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Ulla Scheler über ihr Buch »Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen«

Das Interview

„Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen“ ist dein erster Roman. Ist es auch die erste Geschichte, die du geschrieben hast?
Ich weiß nicht, wie viele Kurzgeschichten ich vorher geschrieben habe, aber auf jeden Fall hatte ich davor schon eineinhalb Manuskripte in Buchlänge geschrieben. Und wenn ich daran denke, wie oft ich die Geschichte von Hanna und Ben umgeschrieben habe, ist es bestimmt meine fünfte buch-lange Geschichte. :)

Erinnerst du dich an deine erste Geschichte?
Hm. Die erste Geschichte war das bestimmt nicht, aber ich erinnere mich an eine Geschichte, die ich für einen Wettbewerb am Theater geschrieben habe, als ich noch in die Grundschule ging: Ich weiß nur noch, dass die Kuscheltiere irgendwie die Wohnzimmer-Schlucht überqueren mussten, ohne dass es ihre Besitzerin mitbekam. Warum sie dort rüber mussten? Keine Ahnung. Die Geschichte durfte ich dann im Radio vorlesen – das war toll!

Du verbindest in deinem Roman eine Liebesgeschichte mit einem Spannungs-Element. Liest du privat lieber Thriller oder Liebesromane?
Ich lese ungefähr alles, was ich in die Finger kriege. Meine Freunde machen Witze darüber, dass ich jedes Mal, wenn ich sie treffe, gerade aus einer Bibliothek oder Buchhandlung komme. Auf meinem Nachtisch (und darunter) türmen sich deswegen immer verschiedene Bücher, gerade zum Beispiel zwei Sachbücher, zwei Klassiker, ein Fantasy-Schinken und ein Jugendroman.

Woher kam deine Inspiration für diese Geschichte?

Ich liebe das Meer und einsame Strände. Sagen und Legenden habe ich auch schon immer gemocht, das erklärt das vielleicht. Aber woher Hanna und Ben gekommen sind, weiß ich nicht. Geschweige denn der Rest der Story. Ich glaube, da hat ein Satz eine Szene inspiriert und eine Szene einen Dialog und der Dialog wieder eine Figur.

Würdest du sagen, dass die Heldin Züge von dir in sich trägt?

Bestimmt! Ich glaube, das kommt daher, dass man sich selbst am einfachsten beobachten kann. Manche Dinge würde ich allerdings ganz anders machen als Hanna. Und es steckt auch einiges von mir in Ben und den anderen Hauptcharakteren.

Welche Bücher haben dich geprägt?

Wow, diese Frage finde ich schwierig. Da gab es jedes Jahr ein, zwei Bücher, wo ich dachte: „Ja, genau so fühlt sich das an.“ Oder: „Was? Das kann man wirklich machen?“
Müsste ich eines aussuchen, würde ich „Die fürchterlichen Fünf“ von Wolf Erlbruch nehmen. Das war mein liebstes Bilderbuch und ich finde es immer noch toll.

Beide Protagonisten haben einen Elternteil verloren bzw. wachsen ohne Vater auf. Warum ist dir diese Familiendynamik so wichtig?
Das waren Entscheidungen, die ich wegen der Story und der Charaktere getroffen habe. Mir ist einfach die Dynamik zwischen Menschen allgemein wichtig – und unsere Familie ist uns ziemlich nah, deshalb ist das natürlich ein Teil davon. Genauso wichtig ist aber die Dynamik zwischen uns und unseren Freunden – im Buch zwischen Hanna und Ben.

Du studierst Psychologie. Denkst du, dass du dieses Wissen in künftige Geschichten einfließen lassen kannst? Und hat dieser Studiums-Wunsch etwas mit deinem Interesse an Menschen und deren Geschichten und Motivationen zu tun?
Ich glaube, das hat eher indirekt miteinander zu tun: Ich versuche, den Menschen, die ich treffe, gut zuzuhören und sie zu verstehen. Geschichten zu schreiben und zu lesen hilft dabei mindestens so sehr wie das Psychologie-Studium, finde ich.

