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Ulrike Draesner

Sieben Sprünge vom Rand der Welt

Roman

(2)
Taschenbuch
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Was es bedeutet, die Heimat zu verlieren

Ulrike Draesner kreuzt die Lebenswege der schlesischen Grolmanns mit dem Schicksal einer aus Ostpolen nach Wroclaw vertriebenen Familie. Vier Generationen kommen zu Wort. Virtuos entwirft der Roman ein Kaleidoskop der Erinnerungen, die sich zu immer neuen Bildern fügen. Sie zeigen, wie durch Zwangsmigration zugefügte Traumata sich auswirken, wie seelische Landschaften sich von einer Generation in die nächste weiterstempeln. Die Geschichten der Grolmanns und der Nienaltowskis werden zum Spiegel von hundert Jahren mitteleuropäischer Geschichte. Mitreißend und poetisch erzählt die Autorin von den Mühen und Seligkeiten der Liebe zwischen Eltern und Kindern, von Luftwurzeln, Freiheit und Migration.

Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung 2024 für Draesners Gesamtwerk: »Ulrike Draesners Werke halten – mit hochentwickeltem Sprachbewusstsein – literarische Signale politischer Vorgänge in Zeitenwenden fest; sie bezeugen dadurch die verwandelnde Kraft der Literatur.« (aus der Begründung der Jury)


Originalverlag: Luchterhand Literaturverlag
Taschenbuch, Broschur, 560 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-328-10905-1
Erschienen am  13. December 2021
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

