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Vicky Grant, 36 Fragen für dich

Vicky Grant: »36 Fragen an dich« (Heyne fliegt)

Interview mit Vicky Grant

Die kanadische Autorin Vicki Grant arbeitete zunächst in der Werbung und als preisgekrönte Drehbuchautorin, bevor sie ihre wahre Leidenschaft entdeckte: das Schreiben von Jugendbüchern. Ihre Romane wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Vicki Grant lebt mit ihrer Familie in Halifax, Nova Scotia.

1. War es schon immer Ihr Traum, Autorin zu werden?

Nein, wie bei den meisten Dingen in meinen Leben bin ich da irgendwie reingestolpert. Ich war eines von diesen Kindern, die nie wussten, was sie später einmal werden wollten. Oder vielleicht war es auch so, dass ich einfach zu viele Ideen hatte. Lehrerin, Designerin, Physiotherapeutin – meine Interessen waren breit gestreut. Als ich dann meinen Uniabschluss hatte, entschloss ich mich aus einer plötzlichen Laune heraus, einen Job in einer Werbeagentur anzunehmen. Über die Werbung kam ich dann zum Fernsehen und zum Drehbuchschreiben – und das brachte mich schließlich auf die Idee, ein Buch zu schreiben, das in der Fernsehwelt spielt. Als ich „The Puppet Wrangler“ zur Hälfte geschrieben hatte, da wusste ich es plötzlich: Ich wollte eine Autorin sein.

2. Haben Sie jemals selbst an diesem psychologischen Experiment, das Sie in Ihrem Roman beschreiben, teilgenommen, also 36 Fragen mit einem unbekannten Gegenüber diskutiert? Und wenn nicht: Würden Sie gern teilnehmen?

Bis jetzt habe ich das noch nicht getan, aber ich glaube, es wäre wirklich sehr interessant. Während der Arbeit am Roman habe ich immer wieder die brillante Strategie bewundert, die hinter diesen Fragen steckt. Anfangs erscheinen sie noch so beiläufig, aber dahinter steckt Methode! Das Experiment schafft es tatsächlich, den Prozess des Sich-Verliebens wie im Zeitraffer zu beschleunigen. Die allerersten Fragen laden zu Small Talk und Flirten ein. Wenn man aber voranschreitet, werden die Fragen immer persönlicher – in etwa so, wie man sich in einer Beziehung Schritt für Schritt kennenlernt. Du sollst deine Geheimnisse offenbaren, deine Träume, deine schlimmsten Enttäuschungen. Es ist ein ziemlich erfolgreicher Weg, jemanden kennenzulernen – und sich vielleicht sogar in ihn zu verlieben.

3. Welche von diesen 36 Fragen erscheint Ihnen die schwierigste, wenn Sie sie beantworten müssten?

Da kommt einem gleich die Frage Nr. 18 in den Sinn: „Was ist deine schlimmste Erinnerung?“ Damit tun sich Hildy und Paul definitiv am schwersten. Die Frage kann zweifelsohne schmerzhaft sein, aber die Frage, die ich persönlich komischerweise am schwierigsten finde, ist die Nr. 22: „Sagt euch abwechselnd, was ihr am anderen als positive Eigenschaft betrachtet. Ihr solltet jeweils auf fünf Eigenschaften kommen.“ Irgendetwas daran beschämt mich. Ich weiß gar nicht, was schlimmer ist: deinem Interviewpartner die positiven Eigenschaften ins Gesicht zu sagen oder ihm dabei zuzuhören, wie er mit sich ringt, fünf nette Dinge über dich zu finden.

4. Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick?

Vielleicht ja. Ich erinnere mich daran, wie ich einst, mitten in einem überfüllten Raum, plötzlich einen großen, dunkelhaarigen Fremden erblickte (der später mein Ehemann werden sollte) – und in meinem Kopf ein Glöckchen erklang. War das Liebe auf den ersten Blick? Oder eine Warnglocke? Oder ein Anflug von Tinnitus? Ich weiß es wirklich nicht. Aber nur vier Dates später meinte er: „Lass uns heiraten.“ Und wir sind noch immer ein Paar.