Ben ist ein begnadeter Graffiti-Künstler. Gibt es einen Künstler, den du besonders bewunderst – und wenn ja, wofür?
Ich liebe Graffiti, wenn sie gut gemacht sind. Am liebsten mag ich die, die eine Geschichte erzählen, oder hinter denen eine Geschichte steht. In Porto hat ein Graffiti-Künstler 998 Kraniche gesprüht – die ganze Stadt hat mitgefiebert. So etwas finde ich toll. (Die letzten beiden hat er dann in Brasilien gesprüht. Und da frage ich mich gleich: Warum nicht auch in Porto?)

Zeichnest du auch selbst?
Manchmal. Aber ich schreibe lieber.

Worüber würdest du nie schreiben?
Über Dinge, die mich nicht interessieren – denn stattdessen könnte ich ja über etwas schreiben, das ich unglaublich toll finde oder richtig schrecklich.

Du bist noch sehr jung und hast deinen Roman begonnen, als du noch zur Schule gegangen bist. Wann war deine Schreibzeit?
Ich habe mir hier und da eine Stunde zusammen gestohlen. Und natürlich in den Ferien.

Wussten deine Eltern oder Freunde, dass du schreibst? Hast du sie mitlesen lassen?

Ja, die wussten, dass ich regelmäßig verschwinde, um in meinen Laptop zu tippen. Und haben das jahrelang hingenommen, ohne jemals etwas Geschriebenes zu Gesicht zu bekommen. Ich hätte da sonst was tun können … :)

Du hast drei Jahre an diesem Roman gearbeitet. Wann und wo war der Punkt, dass du daran gedacht hast, ihn veröffentlichen zu lassen?
Wenn es nach mir gegangen wäre, würde dieser Roman immer noch in meiner Schublade liegen. Zum Glück hat eine Freundin von mir immer wieder nachgehakt, bis ich es endlich aus der Hand gegeben habe. Sie hat es gelesen und mich davon überzeugt, es mal bei ihrem Agenten zu versuchen. Ich habe ihrem Urteil vertraut und jetzt sind wir hier.

Wo schreibst du am liebsten? Muss es da ruhig sein oder hörst du bestimmte Lieder?

Ich schreibe an meinem Laptop. Ab und zu höre ich Musik und das ist dann auch wichtig für die Geschichte, aber meistens ist es still abgesehen von den Figuren.

Du hast einen ganz besonderen, teilweise fast lyrischen Sprachstil. Hat man dir schon zu Schulzeiten eine Begabung im Deutschen bescheinigt?
Danke! Ich war zumindest gut darin, die Texte anderer Autoren zu analysieren – was man ja in der Schule hauptsächlich macht. Aber ich hatte auch eine tolle Deutschlehrerin, die überzeugt war, dass sie irgendwann mal ein Buch von mir liest.

Arbeitest du lange an einzelnen Szenen, Sätzen, Bildern?
Ja. Manchmal, ganz ganz selten, schreibe ich eine Szene und sie passt, das heißt, ich ändere nur noch Kleinigkeiten. Meistens ist das nicht so, dann brauche ich mehrere Anläufe bis ich zufrieden bin. Für jede Seite, die es ins Buch geschafft hat, habe ich drei Seiten weggeschmissen.

Wer ist dein Schreibvorbild?
Ein richtiges Schreibvorbild im Sinne einer Schriftstellerin oder eines Schriftstellers, die/den ich sehr bewundere, habe ich gar nicht. Ich mag viele Leute für kleine Dinge: Hier ein Satz, dort ein Dialog, da drüben eine Beschreibung und ab und zu ein perfektes Wort.

Hast du schon eine Idee für einen neuen Roman?
Eine Idee? Eher fünf. :) Die Ideen zu haben ist leicht – das Aufschreiben macht dann die Arbeit und das Haare-Raufen.

Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen

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