen einen Rhythmus auch vor?

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Die Figur, richtig, die baut der Autor. Und je genauer er die baut, mit dem Rythmus, mit der Inhaltlichkeit, desto genauer kann ich sie dann reproduzieren und dann klingt das halt so.

4) Und gleichzeitig hattest du in der Geschichte ("Die Gepardfrage") auch noch einen auktorialen Erzähler, der dir ermöglicht, auch wieder auf Distanz zu dieser etwas schrillen Figur zu gehen.

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Das ist natürlich immer sehr schön, wenn es Erzählerfiguren gibt, die sozusagen dahinter stehen. Dass man wie in Eigenreflektion über den Vorgang, also als Erzähler selber, und dann nochmal die Figur. Und das in möglichst kurzen Wechseln wiedergibt. Das hat schon ein bisschen etwas Sportives, das hinzukriegen. Weil das macht den großen Reiz aus an solchen Geschichten, dass man innerhalb eines halben Gedankens zweimal hin und her springen kann.

5) Worin unterscheidet sich das Einsprechen eines Hörbuchs von dem Spielen einer Rolle für einen Film oder im Theater?

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Es findet ja viel kleiner statt. Der Vorgang des Produzierens im Kopf ist, glaube ich, nicht so unterschiedlich. Spielen kommt immer über den Kopf, Spielen ist immer eine Sache der Gedanken und es ist vor allen Dingen große Trainingssache. Je flexibler man die Dinge hält und Dinge belegen kann mit unterschiedlichen Möglichkeiten, desto reicher werden die Figuren.
Der Vorgang an sich ist immer: Denken. Das ist ganz blöd. Je genauer der Gedanke ist, desto genauer macht der Körper das, was der Kopf vorgibt. Das ist so, wie wenn man sagt, man kann sich nicht verstecken auf der Bühne. Man sieht immer, wenn die Hände verkrampft sind, aber im Oberkörper jemand versucht, etwas locker zu spielen. Man sieht einfach, wenn es nicht stimmt, wenn es oben, unten eine Distanz gibt. Und man hört es eben in der Stimme am ehesten. Ja, und vielleicht ist es so, dass man am freiesten sein muss, wenn man aufnimmt; Sprachaufnahmen macht, weil über die Stimme einfach alles zu hören ist.

6) Ist das Einsprechen vielleicht sogar eine noch konzentriertere Arbeit? Eine auf die Sprache konzentriertere Arbeit?

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Ja. Aber auch eine größere Abhängigkeit vom Text, weil man ja alle anderen Mittel nicht zur Verfügung hat. Man hat keinen Körper, man hat kein Gesicht, man hat keine Bewegung. Man kann sich auch nicht ohne Text an die Rampe stellen und stumm auf seine Ausstrahlung hoffen. Man ist auf die Sprache beschnitten – im besten Sinne.

7) Willst du etwas Allgemeines über die Erzählung von Terezia Mora sagen? Was hat dich am meisten fasziniert?

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Die verrückten Tempowechsel, die ich jetzt so mitbekomme. Ich lese halt immer laut. Aber jetzt, wenn ich es nochmal einlese, lese ich ja nochmal bewusster, weil ich erstens durchkommen möchte, ich möchte nicht ständig wiederholen. Man geht mit einer anderen Spannung in eine Aufnahme rein, als wenn man privat auch laut liest. Aber ich finde es immer wieder spannend, auch als Zuhörer, wenn es solche Tempowechsel gibt und so unerwartete, nicht nur inhaltliche Wendungen, auch textliche, sprachliche Wendungen für den Sprecher, der es liest. Und das, finde ich hier, ist die große Herausforderung. Trotzdem sehe ich in den Texten eine große Genauigkeit. Und ich finde Erzählungen, wie schon bei Kafka oder Böll, sind ein sehr dankbares Format. Nicht zu vergleichen mit Kurzfilm, aber Erzählung ist eine komprimierte Form, die ich auch als Leser sehr schätze.

Die Liebe unter Aliens

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