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Rezensionen

Von Tieren und Menschen

Von: Stephanie Jaeckel

11.03.2016

Beim Lesen bin ich gleich über den ersten Übergang gestolpert: Den zum zweiten Kapitel. Denn wer im ersten „Vati“ genannt wird, ist keinesfalls der „Vater“ im zweiten. Eustachius ist vielmehr einmal Sohn und als solcher ein an den Baum gebundenes Kind und dann ein Greis von zweiundachtzigdreiviertel, der zwanghaft Bilderrahmen zurecht rückt und von „glücklichen Räumen“ redet. Tatsächlich war mir das erste Kapitel beim ersten Lesen so suspekt, dass ich das Buch schon weglegen wollte. Habe ich nicht getan. Und jetzt bin ich zu einer zweiten Lektüre entschlossen. Im vierten Absatz des zweiten Kapitels kommt Ulrike Draesner zum ersten zentralen Thema, den Tochter-Vater-Konflikt zwischen Simone und Eustachius Grolmann. Beide sind Primatenforscher, er mehr auf das Gehirn der Tiere, sie auf deren Verhalten spezialisiert. Gleich – und wie nebenher – räumt Draesner mit einen Vorurteil auf: Affen äffen nicht nach, Affen täuschen. Die Tochter nennt den Vater nicht „Vati“, wie der Vater den Großvater, sondern „Stach“. Stach wird für mich die interessanteste Figur des ganzen Buches sein. Aber es gibt häufig Umwege. Wie auch jetzt, wo nach der Erkenntnis über die Primaten nahtlos eine weitere Figur eingeführt wird, Jonny, Simones Ehemann. Auch er bekommt gleich, wie Stach, der zwanghafte Bilderrücker, eine schräge Schraffur: Als Naturbursche liegt er mit einem Thrombosestrumpf im Ehebett und leidet raumgreifend. Zwei Seiten weiter lese ich dann mein eigenes Thema – unausgegoren, seit Jahren schon bewusst, dennoch verdrängt – das der Kindergeneration der Kriegskinder oder anderes formuliert, die Frage nach den eigenen Verkrüppelungen als Kind von kriegstraumatisierten Eltern. Wie lange war ich mit meinen Ängsten, Paniken, Unfähigkeiten alleine gewesen. Wie plötzlich, im Grunde auch erst, als meine Eltern auf die 70 zugingen, wurde mir klar, welchen Ballast ich jahrelang mit mir rumgetragen hatte. Bei Ulrike Draesner geht es auch darum. Beim Weiterlesen erinnere ich mich, wie kühl und kühn ich das Buch anfangs fand, und dass ich am Schluss etwas ernüchtert war. Jetzt passiert, was ich erwartet habe: Überall finde ich Hinweise dick wie Zaunpfähle, die ich damals allesamt überlesen habe, um erst in der zweiten Buchhälfte so nach und nach zu verstehen. Ich sehe ein: Ich bin im Grunde eine lausige Erstleserin (jaja, ich lese enorm schnell). Aber auch: ich habe damals und jetzt ein anderes Buch gelesen – eine Vermutung, der Leseforscher/innen längst auf der Spur sind, die sich hier für mich eindeutig bestätigt. Der Roman ist 555 Seiten lang. Erzählt wird die Geschichte – die sich als deutsches Panorama des 20. Jahrhunderts erweist – aus neun Ich-Perspektiven, die sich ihrerseits aus vier Generationen speisen. Es kommt alles vor: Krieg und Vertreibung, Familienkonflikte, Traumata, Neurosen. Nicht zu vergessen: Details aus der Affenforschung. Ich gebe zu, mehr als einmal den Faden verloren zu haben. Auch gefielen mir nicht alle Kapitel gleich gut. Zumal Ulrike Draesner sich die Mühe gemacht hat, ihren Erzählstil an die verschiedenen Figuren anzupassen. Hier und da wurde mir das zu viel. Aber es gibt auch Glanzpunkte. Die mich im ersten Lesefluss fast erschlagen haben. Auch dafür lese ich das Buch nun ein zweites Mal. Was mich über einige Verstimmungen und Ermüdungen bei der Lektüre gehalten hat, ist die frische Schräglage, aus der Ulrike Draesner ihre Figuren betrachtet. Da liegt vieles knapp neben dem Klischee, was eine genaue Beschreibung verlangt und beim Lesen Energie freisetzt – fürs Erste habe ich viel gelacht. Und dann oft eine Überlegung aufgenommen und in die eigene Familie weitergesponnen. Den Vergleichen von Affen und Menschen konnte ich viel abgewinnen. Zumal ich damals auch das Buch „Wir sind Tier“ der beiden US-amerikanischen Autorinnen Barbara Natterson-Horowitz und Kathryn Bowers gelesen habe, eine populärwissenschaftliche Abhandlung über unsere physiologische und psychologische Nähe zu Tieren. Dass Eustachius Grolmann sich in einer Talkshow selbst zum Affen macht, ist unangenehm zu lesen, aber stark, denn so sträubt er sich zumindest meinem Affekt, ihn zu bewundern (trotz oder weil alledem), ist gleichzeitig zu lang auserzählt. Überhaupt hätte ich mir die „Pointe“ vom Affenparadies kürzer gewünscht – hier erklärt sich vieles Rätselhafte der ersten Kapitel zu ausführlich. Allerdings ist eines der stärksten Momente einer aus dem Affenparadies, in dem Stach mit einem ausgebüchsten Affen durch die bundesdeutsche Provinz läuft, ohne dass auch nur ein/e Vorbeikommende/r den Affen zur Kenntnis nehmen würde. Ein weiterer größter Moment, die Erzählung von Hannes Grohlmann, dem Vater von Stach. Und die weltumarmende Coolness von Enkelin Esther. Ein großes Buch mit einigen Schwächen, das ich gerne zu Hause habe, um die eigene Geschichte immer mal wieder gegenzulesen. Ich danke Random-House für das Rezensionsexemplar. Ulrike Draesner, Sieben Sprünge vom Rand der Welt. Taschenbuchausgabe München 2016.

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Nebulöse Verwirrung

Von: Helmut Horten aus 4705 Duisburg

05.08.2014

Also, ich habe (mich durch) den Roman von der ersten bis zur letzten Seite gelesen (durchgequält). Bisher ist mir kaum ein Roman untergekommen, den man von hinten nach vorn lesen sollte. Die erste Hälfte stand ich ob der vielen Namen-teilweise nur Vornamen-wie "der Ochs vorm neuen Scheunentor". Es entwickelte sich meiner Meinung nach auch keine kontinuierliche Handlung, sondern nur eine Art von Rösselsprung einzelner Ereignisse. Das hat mir den Lesegenuss leider verdorben. Hilfreich wäre als Anlage eine genealogische Auflistung der beiden Familien, so dass wenigstens darüber von Anfang an Klarheit herrscht. MfG H. Horten

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Vita

Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, wurde für ihre Romane und Gedichte vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Preis der LiteraTour Nord, dem Bayerischen Buchpreis, dem Deutschen Preis für Nature Writing, dem Ida-Dehmel-Literaturpreis (alle 2020) sowie mit dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds (2021). Von 2015 bis 2017 lebte sie in Oxford, seit April 2018 ist sie Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sie ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Draesner wohnt und schreibt in Leipzig und Berlin – neben Romanen und Gedichten auch Erzählungen und Essays. Für ihr dichterisches Gesamtwerk wurde ihr 2014 der Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik verliehen, denn, so die Jury, »Ulrike Draesner poetisiert die Welt«.

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