Adam hat mit seiner Band den großen Sprung geschafft, er ist ein gefeierter Rockstar. Doch das ist mitnichten das Leben, das er eigentlich führen will. Vielmehr bringt der Ruhm ihn immer mehr zum Verzweifeln. Die Interviews, die Fans, das Gekreische, das ständige Unter-Beobachten-Stehen. Aber vor allem vermisst er Mia. Nach dem Unfall ist sie auf die Juilliard gegangen und hat dann irgendwann den Kontakt einfach abgebrochen. Adam blieb zurück, ohne zu wissen, was geschehen war. Warum ging sie? Warum hat sie nicht irgendetwas gesagt? Er übersteht die Tage nur mithilfe von Medikamenten. Er ist erfüllt von Verzweiflung, Selbtszweifeln, Selbstmitleid, Selbstzerstörung, Selbsthass, Hass auf den Rest der Welt. Nicht einmal die Musik kann ihn noch retten. Und dann entdeckt er einen Flyer, auf dem ein Konzert von Mia Hall angekündigt wird. Und ohne näher darüber nachzudenken, geht er hin und lauscht ihrer Musik. Mia und er verbringen anschließend die Nacht zusammen, indem sie durch New York streifen und miteinander reden. Doch wird das irgendetwas ändern? Wird Adam jemals verstehen können?
Dieses Mal ist die Story aus Adams Perspektive geschrieben. Während dem Lesen spürt man seine Selbstzerstörung deutlich und er ist nicht mehr der sympathische Junge aus dem ersten Band. Dennoch konnte ich mich mit ihm sehr gut identifizieren, vermutlich besser als mit dem Adam aus Wenn ich bleibe. Vielleicht habe ich ja selbst einen Hang zur Selbstzerstörung, wer weiß. Jedenfalls konnte ich seine Entscheidungen nachvollziehen und ich wusste genau, warum er sich wie ein totaler Idiot verhält. Ich konnte ihn wirklich verstehen.
Als ich das Buch damals zum ersten Mal gelesen habe, war ich ziemlich enttäuscht davon. Ich war vielleicht aber auch einfach zu jung, um Adam wirklich zu verstehen und Lovesong unterscheidet sich sehr von Wenn ich bleibe. Hier geht es nicht mehr um die Entscheidung zwischen Leben und Tod. Hier geht es viel mehr um etwas realeres: Um das echte Leben. Die echte Verzweiflung. Die eigene Selbstzerstörung. Dieses Drama, was sich Leben nennt. Und mein heutiges Ich kann sich damit identifizieren. Und als ich Lovesong erneut gelesen habe, mochte ich es sehr. Es reicht nicht an Wenn ich bleibe ran, denn es fehlt dieser emotionale Wasserfall in die Tiefe, die nur ein Tod hervorrufen kann und es fehlt die tiefgehende Frage über Leben und Tod. Und dennoch fand ich das Buch lesenswert. Denn es zeigt einem auf emotionale Art und Weise die Abgründe der Menschen. Die Abgründe von Adam. Wie er aufgrund seiner Verzweiflung langsam zerbricht. Nach außen hin zu einem arroganten Idiot, während er innen drin einfach nur leer ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich dieses Gefühl kenne. Dass ich weiß, wie es ist, nach außen eine Maske zu zeigen und nie man selbst zu sein, während es innerlich völlig anders aussieht. Vielleicht konnte ich mich deshalb mit diesem Adam so gut anfreunden und mich mit ihm identifizieren, sodass ich das Buch sehr gerne gelesen habe und auf jeden Fall erneut lesen werde. Für mich durchaus empfehlenswert, sofern man sich darauf einlässt, dass Lovesong nicht die gleiche Thematik hat wie Wenn ich bleibe. Beides sind unterschiedliche Bücher, die unterschiedliche Zeiträume im Leben derselben zwei Menschen zeigen. Und mich hat das sehr berührt.
Was die Titel anbelangt: Lovesong ist ja mal total daneben. Mal abgesehen davon, dass man niemals auf die Idee kommen würde, dass Lovesong der zweite Band von Wenn ich bleibe sein könnte, wären da nicht die sich ähnelnden Cover. Ein Titel auf deutsch, der zweite auf englisch, geht meiner Meinung nach gar nicht. Und vor allem: Lovesong hat absolut nichts mit dem Inhalt zu tun. Denn der geht viel mehr um Zerstörung. Selbstmitleid. Selbstzweifel. Dem dunklen Loch, in welches Adam fällt. Nicht um ein Liebeslied, vielmehr das Gegenteil. Vermutlich wurde bei einer Neuauflage des Buches deshalb auch der Titel geändert. Nur diese eine Nacht heißt das Buch also jetzt. Dieser Titel ist eigentlich ziemlich passend, denn das Buch handelt von eben jener Nacht, in der Adam und Mia sich wiedersehen. Und trotzdem gefällt mir der englische Originaltitel Where she went besser, denn Adam hat keine Ahnung, warum Mia ihn verlassen hat und wo sie jetzt ist. Er hat keine Ahnung, wie es ihr geht oder was sie macht. Aber Nur diese eine Nacht ist dann doch akzeptabel ;)
fazit
Völlig anders als Wenn ich bleibe und dennoch empfehlenswert. Der Schreibstil ist wie schon bei Band 1 flüssig und einfach, dieses Mal aus der Perspektive von Adam. Die Geschichte hat mir gut gefallen und ich fand sie auch nicht langatmig. Man muss sich jedoch darauf einlassen, dass Wenn ich bleibe und Lovesong verschieden sind. Band 1 ging vielmehr um Leben und Tod und um die erste große Liebe. Band 2 hingegen handelt von Selbstzerstörung und Selbsthass. Von Zweifeln und Verzweiflung. Von der eigenen Zerbrechlichkeit und von dem Verlust einer Liebe. Beide Thematiken wurden von Gayle Forman sehr gut umgesetzt und deswegen empfinde ich beide Bücher auch als sehr empfehlenswert.