5. Wenn Hildy Ihre beste Freundin wäre, welche von Ihren Eigenschaften und Angewohnheiten würden Sie mögen? Und welche würden Sie hassen?

Am besten finde ich Hildys Mut. Das mag jetzt komisch klingen, da Hildy sich ja recht viele Sorgen macht. Aber genau das ist die Definition von Mut, oder? Angst davor haben, etwas zu tun, und es trotzdem tun. Hildy geht durchs Leben und fürchtet sich vor fast allem, aber am Ende stürzt sie sich kopfüber hinein. Was würde ich an ihr hassen? Nun, hassen ist vielleicht ein etwas zu starkes Wort, aber gerade diese Ängstlichkeit könnte einem auch ziemlich auf die Nerven gehen. Wir haben doch alle Freunde, die schlau, schön und talentiert genug sind, die ganze Welt zu erobern, aber dauernd an sich zweifeln. Du wirst sie natürlich eine ganze Weile ermutigen – aber irgendwann möchtest du sie nur noch an den Schultern packen und kräftig durchschütteln.

6. Würden Sie sich an Hildys Stelle in Paul verlieben?

Würde ich das oder habe ich das sogar schon? Egal, die Antwort ist in beiden Fällen: Ja. Als ich den Roman beendet hatte, wurde mir klar, dass Paul genauso ist wie die Jungs, in die ich mich in der Highschool verknallte. Schlagfertig, cool und auch so ein bisschen vom Leben gezeichnet. Von diesen Typen mit etwas gefährlicher Ausstrahlung war ich besessen – und hatte gleichzeitig auch Angst vor ihnen. Wer wäre nicht zu irgendeinem Zeitpunkt im Leben einem Bad Boy verfallen?

7. Am Anfang versucht Paul mit allen Mitteln, cool rüberzukommen. Aber in seinem Inneren ist er eher zart besaitet, oder?

Ja, ganz genau wie diese Jungs in der Highschool. Trotz ihres stolzen Auftretens und ihrer harten Sprüche und ihrer Prügeleien auf dem Schulparkplatz waren sie doch alle heimliche Muttersöhnchen.

8. Könnten Sie sich vorstellen, sich in jemanden zu verlieben, den Sie im echten Leben nie getroffen haben, jemanden, den Sie nur aus dem Internet kennen, durch E-Mails, Chatten etc.?

Ich kenne tatsächlich eine Menge Leute, die auf diesem Weg ihre Liebe gefunden haben. Aber ich selbst würde dem wahrscheinlich nicht trauen. Es ist zu einfach, im Internet ein bestimmtes Bild von sich zu vermitteln. Ich dagegen will wissen, was in jemandem vorgeht, wem man ihm in die Augen schaut. Ich will hören, womit er in bestimmten Situationen versehentlich herausplatzt, ehe ich ihm das „L-Wort“ sage. (Ich würde auch gern sichergehen, dass ich Herzklopfen bekomme, sobald er den Raum betritt. Soweit ich weiß, haben sie bis jetzt noch keinen Weg gefunden, dieses Gefühl digital zu übertragen.)

9. Was machen Sie, wenn Sie gerade einmal nicht schreiben?

Das kommt auf die Jahreszeit an. Wir haben eine kleine alte Fischerhütte anderthalb Stunden von der Stadt entfernt. Sobald der Schnee geschmolzen ist, verbringen wir jede freie Minute dort. Ich schwimme, fahre Rad, gehe wandern und arbeite im Garten. Aber die meiste Zeit liege ich in einer gelben Hängematte, schaue auf den verlassenen weißen Sandstrand und lese, lese, lese. Das restliche Jahr über arbeite, reise, lese ich - und esse zu viel. Dieses Jahr hoffe ich, dass ich es endlich schaffe, den Podcast zu produzieren, mit dem ich mich schon lange beschäftige. Außerdem will ich mich überwinden und wieder mit dem Malen anfangen (ich bin nicht besonders gut darin, aber es ist gut für mich. Es hilft mir, die Welt auf eine andere Weise wahrzunehmen).

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